Wirtschaftsgeschichte
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Paul Graupe – Antiquar, Auktionator und Emigrant

Paul Graupe (Autograph)

Geboren am 29. Mai 1881, besuchte er das Gymnasium und ging nach seinem Schulabschluss in die Lehre in den Buchhandlungen Joseph Jolowicz und Ernest Rehfeld in Posen. Daran anschließend war er tätig in den Buchhandlungen Gustav Fock (Leipzig), Jacques Rosenthal (München), Martin Breslauer (Berlin), Lipsius & Tischer (Kiel) und Friedrich Cohen (Bonn).

1907 macht er sich in Kreuzberg in der Kochstraße 3 selbstständig. Graupe übernahm das 1881 gegründete Antiquariat von Georg Lissa. Im selben Jahr gibt er seinen ersten Katalog heraus, der allerdings die Nummer 43 trägt. Er führte die Zählung seines Vorgängers fort. Mit Katalog 55 offeriert Graupe unter dem Titel »Selbstmord und Selbstmörder« die Sammlung des Kulturhistorikers Max von Boehn.

Antiquar und Kunsthändler

In seiner Selbstbiographie schreibt er »Dann etablierte ich mich und pflegte, meiner Liebhaberei entsprechend, das bibliophile Antiquariat.« 1911 zieht das Geschäft in die Lützowstraße 38.

Im Jahre 1916 beginnt er mit Auktionen. In der ersten werden »Seltenheiten aus der Bibliothek Richard Zoozmann und aus anderem Besitz« angeboten. Kommen Anfangs nur Bücher zur Versteigerung, nimmt er später auch Graphiken und Gemälde, sogar Schmuck (4.11.1929: Sammlung Marc Rosenberg) mit ins Angebot. »Zwischen 1916 und 1936 führte Graupe 148 Auktionen durch.« Beispielsweise übernahm er 1928 die Versteigerung der Schloßbibliothek der Herzogin Augusta Amalia von Leuchtenberg-Beauharnais, 1933 Teile der Bibliotheken des Kunsthistorikers Georg Dehio und des Architekten und Berliner Stadtbaurats Ludwig Hoffmann.

Ab 1927 arbeitet Graupe mit der Dresdener Firma Hermann Ball zusammen und handelt nun auch mit Kunstwerken und Antiquitäten. Mit dieser Kooperation einher geht die Verlegung des Firmensitzes in die Tiergartenstraße 4, in das obere Stockwerk der Villa, in der die Firma Hermann Ball schon residiert.

Nachdem die Nazis an die Macht kamen, waren viele Sammler gezwungen, Deutschland zu verlassen und ihre Sammlungen zu verkaufen. Das übernahm in vielen Fällen Graupe. Unter anderem wurden 1933 durch Graupe »Kunstwerke aus dem Besitz Baron Albert von Goldschmidt-Rothschild« versteigert.

Da er durch die Auktionen für Devisen sorgte und wohl auch wegen seiner internationalen Bekanntheit, konnte er vorerst in der Reichskulturkammer verbleiben, er selbst war Jude, und durch eine 1935 erteilte Sondergenehmigung weiter Handel treiben. Die letzte Auktion fand im Oktober 1936 statt. Die Geschäftsräume wurden bereits im April 1936 in die Bellevuestraße 3 verlegt. Ende 1936 musste Graupe Deutschland verlassen und emigrierte über die Schweiz nach Paris und gründete dort Paul Graupe & Cie.

Das Berliner Geschäft wurde von Hans Walter Lange, einem Mitarbeiter Graupes, bis zu dessen Tode 1945 weitergeführt, »der Firmenname Antiquariat Paul Graupe wurde mit September 1937 als „erloschen“ gemeldet.«

Graupe selbst blieb bis 1939 in Paris, floh von dort über die Schweiz und Portugal nach New York, wo er bis 1947 als Kunsthändler arbeitete. Er starb am 9. Februar 1953 in Baden-Baden.

Geschrieben von Mirko Heinemann

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