Wirtschaftsgeschichte
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Dauerbrenner: Petromax von Ehrich & Graetz

Die Geschichte der Ehrich & Graetz AG beginnt 1859 mit einer Werkstatt für Petroleumlampen in Berlin-Kreuzberg. Gegründet wurde sie vom Klempnermeister Albert Graetz, der sich sieben Jahre darauf mit Emil Ehrich als Kapitalgeber zusammentat. Gemeinsam gründeten sie am 2. Januar 1866 die „Ehrich & Graetz OHG“. Nach dem Tod Emil Ehrichs 1887 führte Albert Graetz den Betrieb gemeinsam mit seinen Söhnen Max und Adolf weiter.

Mit den modernen Petroleumlampen waren die Unternehmer am Puls der Zeit, und in kurzer Zeit gelang es ihnen zu expandieren. Die Firma hatte bald Tochtergesellschaften in Österreich, den USA, Frankreich und Großbritannien. Ihr bis heute bekanntestes Produkt, die Starklichtlampe „Petromax“, wurde zum Verkaufsschlager. Zahlreiche Werbeprospekte und Gebrauchsanleitungen in den verschiedensten Sprachen, geben einen Einblick in das Phänomen.

Die Produktpalette von Ehrich & Graetz erweiterte sich im Laufe der Jahre und umfasste neben unterschiedlichen Leuchten auch tragbare Heizkörper, Kocher, verschiedene Metallwaren, Röntgenröhren, Wasserfiltrierapparate und Radios. Während des Ersten Weltkriegs produzierte die Firma hauptsächlich für den Heeresbedarf. Der Betrieb überstand die schwierige Zeit nach Kriegsende und wurde 1922 in die „Ehrich und Graetz Aktiengesellschaft“ umgewandelt. Die Hauptaktionäre waren Max Graetz, seine Söhne Erich, Fritz, Hans und Rudolf Graetz sowie Graetz‘ Schwiegersohn Hans Pahl. Auch im Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb auf den Bedarf des Militärs umgestellt. Gleich zu Beginn des Krieges als Wehrwirtschaftsbetrieb eingestuft, stellte Ehrich & Graetz Minensuch- und Bordfunkgeräte her. Später verteilte sich die Produktion hauptsächlich auf Graetzinpumpen, Funkprodukte und Kunststoffe. In den Jahren 1940-1943 wurden dabei zahlreiche Zwangsarbeiter eingesetzt.

Nach dem Krieg teilt sich die Geschichte.  Das beschädigte Treptower Werk wurde von der Sowjetischen Militäradministration enteignet und in den „VEB Graetz-Werk Berlin“ umgewandelt. Kurze Zeit später legte man es mit der „Fernmeldekabel- und Apparatefabrik“ zusammen und führte es ab 1953 unter dem Namen “VEB  Werk für Signal- und Sicherungstechnik Berlin-Treptow“ weiter. Der Betrieb wurde 1991 von der Siemens AG übernommen.

Erich und Fritz Graetz gingen nach Westdeutschland und gründeten ein neues Werk im sauerländischen Altena. Die „Graetz KG“ produzierte weiterhin Radios, Kaffeemaschinen, Petromax-Lampen, und während der Wirtschaftswunderjahre auch Fernsehgeräte und Musiktruhen. 1961 von der Standard-Elektronik-Lorenz AG gekauft, ging die Graetz KG 1988 schließlich an Nokia über.

Der Bestand der Patentabteilung von Ehrich & Graetz liegt im Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv (BBWA U 3/7).

Text: Robynne Winkler

Petromax-Reklame

 

Blaupause der Petromax (aus BBWA U 3/7)

Das Unternehmen als Heereslieferant (BBWA U 3/7)

Petromax international (BBWA U 3/7)

Die Graetzin aus dem Treptower Werk (BBWA U 3/7)

(BBWA U3/7)

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