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Vom Werden und Sein im Chapiteau

„Gahrés Motor- und Luft-Piraten“ über den Ruinen der Zoobunker. Todesläufer Egon beim Schrägseil-Abstieg vom 30 Meter hohen Zoobunker zur Erde. Berlin, 21.08.1949.

Nach fast zwei Jahren Bearbeitungszeit fand der Bildbestand des Circus-Busch-Archivs seinen Weg in das Worl Wide Web – mit einem zaghaften Blick in die Zukunft der Digitalisierung und virtuellen Entwicklungen vielleicht nur eine weitere Zwischenstation für diesen Sammlungsteil aus dem Nachlass des Pfarrers und Zirkusenthusiasten Martin Schaaff (1910-2015).

N7/13/268/21: Christa Kolbe (Artisten-Verein „Einigkeit“). Berlin, 25.12.1953.

N7/13/268/21: Christa Kolbe (Artisten-Verein „Einigkeit“). Berlin, 25.12.1953.

Neben historischer bis moderner Plakat- und Großflächenwerbung spiegeln sich in über 26.000 Aufnahmen Leben und Werdegang großer und kleiner Künstler, tummeln sich Nachwuchsartisten neben den Altmeistern ihrer Zunft, staunen Kinder ebenso wie Weltstars aus allen Sparten der Unterhaltungsbranche über die ersten Darbietungen zwischen den Trümmern und Ruinen der Nachkriegszeit, begleiten Premiere und Dernière. Hierbei beschränkt sich die Vielfalt der Aufnahmen und Motive nicht nur auf Deutschland oder Europa, sondern umspannt das gesamte Erdenrund.

N7/13/99/53: Circus-Aufbau. Berlin, 1947-1948.

N7/13/99/53: Circus-Aufbau. Berlin, 1947-1948.

Einen großen Teil der Sammlung machen die Aufnahmen des Mutter-Tochter-Gespanns Erika Gensichen (1893-1986) und Gabriele Feissel (1924-2005) aus, welche seit den 1940er Jahren nicht nur unermüdlich das Geschehen in der Manege und hinter den Kulissen dokumentierten, sondern auch einen Blick für ihre Umgebung hatten. Ihre Aufnahmen bilden, dank der handschriftlichen Anmerkungen, einen unschätzbaren Fundus an Informationen.

Überliefert wurden die Archivalien in Fotoalben, zum Teil beschrifteten Schachteln und Mappen sowie losen Sammlungen. Zur leichteren Handhabung wurde das Material in Konvolute unterteilt und bei der Faktura gGmbh digitalisiert. Anschließend erfolgte die Vergabe der Metadaten und Umwandlung der Bilddateien in JPGs und Thumbnails. Zusätzlich wurden alle Bildbeschriftungen transkribiert und mit den Bildern in Augias integriert.

N7/13/398/8: Martin Schaaff im Circus Dominik Aramannt, 1989.

N7/13/398/8: Martin Schaaff im Circus Dominik Aramannt, 1989.

Als experimenteller Teilarbeitsschritt wurde eine Dublettenprüfung vorgenommen. Hierbei sollten vornehmlich Papierabzüge, Vergrößerungen und Retuschen für verschiedene Publikationen wieder mit dem zugehörigen Negativ vereint werden um den Bestand zu komprimieren und einen Überblick der tatsächlich überlieferten Aufnahmen zu bekommen.
Hierbei wurden verschiedene Programme getestet, welche jedoch der schieren Masse der Bildinhalte nicht gewachsen waren. Nach einer Vorsortierung der Digitalisate in Themenbereiche konnten im manuell/visuellen Verfahren dennoch die meisten Bilder zugeordnet werden. Das menschliche Gehirn scheint also doch noch einige Vorzüge gegenüber technischer Verfahren zu haben – auch wenn hier natürlich ebenfalls Fehler in der Zuordnung gemacht oder Bildpaare übersehen wurden.

Nun können diese Aufnahmen in der Deutschen Digitalen Bibliothek in über 17.000 Datensätzen, von denen bisher über 5.000 bebildert sind, eingesehen werden.
Leider sind Erbfolge, Urheber- und Nutzungsrecht nicht immer eindeutig nachvollziehbar, so dass der Großteil des Bildmaterials bisher nicht online gestellt werden kann. Nach und nach werden aber dennoch viele weitere Aufnahmen hinzu kommen – sei es durch das Ablaufen von Schutzfristen oder die Genehmigung zur Veröffentlichung von Seiten der Erben.

Wir arbeiten dran …

Text: Kendra Rix

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