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Kleinstbestände im BBWA – Das Ingenieurbüro für Verhinderung von Maschinengeräuschen und Erschütterungen “Emil Zorn”

„Größte Ruhe im Hause: Heute ein Notschrei! Verhindern Sie also die Fortpflanzung von Geräuschen und Erschütterungen, isolieren Sie aufgehendes Mauerwerk und Träger- und Deckenauflagen mit ‚Asphalt-Korsil’ und ‚Antivibrit’, Wände mit ‚Absorbit’ und Decken mit ‚Antiphon’. / Täglich neue begeisterte Anerkennungen / 30jährige Erfahrung / Beratung durch Spezial-Ingenieure.”

Da wir alle das Problem mit trampelnden Nachbarn über uns oder lauter Musik neben oder unter uns kennen, scheint diese Anzeige der Emil Zorn AG aus der „Zeitschrift für Bauwesen“ wie für uns gemacht. Überraschenderweise erschien sie aber schon 1928. Es scheint sich also in den Jahrzehnten nicht viel geändert zu haben.

Deckblatt der Broschüre “Wie dämpft man Maschinen-Geräusche und Erschütterungen?” (BBWA U3/28/6)

1899 gründete der Ingenieur Emil Zorn in der Oranienburger Str. 73 (Mitte) ein Unternehmen, das Naturkorkunterlagen für Maschinen, Korksteine und Platten, Isoliermittel für Bau- und Maschinenzwecke und Wasserstrahlregler herstellte und verkaufte. Schon 1904 verlegte er seinen Firmensitz auf ein eigenes Grundstück nach Groß-Lichterfelde Ost in die Heinersdorfer Str. 25.

Ob die Geschäfte nicht gut liefen oder er keine Lust auf ein eigenes Unternehmen hatte, wird ein Geheimnis bleiben, aber 1910 übernimmt Werner Genest das Unternehmen. Emil Zorn arbeitet weiterhin in der Heinersdorfer Straße als Zivilingenieur und gerichtlich vereidigter Sachverständiger für Verminderung der Übertragung von Maschinengeräuschen und -erschütterungen.

Die neuen Inhaber Werner Genest und Hugo Stößel siedeln das Unternehmen zunächst in Lankwitz an, bis sie 1914 das „Emil Zorn Ingenieurbüro für Verhinderung von Geräuschen und Erschütterungen, Fabrik für Fundament-Isolierungen“ in die Potsdamer Str. 118 c verlegen, wo es sieben Jahre seinen Sitz hat.

Aus der Broschüre “Isoliert Maschinen gegen Geräusche und Erschütterungen”, S. 5 (BBWA U3/28/5)

In den nächsten Jahrzehnten entwickelt sich das Ingenieurbüro Emil Zorn zu einem deutschlandweit und international tätigen Unternehmen, was sich stetig vergrößert. 1923 kommt die Umwandlung zu einer AG. Neuer Firmensitz wird Neukölln am Wasser 4 in Kreuzberg.

Welchen Stellenwert die Emil Zorn AG auf dem Gebiet „Schallschutz“ in Deutschland hat, zeigt die Herausgabe der Unternehmenszeitschrift „Die Schalltechnik“, die erstmals 1928 erscheint. Herausgeber ist der Ingenieur Werner Genest und Schriftleiter der Ingenieur Richard Berger. Es wird über akustische Forschung weltweit berichtet und in für Laien verständlicher Sprache das Wissen der Akustik über die Dämpfung von Lärm und von Erschütterungen vermittelt. Natürlich verweisen die Autoren immer wieder auf die eigenen Produkte und die Dringlichkeit von Lärmschutz. Die Zeitschrift erschien von 1928 bis 1940 und dann wieder 1953 bis 1967.

Aus: Prospekt “Die Tela-Isolierung” (BBWA U3/28/4

Die bisherige Fabrikationsstätte genügt den erhöhten Anforderungen an das Unternehmen Ende der 20er Jahre nicht mehr, darum erwerben sie ein 19.000 qm großes Fabrikgrundstück in Berlin-Heinersdorf in der Asgardstraße, wo am 1. Juli 1930 die Produktion beginnt. Die Fachpresse der 30er Jahre berichtet insbesondere über das neue Material für die „Tela-Bauweise“ mit Tela-Matten von 2 cm Stärke, die aus besonders behandelten und imprägnierten Kokosfasern“ besteht und von der Emil Zorn AG geliefert wird. Ein anderes wichtiges Produkt aus dem Hause Emil Zorn ist der Vibrodämpfer, der zur schwingungsfreien Aufstellung von Maschinen dient.

Aus der Broschüre “Isoliert Maschinen gegen Geräusche und Erschütterungen”, S. 1 (BBWA U3/28/5)

Eine Kundenliste zeigt die deutschlandweite Verbreitung der Produkte. Zu den Abnehmern gehörten u. a. die P. Beiersdorf & Co. AG in Hamburg, der Architekt H. Weisshaar in Stuttgart, die städtischen Elektrizitätswerke in Tübingen und die Saarbrücker Druckerei und Verlag AG.

Die weitere Geschichte des Unternehmens weißt große Lücken auf, die erst gefüllt werden können, wenn wir wieder in anderen Archiven recherchieren können.

Denn über den Zeitraum des Dritten Reichs ist in unseren Unterlagen leider nichts zu finden. Auch im Internet findet sich hierzu nichts, außer dass Paul Bang (1879-1945) stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Emil Zorn AG gewesen ist.

Am 25. Februar 1950 verlegt die Emil Zorn AG ihren Sitz nach Eichenberg (Kreis Witzenhausen). Dort wird das Unternehmen in EZO Isolierstoffwerke Emil Zorn und später EZO-Isolierstoffe GmbH umbenannt. Wahrscheinlich wurde es Mitte der 70er Jahre aufgelöst.

 

2 Kommentare

  1. Hello to Archivspiegel,
    I am in Canada, and we operate a printing history museum in Ontario. Howardironworks.org. Sometime in 2018, your researchers discussed H. Pautze & Co. Berlin and we are very interested to know if you possibly have any images of machinery (ticket) or prospekts? Now we almost complete the restoration of Pautze roll-feed printing and numbering machine and we have no information on the company Pautze. Any help you can provide is really appreciated.

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