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Das Ende meiner Reise mit der alten Münze in die Vergangenheit

Über 300 Jahren war die alte Münze im Betrieb und hat damit einen Regimewechsel nach dem anderen mitgemacht. Als Münzprägewerk Preußens und anschließend des Deutschen Reichs, des Dritten Reichs und der DDR kann die alte Münze auf eine ereignisreiche Geschichte zurückblicken.

Basierend auf dem Wiener Münzvertrag von 1753, prägte die preußische Reichsmünze, die von da an das Münzzeichen „A“ trug, bis zur deutschen Einigung den silbernen Reichsthaler. Nach dem “Gesetz über die Neuordnung des deutschen Münzwesen“ wechselte Preußen 1873 zum Goldstandard über und die Reichsmünze prägte von da an die Goldmark.

Als das Deutsche Reich nach dem Ersten Weltkrieg zusammenbrach, produzierte das nun in „staatliche Münze“ umbenannte Prägewerk weiterhin verschiedenste Münzen der Weimarer Republik. Darunter Inflationsmarkmünzen mit einem hohen Nennwert, Rentenmark- und Reichsmarkmünzen.

Nach der so genannten Machtergreifung blieb die Münze, nun wieder zur „Reichsmünze“ unbenannt, weiterhin in Betrieb und prägte neben Reichsmarkmünzen auch Gedenkmünzen und Medaillen. Die Reichsmünze Berlin war, zu Zeiten des Dritten Reichs, das einzige Münzprägewerk in Betrieb und sollte renoviert werden. Diese Arbeiten konnten jedoch wegen des Krieges nie abgeschlossen werden.

Während der DDR prägte das nun in „VEB Münze“ umbenannte Prägewerk Aluminium- und Bronzemünze und diente als Lager für Edelmetalle, sowie als Ausbildungsstätte für Münzpräger. Doch die VEB Münze hatte ihren Hauptsitz in der Stadt Halle, wo sich auch die Produktionsstätte der Münzprägeanstalt befand, die nach dem Ende der DDR im Jahr 1990 in Betrieb war. Zu dieser Zeit wurde sie geschlossen und die Produktion von Münzen für West-Berlin wurde in die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, verlegt.

Von preußischen Reichsthalern über die Goldmark bis hin zur Produktion von DDR-Markmünzen hat die alte Münze alles gesehen und ist heute ein kulturelles Zentrum für Kunstprojekte und Technoveranstaltungen.

Bauteil VIII, Bauzeichnung für den Aufbau des Frontmauerwerks des Westflügel (Ausschnitt), BBWA 09/08/55

In meiner Praktikumszeit beim BBWA habe ich den Bestand der alten Münze umgebettet und erschlossen. Der Bestand besteht hauptsächlich aus Bauwerksplänen, statischen und dynamischen Berechnungen, Strangschemas, Schaltplänen usw., also alles Mögliche, was man unter der Kategorie Pläne finden kann. Die Pläne lassen sich zeitlich zwischen 1935 und 2001 einordnen, obwohl der größte Teil des Bestandes, den das BBWA hat, Pläne zur Reichsmünze und VEB Münze sind. Der Großteil der Überlieferung befindet sich im Landesarchiv Berlin.

Als Archivbestand kam mir die Alte Münze, trotz ihrer bewegten Geschichte, relativ unspektakulär vor. Hauptsächlich Baupläne, Korrespondenzen, Rechnungen und statische sowie dynamische Berechnungen sind in den Alten Aktenordnern der BIM enthalten. Keine brisante Information zum Dritten Reich oder zur DDR, sondern Berichte über Sanierungsarbeiten und technische Untersuchungen über Münzwalzen und Fahrstühle.

Beschriftung eines Plans, 1940 (BBWA U9/08/13)

Vor allem die Pläne der Reichsmünze sind stark beschädigt, weshalb ich stark aufpassen musste, diese beim Umbetten nicht weiter zu beschädigen. Die Pläne zur Reichsmünze sind meist Aufschnitte und Grundrisse zu den jeweiligen Bauteilen, wohingegen die zur VEB Münze meist Schaltpläne, Strangschemas und daher eher technischer Natur waren.

Mit 61 Datensätzen ist das Projekt “Alte Münze” jetzt abgeschlossen und wartet auf neugierige Nutzerinnen und Nutzer.

Text: Aaron Bugatti

3 Kommentare

  1. Halama Matthias sagt

    Also meines Wissens stand doch die Münze am Molkenmarkt in Berlin-Mitte und musste nach der Machtergreifung dem Neubau der Reichsbank weichen und erhielt als Ersatz einen Neubau an der Spandauer Straße gegenüber dem Nikolaiviertel.

    • Aaron Luca Bugatti sagt

      Sehr geehrter Herr Halama,

      es ist genau andersrum, die Münze wurde nach der sog. Machtergreifung von der Spandauer str. zum Molkenmarkt in Berlin-Mitte verlegt.
      “1934 wurde mit dem Münzgesetz die Zusammenlegung der sechs deutschen Ländermünzen zu einer Deutschen Reichsmünze beschlossen und ab 1936 mit einem Neubau am Molkenmarkt 1/3 begonnen”.
      Quelle: https://alte-muenze-berlin.de/geschichte/

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