Dem Wirtschaftsarchiv wurden kürzlich aus privater Berliner Provenienz Aufzeichnungen des Berliner Arztes Alfred Abenhausen übergeben. Er berichtet in den Dokumenten über seine Reisen als Schiffsarzt auf Schiffen des Norddeutschen Lloyds und der Woermann-Linie von 1900 bis 1907 in alle sieben Kontinente.
Das Konvolut von Schriftstücken umfasst etwa 350 Seiten, auf denen das Bordleben handschriftlich festgehalten ist. Die Aufzeichnungen geben einen seltenen Einblick in den Alltag auf Handelsschiffen und sind für die Wirtschaftshistorie von besonderem Interesse. Zu dem Bestand gehören auch 60 Briefe der Mutter und der Schwester des Arztes, die an ihn andressiert waren.
Diese Unterlagen sollen entziffert und transkribiert werden. Auf welche Weise das Wirtschaftsarchiv dieses Vorhaben angehen würde, war letzte Woche noch nicht entschieden. Doch dann bot es sich an, sich mit einem Projekt auf dem Ehrenamtsportal der „Stiftung gute Tat“ darzustellen.
Das Projekt sollte für die Transkription engagierte Senioren finden, die ehrenamtlich einerseits das handschriftliche Material entziffern und es andererseits auch in einen Rechner eingeben können. „Wir würden dieses Projekt gerne mit Senioren realisieren, weil diese im Gegensatz zur heutigen Jugend gewohnt sind und waren, mit Schreibschriften umzugehen. Dazu möchten wir das Projekt den Senioren im wahrsten Sinne des Wortes „in die Hand“ geben – wissend, dass es dort gut aufgehoben wäre“ – so der Text des Aufrufes.
Kurz nach der Freischaltung des Textes im Ehrenamtsportal der „Stiftung gute Tat“ lagen im Wirtschaftsarchiv schon fünf Bewerbungen vor. Die B.Z., die ihrerseits unter dem Motto „Berliner Helden“ über ehrenamtliche Projekte, engagierte Freiwillige und besondere Ereignisse und Veranstaltungen rund ums Thema Ehrenamt berichtet, wurde auf das Projekt aufmerksam. Ein Interview im Wirtschaftsarchiv führte in der Wochenendausgabe zu dem Artikel „Wer das lesen kann, wird unser Held“.
Mehr als 30 weitere Angebote sind seit Montag im Archiv eingegangen. Am 22. April 2013 wird sich eine erste Gruppe von Ehrenamtlichen im Wirtschaftsarchiv einfinden, um Einsicht in die Unterlagen zu nehmen und den Fortgang des Projektes zu besprechen. Der Archivspiegel wird über den Fortgang berichten.
Text: C. Berghausen
[…] Archivspiegel vom 18. April über den B.Z.-Artikel […]