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„Jede Frau ist eine Brigitte“ – Ein Fundstück aus dem Circus-Busch-Archiv

Jeder kennt „Brigitte“, die Frauen- und Familienzeitschrift, die nicht nur Tipps zu Mode, Gesundheit, Ernährung und Sport gibt, sondern auch über politische Themen und Psychologie berichtet. Sie geht bis zum Jahre 1886 zurück, in dem sie erstmalig unter dem Namen „Dies Blatt gehört der Hausfrau!“ erschien und sich damals hauptsächlich mit den Themen Mode und Unterhaltung beschäftigte. Für die damalige Frau fanden sogar „Brigitten-Tage“ statt, die Unterhaltung und Mode als Veranstaltung vereinen sollten.

Brigitten-Tag, Januar 1964 (BBWA N7/08/197,2)

Für meine Schnuppertage im Archiv wurden mir aus dem Circus-Busch-Archiv (N7) drei Dokumente übergeben. Diese Dokumente sind Programmhefte der „Brigitten-Tagen“ vom 11. Januar 1935, vom 19., 22., 23. und 26. Januar 1964 und vom 19., 22., und 23. April 1964. Meine Aufgabe war es über den „Brigitten-Tag“ zu recherchieren und einen Artikel zu schreiben.

Die im Jahre 1886 vom Verlag Friedrich Schirmer gegründete Zeitschrift „Dies Blatt gehört der Hausfrau!“ beinhaltet nicht nur Ratschläge für die Küche, Garten- und Gesundheitspflege, sondern auch Artikel zu historischen und naturwissenschaftlichen Themen. Sie wurde 1905 an den Ullstein-Verlag verkauft und erhielt ab 1914 den Titel „Blatt der Hausfrau“. In den 1920er Jahren wurde erstmalig der Name Brigitte, mit dem Slogan „Sei sparsam Brigitte, nimm Ullstein-Schnitte!“, in Zusammenhang mit der Zeitschrift gebracht. Warum die Zeitung später aber auf den Namen „Brigitte“ umbenannt wurde und ob das mit der Tochter Brigitte der späteren Chefredakteurin von „Blatt der Hausfrau“ Barbara von Treskow zusammenhängt, ist bis heute unklar.

Die Journalistin und Aktivistin Barbara von Treskow organisierte von 1932 bis 1944 insgesamt 300 „Brigitten-Tage“, bunte Abende, die politikfreie und umfangreiche Showprogramme für Frauen in Berlin boten. So gab es nicht nur Varieté- und Kabarettnummern, sondern auch Modenschauen sowie einen Stand mit Ullstein-Schnitten (Schnittmuster). Die Programme enthielten unzählige Werbeanzeigen zur Mode, wie Schuhe und Kleider, aber auch zu Haushaltswaren wie zum Beispiel Nähmaschinen. Diese Showprogramme fanden vom September bis Mai fünf- bis sechsmal im Monat statt und wurden gut besucht, mit jeweils 2000 verkauften Eintrittskarten pro Veranstaltung. Die meisten Veranstaltungen wurden im Titania-Palast oder im Theater des Volkes, dem späteren Friedrichstadtpalast, abgehalten.

Brigitten-Tag, Januar 1964 (BBWA N7/08/197,2)

Nach 1933 wurde das „Blatt der Hausfrau“ gleichgeschaltet und bot nur noch Mode, Handarbeiten, Literatur und Schnittmuster.

Die Zeitschrift überlebte den Nationalsozialismus und den Krieg; ab 1952 wurde „Brigitte“ auf das Cover vor „Blatt der Hausfrau“ gedruckt. Mit den Jahren wurde die Überschrift „Blatt der Hausfrau“ immer kleiner und „Brigitte“ wurde zu der Zeitschrift, wie wir sie heute kennen. Mit den Frauen emanzipierte sich auch „Brigitte“ und debattiert nun über gesellschaftspolitische Sachverhalte wie Abtreibung und Missbrauch.

Brigitten-Tag, Januar 1935 (BBWA N7/08/197,1)

Der von der Journalistin und Aktivistin Barbara von Treskow organisierte „Brigitten-Tag“, bot speziell für die damalige Frau ein umfangreiches und buntes Abendprogramm mit vielen Modenschauen, Varieté- und Kabarettnummern. Dass die dazugehörigen Programmhefte von 1935 und 1946 im Circus-Bush-Archiv (N7) vorzufinden waren, liegt meinen Vermutungen nach an den Varieté- und Kabarett-nummern, da Varieté wie auch Kabarett eine große Rolle im Circus spielen.

Den Recherchen im Internet zu Folge konnten wir den letzten „Brigitten-Tag“ bis 1965 zurückverfolgen, was allerdings durch Mangel an Informationen nicht mit Sicherheit bestätigt werden kann. Über die „Brigitten-Tage“ war nur begrenzt viel im Internet herauszufinden, dennoch hat es mir Spaß gemacht in meinem zweitägigen Schnupperpraktikum im BBWA über dieses Thema zu recherchieren und kann mir gut vorstellen später einmal im Archiv zu arbeiten.

Text: A. Preller

 

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