Wirtschaftsgeschichte
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Die Beermannsche Landmaschinenfabrik

Im Jahre 1849 gründet Carl Beermann eine Maschinenbauanstalt in der Dresdener Straße 26. Zunächst werden hier Nähmaschinen hergestellt. Als mit dem Boom der Gründerzeit die Nachfrage an landwirtschaftlichem Gerät stark zunimmt, erkennt Beermann die Zeichen der Zeit und sattelt um: Auf dem neuerworbenen Grundstück in der Köpenicker Straße am Schlesischen Tor werden ab 1856 „Pflüge aller Art, Walzen, Schollenbrecher, Sämaschinen, Göpelmaschinen, Rübenschneider und Häcksler“ hergestellt. Als Vorbild dienen englische und amerikanische Modelle, die teils nachgebaut, teils sogar verbessert, werden. Es ist zum ersten Mal, dass in Deutschland Landmaschinen industriell hergestellt werden. So wird die Beermannsche Fabrik schnell zur überregionalen Branchengröße. In den 1870er Jahren werden 500-600 Arbeiter beschäftigt.

Tischlerei und Holzbearbeitungswerkstatt (1896)

Tischlerei und Holzbearbeitungswerkstatt (1896)

Carl Beermanns Söhne Hermann und Georg verlegen den Hauptsitz des Unternehmens 1872 in die Eichenstraße 4 (heute Puschkinallee) in Treptow. Hier entsteht die „Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen und Wagenbau, Eisengießerei, Dampfhammerwerk und Kesselschmiede“, das sogenannte „Beermannwerk“. Es ist mit modernsten Maschinen ausgestattet und für über 1.000 Arbeiter ausgelegt. Die Abteilung für Wagenbau wird erst später angegliedert und produziert landwirtschaftliche Lokomobile. Beliefert werden Kunden in ganz Deutschland und in Osteuropa bis nach Russland. Man expandiert: eine Filiale in Bromberg wird eröffnet, ebenso in der Leipziger Straße in Berlin. 1913 beschäftigt das Unternehmen 1.100 Arbeiter und Angestellte. Es überstand den Ersten Weltkrieg nicht.

1924 kauft die Allgemeine Berliner Omnibus AG (ABOAG) das Firmengelände auf und richtet in den Werkhallen eine Reparaturstätte und eine Abteilung für den Omnibus-Bau ein.

Ab 1904 erinnert die Beermannstraße am Treptower Park – nachdem sie zwischen 1938-47 auf Geheiß der Nationalsozialisten in Mächtigstraße umbenannt war –an die jüdische Unternehmerfamilie, insbesondere aber an den Kommerzienrat Hermann Beermann, der sich ab 1876 als Treptower Gemeindevertreter große Verdienste erwarb.

Text: Florian Thomas

Literatur

Komander, Gerhild H. M. (Hrsg.): Berlins erstes Telefonbuch 1881. Verzeichnis der bei der Fernsprecheinrichtung Betheiligten. 2. kommentierte, überarbeitete Auflage des Nachdrucks. Berlin: Berlin Story Buchhandlung & Verlag. 2006, S. 105.

Uhlig, Judith: Treptow. In: Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke, hrsgg. v. Wolfgang Ribbe. Band 22: Treptow. Berlin: Stapp Verlag. 1995.

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