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Bekannt auf den Bühnen der Welt, nun im BBWA: Gerling + Arendt Planungsgesellschaft!

Nach dem zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland für Architekten und Bauingenieure viel zu tun. Es mussten nicht nur die Ruinen wiederaufgebaut und Raum für das Wirtschaftswunder geschaffen werden, sondern auch Theater, Konzertsäle und Veranstaltungszentren. Viel Arbeit wartete auf Professor Walter Unruh, den Planer und Technischen Direktor, und seinen Kollegen Professor Gerhard Graubner, Spezialist für technische Theaterbauten, die mit ihrer Zusammenarbeit den Grundstein für die Gerling + Arendt Planungsgesellschaft mbH legten. Diese Firma sollte nicht nur in Deutschland unzählige Projekte verwirklichen, sondern auch bis ans Ende der Welt gerufen werden.

Aus der Plansammlung “Sydney Opera House” (BBWA U8/3)

So geschehen 1959: Rudolf Biste und Professor Thomas Münter hatten gerade das Büro von Professor Unruh übernommen, als sie den Auftrag bekamen, in Sydney für die heute weltbekannte Oper die bühnentechnische Konzeption zu erstellen. Dies war der Startschuss für weitere prestigeträchtige Aufträge. Noch im selben Jahr ging es weiter nach New York zur Met (Metropolitan Opera) und ein Jahr später gab es ein „Heimspiel“ an der Deutschen Oper in Berlin.

In den folgenden Jahren reisten Biste und Münter durch ganz Deutschland, es gibt kaum ein Theater, an dem sie nicht mitgearbeitet haben. Ihr Spezialgebiet war die Bühnentechnik, sowohl für bereits bestehende Theater als auch für Neubauten. Hin und wieder entwarfen sie auch ein komplettes Gebäude, wie das Stadttheater in Heilbronn, das nach ihren Plänen gebaut wurde.

Zwischendurch wurden sie zu Gastspielen ins Ausland eingeladen, z.B. nach Kapstadt, Bagdad oder Riad.

Hebbeltheater Berlin (BBWA U8/3/100/1)

1971 gab es eine personelle Veränderung, Thomas Münter verließ die Firma und seinen Platz nahm Kurt Gerling ein. Das schadete der Firma keineswegs. Die nächsten 20 Jahre setzten Gerling und Biste ihren Erfolgsweg fort, der sie 1985 nach Paris führen sollte, auf die gigantische Bühne der Opera Bastille, entworfen von Stararchitekt Carlos Ott.

Nach dem Tod von Rudolf Biste 1994 übernahm Werner Arendt, zuvor bereits als leitender Ingenieur im Büro tätig gewesen, zusammen mit Kurt Gerling die Leitung, bis sie im Jahre 2000 die Verantwortung an ihre langjährigen Mitarbeiter Peter Eickholt, Norbert Babilon und Achim Sell übergaben. Gerling und Arendt standen der Firma jedoch weiterhin beratend zur Seite. Zu dieser Zeit befand sich das Berliner Büro in der Nachodstr. 19 in Berlin-Wilmersdorf. 2010 zog das Unternehmen dann in die Bundesallee 39-40a.

Baustelle Kongresshalle Berlin (BBWA U8/3/140/1)

Der letzte Vorhang fiel im Jahre 2014, die Firma meldete Konkurs an. Ihr Nachlass ging zunächst an die Beuth Hochschule, eine alte Bekannte, hatte man dort doch im Jahre 1990 am Umbau des Max-Beckmann-Saales mitgearbeitet. 2018 fand der Bestand schließlich ein endgültiges Zuhause im BBWA, wo die fast 20 laufenden Meter mit mehr als 3.000 Plänen nun auf Nutzer warten, um ihnen einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren.

Text: Andrea Meineke

2 Kommentare

  1. Angelika Lamberg sagt

    Sehr geehrte Frau Estler-Ziegler,
    ich habe gerade ihren Bericht gelesen und bitte um folgende Korrektur:
    Herr Professor Thomas Münter hat nicht die Firma verlassen , sonder ist an einem Herzinfarkt plötzlich verstorben.
    Liebe Grüße
    A. Lamberg geb. Biste

  2. Achim Sell sagt

    Sehr geehrte Frau Estler-Ziegler,
    sehr geehrte Frau Andrea Meineke,

    unerwartet bin ich auf Ihren Artikel gestoßen.
    Berührt, dass Sie über den “Nachlass” der Gerling+Arendt Planungsgesellschaft GmbH schreiben.
    Ich hatte im Jahre 1992 das Glück, von Herrn Biste für die Bauleitung der Generalsanierung des Nationaltheaters Mannheim engagiert zu werden.
    Als späterer geschäftsführender Gesellschafter musste ich 2014 schweren Herzens das Büro nach über 20 jähriger Tätigkeit aufgeben, wissend, dass damit ein renommiertes Planungsbüro mit unschätzbar reichem Knowhow aus der Welt Kulturbauten verschwindet.
    Tröstend, dass es anscheinend gelungen ist, einen Teil dieses Reichtums zu bewahren.
    Vielen Dank an alle, die dazu beigetragen haben.
    Mit freundlichen Grüßen

    Achim Sell

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