Archivgut
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Glühstrümpfe und ich

Seit März 2021 darf ich ein ehrenamtliches Arbeitsplatztraining im BBWA machen. Schon seit meinem Vorstellungsgespräch im Oktober hatte ich mich darauf gefreut und gehofft, dass die Corona-Beschränkungen nicht alle Pläne durchkreuzen würden. Aber am 4.3. ging es los und ich bekam den Bestand „Auergesellschaft“ zum Ordnen und Verzeichnen.

BBWA U3/31/01/32

Die Firma wurde 1892 gegründet und mit der Produktion von Glühstrümpfen erfolgreich. Glühstrümpfe kannte ich bisher nur vage von einer Campingreise in den 1980er Jahren. Aber die Firmengeschichte erwies sich als höchst interessant – unter dem Namen Deutsche Gasglühlicht-Aktiengesellschaft (Degea) sorgte die Auergesellschaft für die Straßenbeleuchtung in Berlin und setzte bereits 1909 mit einem Neubau an der Oberbaumbrücke städtebauliche Akzente. 1933/34 „arisiert“ und dem DEGUSSA-Konzern eingegliedert, produzierte sie u. a. Atemschutz- und Gasmasken. Ein Werk in Oranienburg arbeitete mit „seltenen Erden“ und radioaktivem Material, was erst in den 1990er Jahren durch Medienberichte bekannt wurde. 1958 wurde die Auergesellschaft von der US-amerikanischen Mine Safety Appliances, Philadelphia, Pa., aufgekauft und seitdem mehrfach umstrukturiert. Sie ist vor allem im Bereich Arbeitsschutz tätig und stellt Schutzkleidung, z. B. gegen Chemikalien, Luftfilter, Helme und Feuerwehrausrüstungen her.

BBWA U3/31/01/34

Der Bestand im BBWA besteht aus einem Text- und einem Foto-Archiv. Bisher habe ich mit den schriftlichen Archivalien gearbeitet, die aus den verschiedenen Phasen der Geschichte stammen, vor allem aus den 1930er bis 1990er Jahren. Neben einem Musteralbum für Glühstrümpfe (hier konnte ich sie im Original anschauen!) und einer wohl für den Export nach Iran bestimmte Werbetafel gibt es Firmenzeitschriften, Festschriften und Firmengeschichten von Auer und Auer/MSA, einzelne Originalakten aus den 1930er Jahren, z. B. zum Erwerb des Grundstücks am Friedrich-Krause-Ufer 24/25, das danach neu bebaut wurde (und heute dem Landesamt für Migration als Sitz dient), und Bilanzunterlagen von 1936/37. Akten über Pensionsregelungen einzelner Vorstandsmitglieder geben einen Einblick in die unmittelbare Nachkriegszeit. Produktbeschreibungen, besonders zahlreich aus den 1990er Jahren, zeigen die Spezialisierung der Firma.

Als nächstes steht die Bearbeitung des Fotobestandes an (Papierabzüge, Negative, Dias). Ich bin schon sehr gespannt darauf zu lernen, wie ich mit den verschiedenen Materialien umgehen muss, damit sie lange erhalten bleiben und benutzt werden können. Somit freue mich weiterhin auf meinen „Archivtag“ einmal die Woche im BB-WA.

Silke Nagel

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