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Nachlass Abenhausen: Die Elefantenjagd auf den Tutely Islands

Ein Hauptspaß wurde von den alten Afrikanern kurz vor der Ankunft in Monrovia insceniert. Überall auf dem Schiff verkündeten Anschläge, dass auf den Tutely Inseln bei Monrovia Elefantenjagd abgehalten werden sollte. Karten á 3 M. für die Teilnahme seien beim Barbier zu haben. Die Neulinge besorgten sich auch alle Karten (…). Mit Flinten, Revolvern und Dolchen bewaffnet und in den verwegensten Räuber- und Jagdkostümen, denn die Eingeweihten besonders hatten sich recht kriegerisch zurechtgemacht, obgleich mancher sein Gewehr verborgt hatte und nun die mit Stöcken etc. ausgestopften Gewehrtasche auf dem Rücken trug.

Zur festgesetzten Zeit sammelte sich die Schaar auf dem Hinterdeck, wo die kleine Dampfpinasse unter Dampf, bedient vom Maschinisten außenbords hing. Da sie zu klein war für die stattliche Zahl der Gäste, so war noch eines der großen Brandungsboote zur Verfügung gestellt.

Unter den Klängen der Musik wurde erst ein solennes Jagdfrühstück eingenommen und einem Fass kühlen Münchener Bieres auf den Grund gegangen, dann ließ der Schiffsarzt der sich zur Beruhigung der Jagdteilnehmer mit einem großen Kasten voll chirurgischer Instrumente ausgerüstet hatte noch jeden von den Neulingen eine Portion Chinin als Schutz gegen Infection mit Malaria in den Urwäldern der Insel schlucken und die Boote wurden bestiegen. Der Lakai des Großherzogs von Mecklenburg führte stolz zwei große Jagdhunde; während sein Herr vom Kapitän gewarnt sich nicht an der Expedition beteiligte. Als alle Passagiere in den Booten verteilt waren, begann auf ein Zeichen des ersten Officiers die Schraube der Dampfpinasse sich zu drehen und die Dampfwinde, an der die Boote hingen arbeiteten. Aber die Boote rührten sich nicht.

Die Musik spielte plötzlich das schöne Lied „Du bist verrückt mein Kind“ und der Bootsmann spritzte mit einem großen Schlauche die überraschten Teilnehmer nass. Die alten Afrikaner, die natürlich den Scherz schon gekannt hatten und nur des guten Zweckes wegen, der Ertrag war für die Seemannskasse bestimmt, sich eifrig beteiligt hatten, stiegen aus, allmählich gefolgt von den Uneingeweihten in deren verdutzten Mienen sich Enttäuschung und Ärger über den Reinfall komisch mischte.

Sie machten schließlich alle gute Miene zum bösen Spiel und unter Vorantritt der Musik setzte sich der Zug in Bewegung und marschierte durch das ganze Schiff. Das nachträglich der wohlgelungene Scherz tüchtig gefeiert wurde, braucht wohl nicht erwähnt zu werden. Es wurde sogar so gründlich gefeiert, dass das eingekommene Geld sich vollkommen verflüchtigte und, damit der gute Zweck nicht zu kurz käme, wurde eine Sammlung veranstaltet, zu der nun auch die Zuschauer tüchtig mit herangenommen wurden. So endigte die Elefantenjagd bei Monrovia.

Handzettel mit dem Programm der Elefantenjag

Handzettel mit dem Programm der Elefantenjagd (BBWA N 6/22, 1)

Nachlass Abenhausen

Die nachgelassenen Briefe, Aufzeichnungen,. Reiseberichte, Fotos und Dokumente des Nachlasses Abenhausen geben ein Bild der Schiffsreise um 1900, insbesondere mit dem Norddeutschen Lloyd.

Vortrag von Dr. Alfred Abenhausen über Erlebnisse bei der Reise nach Afrika mit der ›Eleonore Woermann‹ im Mai 1907, vermutlich vorgetragen während seiner Tätigkeit als Militärarzt im Ersten Weltkrieg. BBWA Nachlass Abenhausen, N6/182/2. Transkribiert von B. Liebig

 

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