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Vortragsankündigung „James Hobrecht – Landvermesser, Baumeister, Stadtplaner“

Am Donnerstag, dem 08.11.2018 um 17.30 Uhr, laden die Arbeitskreise Technik und Bautechnik zur nächsten Veranstaltung aus der Reihe „Praktiken und Potentiale von Baugeschichte“ ins Technikmuseum ein. Prof. Dr. Heinrich Tepasse führt Sie in seinem Vortrag durch das Leben des preußischen Stadtplaners James Hobrecht (1825-1902), dessen Planung heute noch in weiten Teilen das Berliner Stadtbild prägt.

Die von James Hobrecht Ende des 19. Jahrhunderts zur Abwasserreinigung angelegten Berliner Rieselfelder wurden bis in die 1990er Jahre genutzt. Verwaltet und erweitert wurden die Rieselfelder von den Berliner Stadtgütern. Deren Archivbestand zur Nachkriegsgeschichte befindet sich seit 2012 im Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv.

James Hobrecht

James Hobrecht

„Mit 34 Jahren erhält James Hobrecht, Baumeister für ‚Wasser-, Wege-, Eisenbahnbau‘, 1859 die Leitung zur Aufstellung eines Bebauungs- und Entwässerungsplans für Berlin“, ist in der Vortragsankündigung des Technikmuseums zu lesen.

„Trotz des Kompetenzwirrwarrs von Monarchie, Staat, Magistrat, Abgeordneten und Fachkollegen gelingt ihm die Strukturierung des ausufernden Weichbildes der Stadt in Quartiere, Straßen, Plätze und Baublöcke nach Vorbildern aus London und Paris. Da Hobrechts Plan jedoch die Ausgestaltung der Baublöcke mit Gebäuden und Wohnstraßen nicht regelt, sondern diese unbeschrieben lässt, errichten Terrainspekulanten ‚Mietskasernen‘ mit mehreren Höfen anstelle von Wohnstraßen.

Hobrechts Arbeitsthese ist die der ‚Einheit von Straße, Gebäude, Kanal‘. Wenn im 20. Jahrhundert Architekten die unterirdischen Kanäle nicht einbezogen und die Entwürfe nicht zu realisieren waren (z. B. ‚Kollektivplan‘, Hansaviertel, Alexanderplatz), wurde diese These von den betroffenen Planern kritisiert.

Weil aber die Aufstellung eines Entwässerungsplans wegen der erst um 1860 beginnenden Diskussion um das ‚richtige‘ System nicht möglich ist, beendet Hobrecht vorzeitig seine Arbeit, folgt dem Ruf nach Stettin und realisiert dort als Stadtbaurat den Bau der Stettiner Wasserversorgung und Entwässerung.

1869 wird der erfahrene Wasserbaumeister von Rudolf Virchow zurück nach Berlin geholt – als ‚Büroleiter‘ der Entwässerungs-Deputation. Ab 1873 wird die Berliner Entwässerung (Gefälle, Schwemmkanalisation/Reinigung, Rieselfelder) gebaut und gilt Jahrzehnte weltweit als beispielhaft.

Paris (Abfuhr/Landwirtschaft) und London (Abfangkanäle/Themse) verlieren ihren Vorsprung, weil der Pionier James Hobrecht alle in Europa gesammelten Innovationen zu einem genialen Planwerk vereint.

Politisch gestützt von Virchow, fachlich gefördert von Eduard Wiebe widersteht er allen Anfechtungen. In städtischer ‚Regie‘ realisiert Hobrecht über dreißig Jahre zwölf eigenständige Radialsysteme, befreit Berlin vom Gestank, sorgt für saubere Flüsse und bewahrt die Stadt vor weiteren Cholera-Epidemien. Seit 140 Jahren nutzt Berlin diese akribisch vermessene und gebaute, heute noch hinreichend dimensionierte Kanalisation.“

Bilder: Archiv des Deutschen Technikmuseums Berlin

 

 

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