Archivgut
Kommentare 1

Gebr. Läkamp Malermeister – eine 100-jährige Unternehmensgeschichte aus Tempelhof

So ein Archiv-Alltag ist immer wieder für Überraschungen gut. Für einen Vortrag bei der CompGen habe ich verschiedene Karteikarten „blind“ aus der Handwerksrolle der Berliner Handwerkskammer (K5/2) gezogen und bin über eine Karte „Gebr. Läkamp Malermeister“ in der Schönburgstraße 4 in Berlin-Tempelhof gestolpert. Erstaunt las ich auf dieser Karte, dass dieses Unternehmen nicht nur Mitglied der Handwerkskammer war, sondern auch seit 1922 im Handelsregister verzeichnet war.

Das weckte meine Neugierde, zumal ich jemanden kenne, der in diesem Haus wohnt. Die Fassade des Hauses war mir auch schon bei Besuchen dort aufgefallen. Sie wird durch den Schriftzug „Gebr. Läkamp Malermeister“ verziert. Ein Kontakt mit den Nachkommen des Gründers dieses Unternehmens brachte interessante Einblicke in die Geschichte des Malerbetriebes.

Aus dem Jahr 1910 hat sich ein Zeugnis des Malerschülers Hermann Läkamp (1889-1965) von der Malerschule Buxtehude erhalten. Unter diesem Zeugnis steht „Wegen Fleis u. Strebsamkeit ein besonderes Lob“. Sechs Jahre später, am 15. Oktober 1916, bestand der Dekorationsmaler “Hermann Läkamp aus Tempelhof, Kreis Teltow geboren den 30ten Januar 1889 zu Westerhausen Kreis Melle Hannover” seine Meisterprüfung. Das ist auch das Jahr, in dem er erstmals in den Berliner Adressbüchern zu finden ist.

Meisterbrief vom 05. Oktober 1916 (BBWA U5/08/16)

Sicher ist auch, dass er zusammen mit seinem Bruder August (1891-1954) das Unternehmen Gebr. Läkamp in der Blumenthalstraße 19 in Berlin-Tempelhof gründete. Der Malereibetrieb wurde am 15.08.1922 ins Handelsregister eingetragen, was bei Handwerksbetrieben nicht die Regel ist, aber einen Schluss auf die Größe des Betriebs zulässt.

Das Unternehmen übernahm Maler- und Tapezier-Arbeiten. In den 20er Jahren waren wichtige Auftraggeber Sarotti, Mampe und das Schiffshebewerk Finow sowie das Reichsluftfahrtsministerium in der Wilhelmstraße.

Die Geschäfte liefen gut. Schon um 1924 kaufte Hermann Läkamp ein Haus in der Schönburgstraße 4. August Läkamp hingegen eröffnete um diese Zeit eine Farbenhandlung in Schöneberg in der Bahnstraße 3. Ab ca. 1928 gingen die Brüder getrennte Wege. Hermann verlegte den Sitz der Gebr. Läkamp Malermeister in die Schönburgstraße 4.

Preis für die Teilnahme der Sammel-Ausstellung des Reichsbundes des Deutschen Maler- und Lackiererhandwerks e. V., 1931

Dass die Gebr. Läkamp Malermeister ein großer Betrieb mit vielen Aufträgen war, geht u. a. aus einem Lohnkonto von 1938/1939 hervor. Hier sind rund 100 Mitarbeiter eingetragen.

Urkunde zum 40-jährigen Geschäftsjubiläum (BBWA U5/08/2)

Am 13. Oktober 1953 erhielt das Unternehmen Gebr. Läkamp Malermeister eine Urkunde der Maler-Innung Berlin zum 40. Geschäftsjubiläum. Das bedeutet allerdings, dass Hermann Läkamp schon 1913 einen Malerbetrieb gehabt haben muss. Wo dieser sich befand, ist unbekannt.

Nach dem Tod von Hermann Läkamp 1965 übernahm sein Sohn Karl-Heinz Läkamp das Unternehmen. Er hatte am 14.11.1947 seinen Meister gemacht und seitdem im Unternehmen als Läkamp jun. mitgearbeitet. Verheiratet war er mit Ingeborg Wissell, der Tochter von Rudolf-Ludolf Wissell (1902-1985), der ab 1946 technischer Vorstand der Bewag war.

Nachweis für Grundanstrich von Behälter, Kessel und Rohrleitungen durch die Firma Läkamp von Dezember 1955 bis April 1956 (BBWA U5/08/15)

Das führte natürlich auch zu Aufträgen der BEWAG, für die 1955/1956 Malerarbeiten in dem Reuter-Kraftwerk ausgeführt wurden. In den 60er bis 80er Jahren gehören zu den Kunden aber auch viele Schulen, Versicherungsunternehmen und Bezirksämter.

1989 wurde das Unternehmen in der dritten Generation von Hermann-Rudolf Läkamp übernommen. In seine Zeit fallen Aufträge im Schloß Meseberg. Hier hatte der Restaurator festgestellt, dass die Kupferdächer vormals gestrichen waren, und beauftragte Läkamp damit. Das Streichen der Kupferdächer war wegen des Farbtons und des Materials eine große Herausforderung. Zudem wurde die Krone über dem Haupteingang von Läkamp vergoldet.

Außerdem gab es einen großen Auftrag für Malerarbeiten am Neuen Palais in Potsdam im Jahr 1992, wo nach Anstrich der Fassade eine Ziegeloptik durch Ziehen von Strichen oberhalb des Sockels des Palais aufgemalt wurde.

Um die gleiche Zeit gründete Hermann-Rudolf Läkamp ein zweites Unternehmen, und zwar die Läkamp Malerei Betrieb GmbH, in die zu einem späteren Zeitpunkt die Gebr. Läkamp Malermeister übergehen sollte.

Das Unternehmen Gebr. Läkamp Malermeister wurde zum 31.12.2013 abgemeldet. In diesem Jahr hatte es 100 Jahre bestanden.

 

1 Kommentare

  1. Wow, 100 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Toll, wenn sich ein Maler so lange am Markt hält. Das ist wirklich erstaunlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert