Erfahrungsaustausch im Archiv des BDI
Prävention, Risikovorsorge und Risikoabschätzung stehen am Anfang aller Überlegungen für den Notfall in Archiven, damit dieser gar nicht erst eintritt. Dies erklärte Sven Kriese vom Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in seinem Fachvortrag zum Thema „Notfallplanung / Notfallverbund”.
Kriese legte dar, dass alle Notfallplanungen sich auf die Archivalien konzentrieren sollten. Aus der Praxis habe man für die Schadenskomplexe Wasserschäden, Brandschäden, mechanische Beanspruchung und vollständige Verunordnung der Lagerung unterschiedliche Szenarien herausarbeiten können. Der fatale Einsturz des Stadtarchivs in Köln habe hierzu Erfahrungen vermittelt. Für alle Szenarien gilt, dass es einen auf die Archivalien konzentrierten Notfall- oder Havarieplan geben müsste, der die Stufen Prävention, Rettung, Auslagerung und Restauration berücksichtigen sollte. Eine Bergungskonzeption hilft bei der Priorisierung der Beständerettungen.
Weitere praktische Hinweise – wie etwa klare Notfallstrukturen, festgelegte und erprobte Verantwortlichkeiten und der enge Kontakt zur Feuerwehr – seien im Notfall ebenfalls bedeutsam. Die Notwenigkeit der Planungen lässt sich aus Auftrag und Arbeit der Archive ableiten.
In der Region Berlin und Brandenburg hat sich 1997 anlässlich der Herausforderungen des Oder-Hochwassers bereits ein Notfallverbund gegründet, dem Bundesarchiv, BStU, Geheimes Staatsarchiv, Landesarchiv Berlin, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Archiv der Akademie der Künste, Archiv der UdK, Deutsche Kinemathek, Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, das Parlamentsarchiv des Bundestages und als Gast das Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt als Partnerarchive angehören. Der Kreis dieser Archive wird nicht erweitert, steht aber mit seinen praktischen Erfahrungen auch aus zahlreichen Notfallübungen für Rat und Hilfe zur Verfügung.
Die Archive des regionalen Arbeitskreises Berlin-Brandenburg der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare tauschten hierzu ihre Erfahrungen und Bedürfnisse aus – etwa zum Thema der kostenintensiven Restaurierung beschädigter Archivalien, Auslagerunsgflächen oder Beschaffung von Notfallmateralien. Die beteiligten Archive beschlossen, das Thema auf künftigen Treffen präsent zu halten.
Ziel der Veranstaltung beim BDI war, im Arbeitskreis Erfahrungswerte auszutauschen, Orientierungen zu haben sowie Ansprechpartner und eventuelle Kooperationspartner für den Notfall im Archiv zu kennen oder entsprechende Schritte auf den Weg zu bringen. Gastgeberin war Frau Susanne Wirtschaß-Beyer, Archivarin des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. (BDI).
Links zu Notfallplanung / Notfallverbünden
- Ausschuss „Bestandserhaltung” der Archivreferentenkonferenz (ARK) – „Notfallversorgung Archive”
- LWL Archivamt – Notfallvorsorge und Prävention
- Forum Bestandserhaltung
- Notfallverbünde in Deutschland (Karte)
- SILK – Sicherheitsleitfaden Kulturgut der Konferenz nationaler Kultureinrichtungen
- NORA – Notfallregister Archive beim Deutschen Bundesarchiv
- Katastrophenvorsorge für Archive – Präsentation zur Europäischen Archivkonferenz Warschau, 20. Mai 2006
- Kompetenzzentrum Bestandserhaltung KBE der ZLB Berlin
- Luchterhandt, Martin; Barteleit, Sebastian; Schelter, Michael: Die Notfallübung des Berlin-Brandenburger Notfallverbunds 2010, 2011. In: Der Archivar 64 (2011), Heft 2, S. 210-213.
- Allianz Schriftliches Kulturgut Erhalten