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Ein Workshop und eine Lektion fürs Leben

Es ist ein Drama. Und es ist kalt. Und es ist ein Drama, dass ich nicht richtig angezogen bin. Ich hoffe, dass meine Karriere als Archivarin nicht daran scheitert, dass ich wahlweise in einem Keller oder auf einem Dachboden erfriere. Ich habe schon eine Menge gelernt im BBWA – mich der Witterung entsprechend zu kleiden, zählt offenbar (noch) nicht dazu.

Wir, also Herr Berghausen, Frau Estler-Ziegler, Frau Bohm und ich, nehmen am Workshop des Museumsverbands Brandenburg teil, den wir auch mitveranstalten und der den vorläufigen Abschluss des Projektes „Archivbestände von Industriemuseen in Brandenburg“ bildet. Dazu sind wir nach Brandenburg an der Havel ins Industriemuseum Brandenburg gefahren, wo es draußen und in der großen Halle deutlich kälter ist, als ich gedacht hatte. Der Seminarraum ist aber geheizt und ich schreibe erstmal einen winterlichen Wunschzettel in mein Notizbuch: „Lange Unterwäsche, Stulpen, Pelerine, Handofen…“

Industriemuseum Brandenburg (Havel) (Foto: BBWA)

Industriemuseum Brandenburg (Havel) (Foto: BBWA)

Dann geht es los. Die Vertreter der Museen, die vom BBWA in den vergangenen zwei Monaten besucht wurden, sind eingeladen und erhalten in drei Vorträgen grundlegende Informationen zur archivischen Ordnung und Erschließung, der Tektonik-Bildung und zur Bestandserhaltung.

Den Aufschlag macht Professor Michael Scholz von der Fachhochschule Potsdam. Er führt routiniert ins Thema ein und erklärt die Definitionen und Fachbegriffe. Es gibt Nachfragen, weil Begriffe wie Provenienzprinzip nicht selbsterklärend sind. Und Objekte werden im Museum anders behandelt als Schriftgut im Archiv. Da es zum Thema Ordnen viel zu besprechen gibt, bleibt am Ende für die Erschließung leider nicht so viel Zeit, aber der Vortrag gibt einen guten Überblick.

Dann folgt die Vorstellung von Praxisbeispielen durch Frau Estler-Ziegler, die an drei Projekten die Vorgehensweise des BBWA und die dabei gebildeten Tektoniken erläutert. Nach dem theoretischen Input ist ein Blick in die Praxis gut, um zu sehen, was wie umgesetzt wird. Dabei gibt es durchaus Spielräume. Ausgangspunkt für eine Diskussion ist die Frage, ob innerhalb der Archive nicht ein gewisser Standard sinnvoll wäre, der eine grundlegende Vergleichbarkeit der Tektoniken ermöglicht. Dazu sind die drei vorgestellten Institutionen bzw. die Archive in den Museen allerdings offenbar zu verschieden und sehen und nutzen ihr Archiv unter unterschiedlichen Gesichtspunkten.

Workshopteilenhmer in der Ausstellung Ausstellung „VEB Zukunft GmbH“

Workshopteilenhmer in der Ausstellung Ausstellung „VEB Zukunft GmbH“ (Foto: BBWA)

Nach der Mittagspause, die der Museumsleiter Marius Krohn mit einer kleinen Führung durch die Ausstellung  „VEB Zukunft GmbH“ auflockert, widmet sich Sabine Stropp von der Landesfachstelle für Archive und Öffentliche Bibliotheken in Brandenburg dem Thema Bestandserhaltung, also vom Material her gedacht. Neben einer Präsentation mit Fotos unterschiedlicher Schadensbilder hat sie auch diverse Materialien zum Anschauen und Anfassen mitgebracht. Denn Archivkarton ist nicht gleich Archivkarton. Sie erläutert Kriterien zur Standort- und Gebäudewahl, und in der Runde werden wissende Blicke getauscht, als „trockene und gut belüftete“ Räume als Optimum beschrieben werden – da die Realität leider oft anders aussieht. Die Teilnehmer nehmen einen kleinen bunten Strauß passiver bestandserhaltender Maßnahmen mit nach Hause, und ich hoffe auf einen weiteren Auswärtstermin, um meine „Archivfestigkeit“ unter Beweis zu stellen.

Text: Carolin Schulze-Ehrenfeld

1 Kommentare

  1. C. Monville sagt

    Was für ein lebendiger, spritziger Bericht! Eigentlich wollte ich zur Startseite – bin beim Lesen des Archivspiegel Artikels jedoch bis hier zur letzten Zeile geblieben.

    Nun freue ich mich auf den nächsten Artikel aus dieser Feder.

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