Alle Artikel in: Wirtschaftsgeschichte

Berliner Jubiläen 2021

So ein echtes Jubiläum kommt eigentlich nur alle 50 Jahre – und wenn man sich die Wortbedeutung ansieht, möchte man fast von der Widderkehr sprechen und nicht von der soundsovielten Wiederkehr des Ereignisses. Denn das Jubiläum entlehnt sich dem hebräischen „jovel“, was „Widder“ bedeutet. Widderhörner nämlich waren das Blasinstrument, mit dem alle 50 Jahre der große Schuldenerlass verkündet wurde.

Dauerbrenner: Petromax von Ehrich & Graetz

Die Geschichte der Ehrich & Graetz AG beginnt 1859 mit einer Werkstatt für Petroleumlampen in Berlin-Kreuzberg. Gegründet wurde sie vom Klempnermeister Albert Graetz, der sich sieben Jahre darauf mit Emil Ehrich als Kapitalgeber zusammentat. Gemeinsam gründeten sie am 2. Januar 1866 die „Ehrich & Graetz OHG“. Nach dem Tod Emil Ehrichs 1887 führte Albert Graetz den Betrieb gemeinsam mit seinen Söhnen Max und Adolf weiter.

Unternehmerruhestätten auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee

Auf dem Weißenseer Friedhof liegen u.a. der Physiker Hermann Aron, dem wir den Stromzähler verdanken und dessen Name sich in der nach ihm benannten Messvorrichtung für Drehstromleistung erhalten hat. Es liegt hier Max Hirsch, der zusammen mit Franz Gustav Duncker den nach ihnen benannten Gewerkverein gründete ebenso wie der Gründer des S. Fischer-Verlages. Rudolf Mosse fand hier seine letzte Ruhestätte.

Bremsspuren in Lichtenberg: Die Knorr-Bremse AG

Die Karriere von Georg Knorr begann Mitte der 1880er Jahre im Berliner Ingenieurbüro von J. F. Carpenter, der sich um die Einführung der von ihm entworfenen „Zweikammer-Druckluftbremse“ bemühte. Nachdem sich das Modell in Europa nicht durchsetzen konnte, übernahm Knorr 1893 das Unternehmen. Er stellte 1900 seine „Knorr-Einkammer-Schnellbremse“ vor. Die Knorr-Bremse sollte bereits fünf Jahre danach Standard bei deutschen Bahnen und wenig später in ganz Europa werden.

Lichtenbergs Unternehmen zwischen Aufbruch und Zwangsarbeit

Lichtenberg mit seinem guten Eisenbahnanschluss bot für das explosionsartig wachsende Berlin Ende des 19. Jahrhunderts Raum für Industrieansiedlungen. Großbetriebe wie Siemens & Halskes Fabrik für Alkohol-Messapparaturen, die Norddeutsche Kugellagerfabrik, die Margarinewerke Berolina. die Löwen-Brauerei AG und die Deutschen Niles-Werke gehörten dazu.

Berliner Jubiläen 2020

Viele Unternehmen scheinen alles zu haben: zufriedene Mitarbeiter, treue Kunden, tolle Produkte, rosige Aussichten in die Zukunft, doch dann kommt das Jubiläum und damit der Anlass, sich selbst einmal so richtig zu feiern. Dann stellen viele Unternehmen fest, dass ihnen eines doch gefehlt hat: ein ordentliches Archiv, aus dem sich die eigene Identität, die Reihe der Erfolge, kurz: die Geschichte erzählen ließe, die zu feiern ist. Darum gilt: Wann hat Noah seine Arche gebaut? – Vor der Sintflut. Wann sollte ein Unternehmen ein historisches Archiv anlegen? Vor dem Jubiläum – oder sich spätestens dann selbst schenken.