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Praktikumsende: Das Ende eines turbulenten Arbeitsweges

Nach sechs ereignisreichen Wochen endet mein Praktikum beim BBWA und damit auch mein insgesamt dreistündiger Hin- und Rückweg, der in den letzten Wochen an meiner geistigen Gesundheit gezerrt hat. Doch wenn ich etwas in meiner Zeit als Praktikant gelernt habe, dann ist es das: Wer Geschichte studiert, muss leiden! Dennoch habe ich den langen Arbeitsweg gerne auf mich genommen, um im BBWA den Bestand der Alten Münze zu erschließen und anschließend Fotos zur Teltower Stadtgeschichte einzuscannen.

Maidemonstration in Teltow (Quelle:) HvT N2/F03,20

Die Arbeit eines Archivars kann streckenweise aus wiederholenden Tätigkeiten bestehen, doch hin und wieder bieten manche Bestände interessante Fotos und Dokumente, die einem die repetitive Natur der Archivarbeit zeitweise vergessen lassen. Im Bestand des neu dazugekommenen Praktikanten Herr Ebeling befand sich zum Beispiel ein beschriftetes Fotoalbum aus dem Dritten Reich, was ohne Kontext zwischen dem Schriftgut des Bestandes zu finden war. Im Nachlass Herbert Leib gab es unzählige interessante Fotos zur Teltower Stadtgeschichte und zur DDR, darunter Gründungsfeiern und 1.-Mai-Märsche.

Der Bestand der alten Münze bot diesbezüglich eher weniger aufregendes Archivgut. Alte Bauwerkspläne zur Reichsmünze und zur VEB Münze sowie statische Berechnungen waren der Hauptteil der von der BIM bereitgestellten Ordner. Nachdem der Bestand umgebettet wurde (d.h. die Entfernung von Eisen und Plastik, sowie die Umbettung in Schlauchordner und Jurismappen), habe ich die Pläne und das verbleibende Schriftgut in AUGIAS vorschriftsgemäß verzeichnet. Das Abschließen der Bestandserschließung gab mir trotz der streckenweise eintönigen Arbeit ein Gefühl der Befriedigung.

Um etwas Abwechslung in mein Praktikum zu bringen, gab mir Frau Estler-Ziegler eine Rechercheaufgabe. Ich sollte etwas über das Unternehmen Rohland Maschinenbau GmbH herausfinden. Beim Ergründen der Inhaber und Standortwechsel konnte ich nebenbei etwas über Berlins Geschichte lernen, wie man online nach alten Webseiten sucht oder wie man in alten Handelsregistern, Adress- und Telefonbüchern und recherchiert.

Da das Praktikum im Rahmen meines Bachelorstudiengangs ein Pflichtpraktikum ist, kam ich nicht daran vorbei, die ersten Schritte ins Berufsleben zu tätigen. Und dieser Schritt an sich ist schon wegweisend. Tatsächlich einen Beruf auszuüben, der etwas mit meinem Studium zu tun hatte, war Neuland für mich. Zuvor habe ich hauptsächlich im Mindestlohnsektor gearbeitet – als Kassierer, in Kneipen, Montage, Messebau und Cafes. Einen Schritt aus diesem Arbeitshorizont herauszuwagen, war essenziell für meine persönliche Weiterentwicklung und hat mir dabei geholfen, meine zukünftigen Karrieremöglichkeiten abzuschätzen.

Fazit: Wie erfüllend die Arbeit ist, hängt natürlich von dem Bestand ab, mit dem man arbeitet. Das Praktikum hat mir diesbezüglich neue Denkanstöße gegeben. Auch habe durch die Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer Björn Berghausen gelernt, wie unzureichend mein historisches Allgemeinwissen ist, und dass ich vielleicht doch lieber bei den Einführungsvorlesungen besser hätte aufpassen sollen.

Dennoch glaube ich nicht, dass ich in der Zukunft weiterhin im Archiv tätig sein werde. Der Arbeitsalltag eines Archivars ist mir etwas zu ruhig, dennoch bin ich dankbar für die Zeit, die ich im BBWA verbringen durfte.

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