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Luftvorwärmer, Höllenkitt und Lasuritmalerei – Praktikum im BBWA

Dachte ich bisher an Wirtschaft(-sarchiv), hatte ich vor allem Zahlenkolonnen und Bilanzen, mithin staubtrockenes Schriftgut vor Augen. Dies sollte sich mit meinem Praktikum im Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv, zumindest teilweise, ändern.

Zwar war der angedachte Zeitraum von vornherein (zu) kurz, die Umstände aufgrund der allseits bekannten aktuellen Situation alles andere als günstig (und den Zeitraum zusätzlich einschränkend), dennoch wurde mir vom 12. April bis zum 14. Mai 2021 ein Praktikum ermöglicht, welches ich innerhalb meiner berufsbegleitenden Weiterbildung zur Fachangestellten für Informations- und Medieninformationsdienste absolvierte.

Die letzten Filme fest im Griff (Foto: BBWA)

Die letzten Filme fest im Griff (Foto: BBWA)

Vorgesehen war die Verzeichnung des Videobestandes der Philipp Holzmann AG, bestehend aus 185 Filmen, größtenteils die Bautätigkeiten des 1849 gegründeten und 2002 insolvent gegangenen international tätigen Baukonzerns dokumentierend, dessen Archivmaterial dem BBWA 2017 übergeben worden war. Das hieß im Wesentlichen (v.a.) den Inhalt der Videos sichten, diesen kurz wiedergeben, dazu Besonderheiten wie die Sprache und Länge des jeweiligen Films und/oder Protagonisten notieren und somit künftigen Nutzern einen ersten Überblick über den Bestandsinhalt zu ermöglichen. Nach insgesamt 44 Arbeitsstunden konnte die Erschließung zum Abschluss gebracht werden. Danach widmete ich mich sowohl der Verzeichnung der Siemens-Dokumente in der Bestandsergänzenden Sammlung, die aus einer Fülle von ganz unterschiedlichen Werbemitteln von vorrangig technischen Kleingeräten besteht, als auch der Verzeichnung allgemeiner Werbemittel aus den 1920er bis 1970er Jahren von Berliner wie Brandenburger Unternehmen, von der Bürstenfabrik über Hersteller medizinisch-diagnostischer Laborinstrumentarien bis zu Benzinuhren-Fabriken. Ein geradezu unüberschaubares wie vielfältiges Produkt-Portfolio. Es begegneten mir bekannte Unternehmensnamen wie Osram, Victoria-Versicherungen, A. Borsig Maschinenbau oder die Hildebrand-Kakao- und Schokoladenfabrik und Produkte wie der „Prismenderivator“, die „Arbeitskräftelenkung mit Kerbkarte“ und der „Informator für den Leiter der Produktivkräfte“ als auch das „Bachus-Licht“. Dies alles – mitsamt den im Titel genannten Stichworten – glich einem kurzweiligen wie spannenden Spaziergang durch die Industriegeschichte dieser Zeit mit vielfältigen und durchaus lebendigen Einblicken. Darüber hinaus fiel die Abgabe umfangreichen Foto- und Kartenmaterials der traditionsreichen Buchhandlung gen. Kiepert & Schropp in den Zeitraum meiner Arbeit im BBWA, deren Bewertung und Erschließung möglicherweise eine/n nächste/n Praktikantin/en erwartet.

Neben den vielfältigen und interessanten Beständen, denen man im BBWA begegnen kann, erhielt ich nützliche Hinweise für die Arbeit in „meinem“ Archiv über Standards und Konzepte der Fotoarchivierung, die Gestaltung von Übernahme-Verträgen oder die Aufstellung der Archivtektonik. Für die kollegiale und freundliche Arbeitsatmosphäre, den regen Austausch und die Bereitschaft zur fachlichen wie gesellschaftspolitischen Diskussion möchte ich mich herzlich bedanken.

j.jenitschonok

 

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