Wirtschaftsgeschichte
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Vor 40 Jahren: Start frei für Tegel

Start frei für Tegel am 1. November 1974

Problematik des Berliner Flugverkehrs

Vor 40 Jahren – am 1. November 1974 – wurde das neue Terminalgebäude des Flughafens Tegel eingeweiht. Es stand anfänglich in der Kritik, weil es womöglich zu groß geraten sei – immerhin war der Flugverkehr von und nach Berlin von den Umständen der deutschen Teilung bestimmt: Die Besatzungsmächte hielten die wesentlichen Bestimmungen in ihrer Hand, insbesondere die Sowjetunion. „Die Berliner Wirtschaft” – Mitteilungsblatt der Berliner IHK – widmete ihre Novemberausgabe 1974 dem neu eröffneten Flughafen, dem ein 40. Geburtstag im aktiven Dienst eigentlich nicht zugedacht gewesen ist.

Die Berliner Wirtschaft Nr. 22 vom 1. November 1974

„lm Zusammenhang mit der Einweihung des Flughafens Berlin-Tegel äußerte sich der Senator für Bundesangelegenheiten, Dietrich Stobbe, in einem Beitrag des „Tagesspiegel” zur Problematik des Berliner Flugverkehrs. Hauptaufgabe des Senats sei es, und zwar unabhängig von dem Bemühen, neue internationale Flugverbindungen nach Berlin zu bringen, den bestehenden Flugverkehr durch die drei Korridore in seiner Existenz zu sichern. Es müsse unstreitig sein, daß die Sicherung eines funktionierenden Korridorverkehrs die Basis einer soliden Luftverkehrspolitik sei, schreibt Dietrich Stobbe.

Der Senator weist in dem Artikel auf die von 1971 bis 1974 um über 25 % gesunkenen Fluggastzahlen im Berlin-Verkehr hin und vertritt die Auffassung, daß deshalb die alliierten Fluggesellschaften und der Senat in der jetzigen Situation ihr Handeln darauf ausrichten müssen, daß die Attraktivität der Flüge durch die Luftkorridore nicht weiter abnimmt. Dabei spiele die Entwicklung der Flugpreise eine entscheidende Rolle. Spekulationen über grundlegende Änderungen der vom Bund getragenen Subventionen bei der Preisgestaltung seien riskant und irreal. Weiter heißt es in dem Artikel: „Voraussetzung für die stärkere Einbeziehung Berlins in einen internationalen Flugverkehr ist die Attraktivität des bestehenden Flugverkehrs.” Solange die östliche Seite eine Politik der Diskriminierung der West-Berliner Flughäfen betreibe, könne das angestrebte Ziel nur über den Ausbau des Korridorverkehrs mit Flügen alliierter Gesellschaften in das Ausland erreicht werden. Die Einbeziehung Berlins in den internationalen Luftverkehr durch nichtalliierte Fluggesellschaften kann nach Auffassung von Senator Stobbe – nicht zuletzt auch aus kommerziellen Gründen – nur eine Abrundung des Berlin-Verkehrs darstellen. Ergebnisse einer solchen Luft-Verkehrspolitik würden sich erst einstellen, wenn die Stadtkommandanten Landerechte für nichtalliierte Fluggesellschaften genehmigen würden, ein Agreement der Vier Mächte zum Befliegen der Berliner Kontrollzonen durch nichtalliierte Maschinen vorliege und wenn die DDR den beteiligten Ländern die Ãœberflugrechte über ihr Territorium erteilen würde. Die Haltung der DDR, so betonte Senator Stobbe weiter im „Tagesspiegel”, werde davon bestimmt sein, wie sich die Sowjetunion auf diese Frage einstellt. „Eine positive Entscheidung dürfte günstige Auswirkungen auf Gespräche zwischen Bonn und Ost-Berlin über ein Luftverkehrsabkommen haben, ohne jedoch eine Automatik auszulösen; denn diese Gespräche setzen einen schwierigen Interessenausgleich voraus, der nur unter befriedigender Berücksichtigung der Berliner Belange möglich ist”, heißt es in dem Artikel. Sie hängen nach Auffassung von Senator Stobbe auch von der Beantwortung der bisher nicht voll ausgeloteten Frage ab, welche kommerziellen Interessen die DDR an Flügen der lnterflug in die Bundesrepublik wirklich hat.”

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Die “Berliner Wirtschaft” heute

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