Neuigkeiten
Schreibe einen Kommentar

Zwei Bände zum Nachlass Otto Schulze erschienen

Otto Schulze: Band 2

Abschluss des Transkriptionsprojektes in der Buchreihe „Zeitzeugen des Alltags“

Schon im November 2014 ist das erste Taschenbuch zu den Briefen aus dem Nachlass des Oberzahlmeisters Otto Schulze erschienen. Am 11. Januar 2015 folgte nun Teil 2. Otto Schulze hat diese Briefe – wie im Archivspiegel kontinuierlich berichtet – an seine Verlobte Frieda Neuendorf aus Tsingtau nach Deutschland geschickt. 293 Briefe haben in den Jahren 1906 bis 1913 die Distanz zwischen China und Deutschland wohlbehalten zurückgelegt, wurden von der Familie verwahrt und dem BBWA 2013 übergeben, um hier im zweiten Transkriptionsprojekt entziffert und übertragen zu werden.

Was am 3. September 2013 im Kreis der ehrenamtlich für das BBWA transkribierenden Senioren begonnen hatte, ist nun in der maritimen gelben Buchreihe „Zeitzeugen des Alltags“ zu finden, für die Jürgen Ruszkowski als Herausgeber die Redaktion übernommen hat. So wird im Vorwort des ersten Bandes „Briefe aus Fernost – 1907 – Oberzahlmeister Otto Schulze berichtet“ auch die Leistung der Berliner Senioren gewürdigt, die in unermüdlichem Einsatz 293 handschriftliche Briefe Otto Schulzes abgetippt, ca. 50 Fotos sortiert und fast 800 Postkarten verzeichnet haben. Maßgeblich mitgewirkt auf dem Weg vom handschriftlichen Brief zum Buch hat Bernd Liebig, einer der Aktivsten aus dem Ehrenamtsprojekt, der nicht nur den größten Teil der Transkripte anfertigte, sie prüfte und korrigierte, sondern auch Postkarten erschloss und einscannte sowie Übersichten, Personenindex und Zusammenfassungen anfertigte. Die Digitalisate sind nun einzeln über verschiedene Datensätze abrufbar. Damit ist der Nachlass nicht nur archivarisch gesichert, digitalisiert und für die Nutzung im BBWA bereitgestellt, sondern durch die Edition auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Veröffentlichung der historisch-dokumentarisch aussagekräftigen Briefe bietet dem Leser einen authentischen und wertvollen Einblick in eine Zeit des Umbruchs an der Schwelle des Ersten Weltkrieges. Mit Kaiser Wilhelm II wird ab 1888 die „Weltmachtstellung“ Deutschlands vorangetrieben und hat in der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Otto Schulze erlebt ein Deutschland, das zunehmend durch Expansionsstreben, Nationalismus, Radikalisierung politischer Gruppierungen und dem Traum vom deutschen Kolonialreich bestimmt wird. Nach seiner Überfahrt nach China spürt er hautnah die zwei Facetten der deutschen Kolonialpolitik in der Musterkolonie Kiautschou: die Hoffnung auf Wirtschaftswachstum und Weltruhm einerseits – die Unterwerfung der ortsansässigen Bevölkerung andererseits. Aber auch Bewegungen wirtschaftlichen und technischen Aufschwungs sind Tendenzen dieser Zeit kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges.

Beide Bücher präsentieren in historischen Zeitzeugenberichten einen nicht unstrittigen Otto Schulze als Bürger seiner Zeit, dessen Gedanken sich in den Briefen an seine Verlobte wiederfinden. Zusammenhänge von Politik, Gesellschaft und Geschichte werden deutlich. Für Interessierte am maritimen Leben geben die Briefe Einblick in den Einfluss der kaiserlichen Marine, den Alltag des in Tsingtau stationierten Torpedobotes und des Kreuzers Gneisenau sowie dem Leben auf einem der ersten Salon-Dampfer Prinz-Regent Luitpold.

Band 78: „Briefe aus Fernost – 1907 – Oberzahlmeister Otto Schulze berichtet“

Band 1: Briefe aus Fernost 1907

Band 1: Briefe aus Fernost 1907

Auf 272 Seiten ist vom Leben Otto Schulzes in der Kolonie Kiautschou des Deutschen Reiches und seiner Hauptstadt Tsingtau, einem ehemals kleinen Fischerdorf im Osten Chinas, zu lesen. Geprägt ist die Kolonie vom Einfluss der kaiserlichen Marine, für die Otto Schulze als Oberzahlmeister auf einem in Tsingtau stationierten Torpedoboot wirkt. Schulze schreibt Briefe nach Deutschland, in denen er von seinen Reisen nach Tschemulpo in Korea und seinen Touren innerhalb Chinas berichtet. Dabei fehlt die Beschreibung einer Fahrt über den Jangtsekiang genauso wenig wie die Darstellung der Kaiserstadt in Peking. In weiteren Briefen sind die Stationen seiner Reise auf dem Salondampfer Prinz-Regend Luitpold festgehalten. Die Fahrt führt von Hamburg über Antwerpen, Southampton, Genua, Neapel, Port Said, Colombo, Penang, Singapur, Hongkong, Shanghai nach Tsingtau,

Bewertend schreibt Jürgen Ruszkowksi zum Band 1: „Diese Briefe enthalten sehr interessante Schilderungen aus der noch heilen „guten alten Zeit“ vor dem Weltenbrand des alles Hergebrachte brutal zerstörenden großen Krieges, den ‚Willem zwo‘ und seine Berater so leichtfertig mit verheerenden Folgen für Deutschland vom Zaune brachen.“

Band 79: „Briefe aus Fernost – 1908-1913 – Oberzahlmeister Otto Schulze schreibt aus Tsingtau

Band 2: Briefe aus Fernost 1908-1913

Band 2: Briefe aus Fernost 1908-1913

Am 11. Januar 2015 ist der zweite Teil in der maritimen gelben Buchreihe erschienen und unter dem „Titel Briefe aus Fernost – 1908-1913 – Oberzahlmeister Otto Schulze schreibt aus Tsingtau“ nun im Handel erhältlich (306 Seiten).

Die Fortsetzung der Berichte in Briefform über das Leben in der chinesischen Musterkolonie des Deutschen Reiches enthält mehrere spannend beschriebene Reisen. Otto Schulze besucht in seiner Verantwortung als Oberzahlmeister der kaiserlichen Marine Japan und Niederländisch Indien. Das Buch enthält auch einen interessanten Bericht über seine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn durch das zaristische Russland im Jahre 1911, von der im Nachlass auch eigenhändig aufgenommene Fotografien erhalten sind.

Bewertend schreibt Jürgen Ruzkowksi: „Aufschlussreich ist die zeitgemäße Einstellung des Briefschreibers zu den Japanern (‚Affen‘) und kolonialisierten Völkern. Die Briefe geben interessante Aufschlüsse über die Kulturgeschichte des jungen 20. Jahrhunderts und den Verkehr der Vertreter der imperialen europäischen Mächte vor dem großen Weltkrieg untereinander.“

Beide Bände sind im Buchhandel erhältlich, auch als eBook.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert