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Ein Feuerwerk für unsere neuen Bestände

Ein erfolgreiches Jahr 2018 liegt hinter uns und wir möchten Sie gerne an unserem Rückblick teilhaben lassen. Wir haben uns über viele neue Bestände, drei große Nachlieferungen und rund 200 Überlieferungssplitter von Unternehmen in Berlin und Brandenburg in unserer Bestandsergänzenden Sammlung gefreut.

Viele dieser Bestände und Sammlungen haben wir Ihnen schon im Archivspiegel vorgestellt. Einige besonders schöne Kleinstbestände möchten wir Ihnen heute zeigen.

Carl Vogt & Co. – Filiale in der Ludwigskirchstraße 10a (BBWA U6/12)

Carl Vogt & Co. – Das Haus der guten Leder (U6/12)

„Achtung! Achtung! Bitte schalten Sie ein,
Zum Betriebsausflug soll Reportage sein.
In unserer Runde hier weiss ein jeder:
Heut‘ wandert das „Haus der guten Leder“.
Drum stellen sich jetzt vor mit Humor und Hallo
Chefs und Gefolgschaft der Firma Carl Vogt & Co.“

Ein gut beschriftetes Fotoalbum, die Rede zum Betriebsausflug von 1939 und eine schmale Akte der IHK (K1/1/51709) geben Auskunft über die von Carl Vogt und Karl C. Abel 1922 in der Düppelstr. 28 in Berlin-Steglitz eröffnete „Lederhandlung und Schäftefabrik“. Sehr schnell wird eine Filiale in der Ludwigkirchstraße 10a in Berlin-Wilmersdorf eröffnet, allerdings nur noch als „Lederhandlung“. Zwischen 1935 und 1936 zieht das Unternehmen in die Schützenstraße 2 nach Berlin-Steglitz. Ab 1948 gibt es eine Filiale in Detmold.

In der Rede zum Betriebsausflug sind acht Mitarbeiter und drei Mitarbeiterinnen genannt, auf den Fotos dazu finden sich 19 Personen.

Zum 31.12.1963 stellt der „Großhandel mit Leder und Schuhmacherbedarfsartikel sowie Schuhmaschinen“ seine Verkaufstätigkeit ein, was 1965 zur Löschung im Handelsregister führt. Inhaber waren zu dieser Zei, der 74-jährige Karl Abel und die 1892 geborene Frida Vogt.

Haushaltsbuch von Alfred und Edith Schmidt (S2/20/1)

Haushaltsbücher (S2/20)

Sie können sich sicher noch daran erinnern, als Sie von Zuhause ausgezogen sind. Das Geld war knapp und Sie haben angefangen Ihre Einnahmen und Ausgaben in ein kleines Buch zu schreiben, um den Überblick zu behalten.

Haushaltsbuch von Alfred und Edith Schmidt – Einträge Mai 1941 (S2/20/1)

Unsere kleine Sammlung von Haushalts- und Wirtschaftsbüchern zeigt von 1919 bis 1946, wie unterschiedlich so ein Buch geführt werden kann. Alfred und Edith Schmidt aus Köpenick haben sehr genau Buch geführt. 1941 betrug ihre Miete 61,25 RM und die Gaskosten 4,20 RM im Monat, für Vatis Geburtstag wurden 6,50 RM ausgegeben, der Friseurbesuch ist mit 3,00 RM beziffert. Die Zigaretten schlugen mit 4,00 RM zu Buche. Die Ausgaben werden am Ende des Monats den Einnahmen gegenübergestellt und die Ersparnisse ausgewiesen.

Ganz anders hingegen sieht das Haushaltsbuch von Alisa Dempwolff aus. Von 1926 bis 1936 schreibt sie mit einem Bleistift täglich ihre Ausgaben auf. Welche Einnahmen sie hatte und ob ihr Geld gelangt hat, können wir hier nicht erkennen.

Firmenlogos der Hermann Meyer & Co. KG (BBWA U6/10/4)

Hermann Meyer & Co. KG (U6/10)

Einen kleinen, aber feinen Bestand des bekannten Lebensmittelgeschäfts Meyer erhielten wir von einer ehemaligen Mitarbeiterin, die 40 Jahre dort gearbeitet hat.

Werbemarke aus den 20er Jahren (BBWA S2/18/149)

„Keine Feier ohne Meyer“ – dieser Slogan wurde 1924 geprägt und weist daraufhin, dass das Angebot des 1890 gegründeten Unternehmen zunächst nur aus Säften, Mineralwasser, deutsche, französische, südländische und palästinensische Weine sowie Liköre, Schnäpse und Weinbrände bestand. Erst nach dem 1. Weltkrieg erweiterte Meyer sein Angebot um Lebensmittel, Kaffee und Zigaretten.

Meyer entwickelte ein Filialsystem, das den Konsumentenbedürfnissen einer wachsenden Metropole entsprach. Die Filialen wurden am Anfang zumeist von Frauen eröffnet, die dort bei freier Miete, Licht und kleinem Entgelt selbständig arbeiten konnten. Bereits 1898 lag die Zahl der Filialen bei 250, 1930 bei 600.

Goldene Messingdose als Blockhalter (BBWA U6/10/2)

Ein wichtiges Geschäftskonzept war die Reklame: das einheitliche Erscheinungsbild mit weißen Schriftzügen auf roten Blechschildern, Sammelbildchen, Likör in Majolika-Krügen nach Kaisers Geschmack, das Meyer-Männchen mit zwei Likörgläsern von 1922, das Reklame-Motto von 1924 und das Logo der Nachkriegszeit in Form eines Siegels mit einem als Likörglas geformtem Y sowie der Name Meyer mit dem herausgehobenem Y.

Der Standort Wattstraße 11-12 umfasste große Kellerlagerflächen und das Fabrikationsgebäude im Innenhof sowie die Verwaltung, die im November 1943 zu 85 % zerstört wurden. Auf „Arisierung“ und Auslagerungen während des Krieges folgten Beschlagnahmungen im Ostteil Berlins.  Mit ERP-Mitteln entstand nach dem Krieg eine neue große Brennerei sowie das Verwaltungsgebäude von dem Architekten Paul Schwebes in der Wattstraße.

Meyer wandelte sich zum reinen Lebensmittelgeschäft. Bald waren 92 von 120 Filialen in Westberlin auf Selbstbedienung umgestellt. 1977 zog Meyer in die Montanstraße in Reinickendorf. 1986 fusionierten die Firmen Meyer und Butter-Beck zur Meyer & Beck Handels KG, es folgte MEMA und der Verkauf an Tengelmann.

Programm des Mitarbeiterfestes von Meyer & Beck am 24.06.1990 (BBWA U6/10/4)

Soweit zu unseren Kleinstbeständen. Wir wünschen Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr und hoffen, Sie alle wieder im Jahr 2019 als Leser bei uns begrüßen zu können.

Das Archivteam

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