Wirtschaftsgeschichte
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Berliner Weiße – “Bier is ooch Stulle”

Die Weiße bekam vor 40 Jahren eine neue Konjunktur, nachdem sie zuvor klammheimlich auf dem Weg zur Delikatesse für Eingeweihte gewesen war.

Nicht zuletzt Berlin-Touristen hielten die Nachfrage nach der Berliner Weiße aufrecht – es war aber vor allem der Sommer 1973 mit seinen hohen Temperaturen, der für die Weiße zur Wiederbelebung wurde: Die Schultheiß-Brauerei startete eine Werbekampagne, die dem Weißbier aus der Region guttat, vor allem aber einen „unerwarteten Weißbier-Boom, vor allem außerhalb Berlins”, hervorrief. Selbst die Getränkekarte des New Yorker Hotels Waldorf-Astoria führte „Original Berliner Weiße”, worauf die Brauerei stolz war, wie die „Berliner Wirtschaft” in ihrer Ausgabe Nr. 15 (1973) vom 30. Juli 1973 hinwies.

Berliner Weiße ist ein helles, obergäriges Schankbier mit 7-8 % Stammwürze, das aus einer Mischung von hellgedarrtem Weizen- und Gerstenmalz hergestellt wird. Die Geschichte dieses Bieres reicht 340 Jahre zurück, seine früheste Erwähnung ist 1642 – der Arzt Elsholz erwähnt die besondere Bekömmlichkeit des Berlinischen Weizenbiers. Es hat sich wegen seines mildsäuerlichen Geschmacks bei hohem Kohlensäuregehalt eingebürgert, den Trunk mit Fruchtsirup zu süßen – rote und grüne Weiße sind die bekannten Oxymora (wie kann Weiß Grün sein?). Der Erfolg des Bieres hat auch mit der Ausflugs- und Biergartenkultur zu tun, die den Berliner aus der Enge der Stadt in die schönen Ausflugskneipen am Prenzlauer Berg, am Halensee oder am Weißensee führte.

Besondere Bedeutung erhält die Weiße durch jene bestimmte Hefeart nebst Milchsäurebakterien, die für einen vitaminreichen Bodensatz sorgt, der das Getränk über Jahre haltbar macht. „Besitzer sehr alter Jahrgänge Weißbier scheuen sogar den Vergleich mit Sekt nicht”, hieß es 1973.

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