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BBWA adé

Ich bin schon wieder gasförmig. Kaum setze ich einen Fuß ins BBWA, breite ich mich aus. Die Jacke hier, der Rucksack dort, die Konservendose da und die Unterlagen sowieso überall. Es ist nicht zu übersehen: ich bin wieder da! Nach dem Endspurt für die Abschlussarbeit fülle ich das entstandene zeitliche und mentale Vakuum mit einer Menge Schlaf und einer weiteren Stippvisite im BBWA. Der INKiESS-Bestand hat mich anderthalb Jahre begleitet. Jetzt muss ich der Wahrheit ins Auge sehen: meine Zeit beim BBWA geht zu Ende. Als frisch gebackene Archivarin habe ich keine Zeit mehr.

Wenn die Kette greift

Noch ein paar Worte zur Kette. Nachdem ich mich während des Praxissemesters so gut eingelebt hatte, gab es beim Mittagessen immer wieder Überlegungen, mich dauerhaft an das BBWA zu binden. Im Ergebnis bin ich jetzt mit einer Kette aus Elfenstahl mit dem Archiv verbunden. Schwerelos, rostfrei und unsichtbar und bis 2027 unter Betriebskosten abgeschrieben. Sie sorgt dafür, dass ich immer wieder ans BBWA denke.

Nachtrag 12. März, 10:51 Uhr

Rascheln, knistern, seufzen – Stille. Aaron Luca Bugatti setzt zur Frage an. Ich sitze dem Praktikanten gegenüber und warte minütlich darauf, dass er mich was fragt. Er wühlt sich durch den Bestand der Alten Münze Berlin, der, zugegeben, nicht wirklich der Brüller ist. Technische Zeichnungen, statische Berechnungen, Pläne ohne Ende und was wozu gehört, ist auch nicht so wirklich klar.

Ich helfe so gut ich kann, vor allem weil das zu 98 Prozent auch meine Schuld ist, da ich den Bestand der Alten Münze „organisiert“ habe. Meine Versuche ihn mit Gesprächen über Filme mit Archiven drin abzulenken, stoßen auf Unverständnis, da sich der angehende Wirtschaftshistoriker ungern ablenken lassen will. Pfff. Dann halt nicht. Das mit „Archiv Tag & Nacht“ war übrigens ursprünglich seine Idee ; )

In meiner Abschlussarbeit im Studiengang Archiv an der Fachhochschule Potsdam habe ich das mal genauer untersucht, wie und warum sich Leinwandarchive von realen Archiven unterscheiden, da es in unserer Branche häufig zu Unverständnis führt, warum es immer ein tropfnasser Keller oder ein staubiger Dachboden sein muss. Stellt sich raus, dass wir Archivare den Filmemachern die Schuld nicht in die Schuhe schieben können. Ein Leinwandarchiv besteht zwar aus verschiedenen Komponenten, die in der Realität vorkommen z.B. Rollregale, Schreibtische und Schreibtischlampen. Aber diese bekommen neben ihrer eigentlichen Funktion (z.B. Aufbewahrung zum hin- und herkurbeln) noch weitere Bedeutungsebenen zugeordnet. Die Regale können zum Beispiel Ordnung oder Chaos symbolisieren, die Schreibtischlampe steht für Erleuchtung in der Dunkelheit. Das hängt immer davon ab, was gerade für den Film und die Handlung benötigt wird. Und wenn es zur Handlung passt, dann ist es eben düsterdunkel oder tropft von den Wänden.

Mein Bestand ist (fast) fertig

Mein Bestand ist (fast) fertig

Nachtrag, 29. März, 15:20 Uhr

Schnuff – heute ist mein letzter Tag im BBWA.
Mit leisem Klirren verlasse ich die heiligen Hallen.
Ich weiß ja: die Kette greift.

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