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Praktikum Tag 110: Vorhang fällt

Schluss, aus, vorbei, mein letzter Tag vom Praxissemester. Dabei habe ich doch gerade erst den Beitrag im Archivspiegel über meinen ersten Tag im BBWA geschrieben. Schon sind die 22 Wochen rum. In der Zwischenzeit ist eine ganze Menge passiert. Was genau, das muss ich noch mal nachschauen. Zum Glück habe ich mir Notizen gemacht.

Der Bestand

Über meinen Bestand der INKiESS Bargeldlogistik GmbH hatte ich ja schon in früheren Beiträgen berichtet. Daher an dieser Stelle nur noch einmal ein Überblick über das Ergebnis meiner Arbeit. Knapp 8 Meter Archivgut und über 1.500 Fotos sind nun verzeichnet und warten auf Nutzerinnen und Nutzer, die Feuer und Flamme für geldverarbeitende Produkte sind.

Insbesondere zwei Zeiträume lassen sich anhand verschiedener Archivalien untersuchen. Einmal die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Währungsreform 1948. Im Zuge meiner Geschichts-Hausarbeit habe ich anhand der Korrespondenz aus dieser Zeit nachvollzogen, mit welchen Herausforderungen die Chefin Ingeborg Heuser und ihre Geschäftspartner konfrontiert waren. Das Schöne ist, dass neben dem Posteingang auch der Postausgang in Form von Durchschlägen (die aus Vorkriegszeiten wieder verwendet wurden) überliefert ist. So lässt sich der Austausch teilweise über Monate hinweg verfolgen.

Das zweite große Thema ist natürlich die Euro-Einführung, die INKiESS zehn Jahre lang beschäftigte. In zahlreichen Zeitungsartikel kann man nachlesen, was die Leute damals umtrieb. Zum Beispiel die Debatte um den Namen der neuen Währung. Gulden, Dukaten oder Taler? Was heute komisch anmutet, wurde damals ernsthaft diskutiert. Und natürlich Schriftverkehr und Besprechungsnotizen zu den neuen Euro-Münzen, die sich INKiESS vorab als Muster ausleihen musste, um die Werkzeuge zu erstellen.

Das Chaos

Bestand fertig

Fertig!

Zu Beginn meines Praktikums war ich ganz schön erschlagen von der Masse an Aktenordnern. Dankenswerterweise hatte Herr Fontaine bereits mit dem Umbetten begonnen, sodass ich nicht bei null anfangen musste. Es war ein bisschen wie Lotterie. In jeder Mappe und jedem Ordner ein anderes Thema, mit dem ich erstmal nichts anfangen konnte. Also fing ich an Stapel zu bilden und so kleine Reihen von Ordnern … und plötzlich waren überall Reihen und überall Stapel. Uff. Inzwischen hat sich das aber wieder eingependelt und alles ist ordentlich verpackt.

Darüber hinaus bin ich auch flexibler geworden. Beim ersten Mal, als ich im September spontan in Rüdersdorf an der Fachtagung „Perspektiven für die Industriekultur“ teilnehmen sollte, fühlte ich mich noch ein bisschen wie Archimedes, dem seine Kreise gestört wurden. Anderthalb Jahre Homeoffice hatten eben ihre Spuren hinterlassen, und ich brauchte ein paar Wochen, um mich an den Archivalltag zu gewöhnen. Inzwischen kann ich ganz spontan diesen Mittwoch irgendwo in ein Museum fahren – alles kein Problem. Und letzte Woche habe ich ganz spontan und freihändig die Etiketten auf die Archivkartons geklebt. Fünf sind ein bisschen schief, aber ich verrate nicht, welche …

Das Drumherum

Neben dem Erschließen gab es noch eine ganze Menge anderer Dinge, die ich gemacht habe. Zum Beispiel war ich bei gleich zwei Industriekulturabenden dabei. Und bei dem Archiv-Workshop in Brandenburg an der Havel (das war die Veranstaltung, während der ich so gebibbert habe).

Als ich im BBWA anfing, lief bereits das Projekt zu den Archivbeständen von Industriemuseen in Brandenburg. Ich war mit dabei und begutachtete zusammen mit Frau Estler-Ziegler einige Museumsbestände. Im Oktober waren wir im Museum Funkerberg in Königs Wusterhausen, im November in der Mühlenvereinigung Potsdam und im Dezember war ich wirklich spontan mit im Ofen- und Keramikmuseum Velten.

Im November machte ich zwei Workshops mit Schülern des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums. Sie kamen im Rahmen des Schulprogramms „denkmal-aktiv“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ins Wirtschaftsarchiv, um sich über die Recherchemöglichkeiten im BBWA zu informieren. Das war sehr spannend, da ich so etwas schon immer mal ausprobieren wollte.

Mitte Dezember war ich dann das erste Mal bei INKiESS zu Besuch und vergangene Woche ein zweites Mal. Und ich durfte „sortikorden“. Es tauchte nämlich noch ein Sortikord für Euro-Münzen auf und das hörten dann auch alle im Umkreis von 500 Metern (man muss nämlich ordentlich schütteln).

Der Sortikort - ein Druckklischee aus dem Bestand

Der Sortikort – ein Druckklischee aus dem Bestand (Bild aus Gründen der Lesbarkeit gespiegelt)

Das Ende?

Nach dem Praktikum werde ich ein kleines Zeitzeugenprojekt starten, das sich während der Verzeichnung ergeben hat. Dabei gehe ich den Strukturen von INKiESS aus der Sicht der (ehemaligen) Mitarbeiter auf den Grund. Natürlich steht viel über das Unternehmen in den Akten. Aber vieles auch nicht, was nur besprochen und nicht aufgeschrieben wurde. Daher werde ich Interviews führen, um die Unterlagen in einen Kontext zu setzen und den Bestand mit weiteren Informationen zu ergänzen.

Zu Beginn hatte ich mir ja die Frage gestellt, ob ich das mit dem Archiv wirklich für den Rest meines Lebens machen will. Unbedingt. Mein Praktikum ist zu Ende, aber für mich ist das erst der Anfang.

Text: Carolin Schulze-Ehrenfeld

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