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Akten der Askania-Werke verzeichnet

Im November 2016 nahm das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv Dokumente der kaufmännischen Direktion und des Vorstandssekretariats der Askania-Werke AG in Berlin-Friedenau aus den Jahren 1939-1957 entgegen. Nach der Entmetallisierung, der Umverpackung und der Erschließung sind sie nun als Bestand U3/17 für die Öffentlichkeit zugänglich.

1871 gründete Carl Bamberg, Sohn eines Uhrmachers und Schützling von Carl Zeiss, in der Linienstraße 185 eine Manufaktur für hochwertige Messinstrumente. Hier sollte die Erforschung der Luftfahrt- und Navigationsinstrumente maßgeblich mitgestaltet werden. Im ersten Weltkrieg als Lieferant der Marine tätig, folgte neben der Herstellung von U-Boot-Kompassen und -Druckmessern bald auch die Produktion von Filmkameras. Mit der Fusion des feinmechanischen Unternehmens Otto Toepfer & Sohn aus Potsdam 1919 und dem zwei Jahre später darauf folgenden Zusammenschluss mit der Central-Werkstatt für Gasgeräte GmbH in Dessau entstand 1921 die Askania-Werke AG. Nur knapp zehn Jahre später sprach nicht nur eine Vielzahl an Zweigstellen in Deutschland für den Erfolg der Askania-Werke, sondern auch ihre Präsenz in Paris, Houston und Chicago.

Mit der massiven Rüstungspolitik in Deutschland Mitte der 1930er Jahre und der Spezialisierung der Rüstungsindustrie stellten die Askania-Werke nun neben Zieloptiken für Flak-Geschützte auch Flugleitsysteme für V1-Marschflugkörper her und produzierten Komponenten für die V2-Rakete. Die Arbeit von Zwangsarbeitern, untergebracht in Barackenlagern in Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade ist Teil der Firmengeschichte dieser Zeit.

Hauptverwaltung der Askania-Werke in der Kaiserstraße, heutige Bundesallee, 1951 und 2014 (Foto: BBWA)

Hauptverwaltung der Askania-Werke in der Kaiserstraße, heutige Bundesallee, 1951 und 2014 (Foto: BBWA)

In der Nachkriegszeit wurden die Askania-Werke zersplittert. Das sich in der sowjetischen Besatzungszone befindliche Werk in Teltow führte anfangs vermehrt Reparationsaufträge für die Sowjetunion aus, bis es 1948 enteignet und mit der Elektro Feinbau zum VEB Mechanik Askania Teltow fusionierte. 1947 gründete sich das Askania Werke AG Bodenseewerk Überlingen. Es baute auf Teilen einer Rüstungsproduktion auf, die Anfang der 1940er Jahre von Berlin dorthin vergelagert worden war. In den 1960er Jahren wurden die Askania-Werke zum Großteil von Siemens übernommen. 2004 schließt sich der Kreis der Firmengeschichte wieder. In Berlin-Friedenau wird die Askania AG neu gegründet, um als Manufaktur dort seit 2006 hochwertige Uhren zu produzieren.

Mit Hilfe der hier archivierten Dokumente der Askania-Werke AG ist nun eine Zeitreise in einen sehr spannenden Teil der komplexen Firmengeschichte möglich, nämlich den Wiederaufbau. ERP-Kredite, die im Rahmen des Marshallplanes vergeben wurden, sind genauso vertreten wie die dazu gehörende Korrespondenz mit Banken, Jahresbilanzen und Protokolle der Vorstandssitzungen. Dass sich diese Sitzungen auch damals in die Länge ziehen konnten, lassen kleine Kritzeleien auf manchen Dokumenten erahnen.

Text: E. Janowski

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