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Über den Tellerrand geschaut – ein Besuch auf der Genealogica 2021

Im November 2020 wurden wir von Anja Klein angefragt, ob wir Interesse daran hätten, bei der Genealogica 2021 – einer Online Messe zur Familienforschung – mitzumachen. Im Gespräch war zunächst ein Messestand. Was sollten wir auf einer Online-Messe ausstellen? Zu diesem Zeitpunkt konnten wir uns das überhaupt nicht vorstellen. In dem Schreiben war aber auch etwas über Vorträge zu lesen und dazu hatten wir gleich mehrere Ideen.

Als Wirtschaftsarchiv haben wir häufig Anfragen, die damit beginnen: „Meine Großeltern hatten um die Jahrhundertwende ein Unternehmen in Berlin. Ich benötige darüber Informationen. Können Sie mir da weiterhelfen?“. Damit stand auch schon das Thema fest, nämlich die Verknüpfung von Unternehmensgeschichte mit Familiengeschichte am Beispiel der „Berliner Gold-, Silberwaren- und Uhrengroßhandlung Richard Lebram“.

Anfang Februar 2021 gab es dann die Einladung zum Techniktest. Mein erster Eindruck war, oh, hier kennen sich alle und ich kenne keinen. Doch das „Außenseiterin“-Gefühl ging schnell vorbei und es war gut, vor der eigentlichen Messe schon ein paar Referentinnen und Referenten kennengelernt zu haben.

Die Information

Die eigentliche Messe begann dann am 12. Februar. Ich bin aber erst am 13. Februar dazu gestoßen. Zunächst einmal hat mich das virtuelle Messegelände der Genealogica 2021 unglaublich beeindruckt. Das moderne Messegebäude konnte ich über einen blinkenden Punkt betreten und stand dann gleich an der Information. Weitere blinkende Punkte, die in den Fotos jetzt grau sind, führten mich durch das ganze Gebäude.

Es gab zwei Ausstellerhallen. In Halle 1 befanden sich die Ausstellungsstände der Genealogie-Blogs, Genogrammarbeit & Fortbildung, Buchhandel & Verlage und der Software-Anbieter und in Halle 2 die der Genealogie-Plattformen, der genealogischen Vereine und Verbände und der Berufsgenealogen. Die virtuellen Stände waren genauso aufgebaut, wie bei einer normalen Messe. Fast an jedem Stand konnte der Besucher Prospekte mitnehmen, häufig gab es Filme über das jeweilige Unternehmen zu sehen und es war möglich, eine Sprechstunde zu vereinbaren. Es gab Büchertipps und vieles mehr.

Plauderecke, Pinnwand und Social Wall

Die Besucher der Messe konnten sich in einer „Plauderecke“ treffen, was technisch allerdings nicht ganz einfach war. Zudem gab es eine Pinnwand, auf der jeder die Herkunftsorte seiner Vorfahren „anpinnen“ konnte. Auf der „Social Wall“ konnte verfolgt werden, was gerade so über die Genealogica gepostet wurde.

… und hier ging es zu den Vorträgen.

Und dann das Vortragsprogramm: Es hatten sich so viele Referentinnen und Referenten angemeldet, dass zwei Veranstaltungsräume benötigt wurden. Im Auditorium 1 war Platz für 500 Personen, im Auditorium 2 für 100 Personen. Die 19 Vorträge zeigten einen bunten Mix aus der Welt der Familienforschung. Es gab Vorträge, die sich mit den täglichen Schwierigkeiten eines Familienforschers beschäftigten. Zum Beispiel wie man altdeutsche Schrift lesen und schreiben lernen kann und wie schriftliche Anfragen bei Archiven und Ämtern erfolgreicher formuliert werden können. Es gab aber auch Überblicks-Vorträge unter anderem zur standesamtlichen Ehe im 19. Jahrhundert oder auch zur Familienforschung im 20. Jahrhundert und über erzählte Familienforschung in Afrika.

Natürlich habe ich mir auch ein paar Vorträge angehört, von denen ich mir wichtige Hinweis für meine Arbeit im Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv erhofft und auch bekommen habe.

Ein sehr spannender Vortrag von Andreas Stephan beschäftigte sich mit Grabsteinprojekten. Seit 2020 gehört die Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Ich habe hier einiges über die Veränderungen der „Liegezeit“ in Deutschland erfahren, dass Friedhofsordnungen ein Problem für Grabsteinfotografen sein können und dass es weltweit unzählige virtuelle Grabsammlungen gibt, die bei der Familienforschung hilfreich sein können. Aus diesem Vortrag bin ich mit vielen nützlichen Links und Tipps zu unserem eigenen Friedhofsprojekt „Unternehmergräber in Berlin“ herausgegangen.

Auch Barbara Schmidts Vortrag zu „Unternehmensarchiven als Quelle für Familienforschung“ war sehr aufschlussreich. Barbara Schmidt ist eine der beiden Veranstalterinnen der Genealogica und ist aktives Mitglied der Historischen Gesellschaft der Deutschen Bank e.V. Sie hat uns einen sehr interessanten Einblick in das Archiv der Deutschen Bank gegeben und anhand der dortigen Dokumente und anhand der Unternehmensarchive von Siemens und BASF dargestellt, wie wichtig diese Archive einschließlich der Wirtschaftsarchive für die Familienforschung sind.

Der Vortrag, der mich am meisten faszinierte, hat gar nichts mit meiner Arbeit im Wirtschaftsarchiv zu tun. Er beschäftigte sich mit „DNA als Schlüssel zur Lösung unlösbarer Rätsel“. Ute Brandenburg erklärte uns an drei Beispielen, wie autosomale DNA ihr geholfen hat, Familienmitglieder von Anfragenden zu finden, in deren Fällen die Verwandtschaft durch eine Papierdokumentation nicht ausreichend nachzuweisen war. Ich habe etwas über „Matches“ und cM (centiMorgana) gelernt und dass ab 50%ige Übereinstimmung der Matches der Verwandtschaftsgrad sehr hoch ist. Aber auch die Stimmen im Vortragschat über das Für und Wider der DNA-Speicherung waren sehr spannend.

Was habe ich gelernt? Nicht nur das Zusammentragen von Unternehmensgeschichte ist Puzzlearbeit. Auch in der Familienforschung gibt es eine Menge Quellen, die zur Erforschung genutzt werden, um ein umfangreiches Bild der Ahnen zu erhalten. Wir verwenden sehr unterschiedliche Quellen, aber es gibt viele Schnittmengen.

Am Ende bleibt mir noch, mich bei den Veranstalterinnen vielmals zu bedanken, dass ich an dieser spannenden und inspirierenden Online-Messe teilnehmen und etwas beitragen durfte.

Quelle der Abbildungen: https://genealogica.expo-ip.com/

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