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Circus mit zweimal C – Aus dem Nachlass des Sammlers Martin Schaaff (Teil 2)

Ein echter Sammler wie Martin Schaaff sammelte natürlich auch Dokumente über andere Sammler. Dillenberg, Weise und Zscharschuch hatten ebenfalls private Liebhaber-Museen, die bis unters Dach gingen. Circusfreund Friedel Zscharschuch stellte mal vor einem Reporter klar, dass Circus immer mit zweimal C geschrieben wird. „Denn Zirkus mit Z – das klinge wie ein Schimpfwort.“ Da stellt sich dann doch die Frage, wie spricht sich eigentlich Circus mit zweimal C aus?

Und was wurde aus den Sammlungen, als die Sammler gingen?

Der West-Berliner Fritz Dillenberg, Gründungsmitglied der Circusfreunde (GCD)  übergab seine Sammlung (1971) kurz vor seinem Tod überraschend dem Kultusministerium der DDR. Seine umfangreiche Korrespondenz dokumentiert seine jahrelangen vergeblichen Versuche, ein deutsches Circus-Museum aufzubauen. Auch die Beweggründe, weshalb er seine Sammlung an die DDR und nicht an die Circusfreunde gab, lassen sich dort nachlesen.

Praktikantin

Arbeiten mit Schaaffs Nachlass (BBWA)

Viele Briefe in Martin Schaaffs Nachlass dokumentieren die Animositäten zwischen den DDR-Sammlern Jonny Markschiess-van Trix und Roland Weise, die bisweilen drastische Ausmaße annahm. Beide neideten sich ihre Erfolge und ließen sich darüber bei Martin Schaaff aus.

Markschiess-van Trix brachte 1979 seine Sammlung, die „documenta artistica“, im Märkischen Museum von Berlin unter, deren Leiter er wurde. Aufgrund mangelnder Gelder und Unterstützung im Hause musste er 1990 gehen. Seine Sammlung lagert heute zusammen mit der Sammlung Fritz Dillenbergs in den Depots der Stiftung Stadtmuseum. Auch Markschiess war Circusfreund und entwarf 1957 das GCD-Logo mit dem Tiger.

Roland Weise eröffnete 1997 ein privates internationales Artistenmuseum in Klosterfelde bei Wandlitz, das jedoch nach seinem Tod geschlossen wurde. Aus dem Kreis der Circusfreunde ist Friedel Zscharschuch einer der wenigen, dessen Sammlung heute zugänglich ist. Sie zog von seinem Wohnort Preetz ins Magdeburger Circusmuseum.

Klemke und Co zum Geburtstag

Klemke und Co zum Geburtstag

In Martin Schaaffs Nachlass befinden sich erfreulicherweise auch etliche Perlen fürs Auge: Handgemalte Entwürfe für den Berliner Circus Barlay, die der Circusfreund Werner Schoultz dort in seiner Zeit als Werbeleiter von 1947 bis 1955 erstellt hat. Doch auch dem Profi unterlief mitunter mal ein Fehler und so steht auf einem Programmblatt das Wort „Cirkus“, welches wiederum mit einem Bleistift zum zweimal C korrigiert wurde.

Auch ein echter Klemke findet sich in Schaaffs Sammlung. Anlässlich von Markschiess-van Trix‘ runden Geburtstagen haben bedeutende Illustratoren der DDR, wie Werner Klemke, Manfred Bofinger, Volker Pfüller und Gerhard Lahr seine Festschriften verziert.

Mit diesen Beiträgen beende ich mein Praktikum im Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv mit herzlichem Dank an die Kolleginnen und Kollegen!

Text: Luisa Noßmann

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