Wirtschaftsgeschichte
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Paul Rohland Metallgießerei und Armaturen – ein Kreuzberger Unternehmen

Nachdem Frau Estler-Ziegler zu der Graphischen Kunstanstalt Bruno Rohland in den Adressbüchern recherchierte und der Name „Paul Rohland GmbH Maschinenbau“ wiederholt unter dem Namen dieses Unternehmens auftauchte, weckte dies unser Interesse an der Maschinenfabrik und ich wurde mit einer Recherche zur Unternehmensgeschichte des besagten Betriebes beauftragt.

Eine Internetrecherche zu dem Unternehmen war nicht wirklich hilfreich, aber bei einer Recherche in den Beständen des BBWA habe ich eine IHK-Akte gefunden. Diese Akte zu Paul Rohland ist zwar nicht besonders groß, doch konnte ich durch Gesellschaftsverträge, Korrespondenz und einige Rechnungen zumindest die Inhaberwechsel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachvollziehen. Halbwegs vervollständigt wurde die Geschichte des Unternehmens mit Hilfe von Handelsregistern und der Berliner Adressbücher.

Quelle: Berliner Adressbuch 1912

„Paul Rohland Metallgießerei und Armaturen“ soll 1872 von Paul Rohland, einem Gelbgießer gegründet worden sein. Über diese Gründung ist auch in den Berliner Adressbüchern so gut wie nichts zu finden. Der Gelbgießer Paul Rohland taucht in den Berliner Adressbüchern erst 1892 in der Thaerstraße 4 auf und dort auch nur im Zusammenhang mit der Metallgießerei Hoffmann. Ab 1901 findet sich Paul Rohland in einem eigenen Haus in der Richthofen Straße 6 in Berlin-Friedrichshain. Dort ist auch die Metallgießerei Hoffmann zu finden. In diesem Jahr fand auch der erste Eintrag bei der IHK statt. In den Adressbüchern firmiert das Unternehmen erst 1903 zu Paul Rohland Metallgießerei und Armaturen. Im Adressbuch 1904 wird Paul zum Privatier und der neue Eigentümer des Unternehmens heißt Otto Berthold. Ab ca. 1912 wird der Ingenieur August Liebig Miteigentümer.

Quelle: Webseite des Unternehmens, 2003, Wir über uns, WayBack Machine (archive.org)

Über 100 Jahre bestand die mittelständische Metallgießerei/Maschinenfabrik und wechselte trotz ihrer Langlebigkeit nur noch einmal den Standort. Das Unternehmen zog um 1915 von der Richthofen Str. 9 in die Ratiborstr. 5 in Berlin-Kreuzberg, ein Haus was im Eigentum von August Liebig war.

Otto Berthold blieb bis 1930 nachweisbar Inhaber des Unternehmens. 1930 wird das Einzelunternehmen zu einer OHG und der Inhaberwechsel ist ein Jahr später im Handelsregister zu finden. Im Handelsregister 1931 sind die Witwe Anna Berthold geb. Matthins und Johannes Berthold Inhaber des Unternehmens. Hermann Pfefferling ist um diese Zeit als Prokurist in dem Unternehmen tätig. Bis in die späten 80er Jahre, blieb der Standort des Unternehmens in Kreuzberg in der Ratiborstr. 5.

Quelle: Berliner Branchenbuch 1960

Ab 1948 kann eine Elisabeth Berthold als Inhaberin nachvollzogen werden und ab 1950 auch ein Rudolf Berthold. Elisabeth Berthold stirbt 1964 und von da an ist Rudolf Berthold alleinhaftender Gesellschafter und Geschäftsführer des Unternehmens.

Ab 1979 wird die Körperschaft gewechselt und ein neuer Gesellschaftervertrag wird ausgehandelt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Ingenieure Rudolf Berthold und Horst Zoschke Gesellschafter und Geschäftsführung der GmbH, wobei Berthold die meisten Anteile an dem Betrieb besitzt.

Neben Dampfkessel-, Ölmotoren- und Dampfmaschinenreparaturen, spezialisierte sich Rohland auch auf Maschinenbau und stieg in Anfang 2000 auf Reparatur und Instandsetzung für Antriebs- Fördertechnik sowie auf Maschinenersatzteilfertigung um. 2004 wird Detlef Klockow, der Alleinverantwortlicher Gesellschafter des Unternehmens

2019 verschmilzt die Rohland Maschinenbaus GmbH endgültig mit der Detlef Klockow GmbH und wird aus dem Handelsregister gelöscht.

Fazit für mich: Es findet sich nicht alles im Internet und manchmal muss man auf “verstaubte” Akten und Adressbücher zurückgreifen.

Text: Aaron Bugatti

4 Kommentare

  1. Danke für den Beitrag. Interessant, dass sich  Rohland auf die Reparatur und Instandsetzung von Dampfkesseln spezialisiert hat. Ich suche aktuell einen guten Fachmann für Dampfkessel für Industrie. Hoffentlich finde ich bald jemanden.

  2. Super Interessant und aufschlussreich
    Eigentlich suchten wir nach Angaben über den Ingenieur und Fabrikbesitzer August Liebig, verstorben am 17.05.1928, zuletzt wohnhaft in der Ratiborstr. 5 in Berlin.
    Das ist schon mal eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

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