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Unternehmergräber in Berlin

Einen Überblick über die Sepulkralkultur der Region Berlin und Brandenburg, eine Zusammenstellung und vergleichende Aufstellung der bekannten und weniger bekannten Unternehmergräber soll das 2015/16 vom Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv begonnene Projekt „Unternehmergräber“ verschaffen. Denn die in der mundanen Wirklichkeit so bedeutenden Persönlichkeiten fehlen in den gängigen Übersichten, Bildbänden und Verzeichnissen der Bestattungs- und Friedhofskultur häufig oder führen ein Nischendasein.

Wie wollen sie begraben werden?
Welche Monumente sollen an sie erinnern?
In welcher Gesellschaft wollen sie für die Ewigkeit ruhen?
Mit welchen irdischen Ehren soll ihr Name auf dem Grabstein geschmückt werden?
Gerade Begründer von Konzernen und Familienunternehmen dachten dynastisch – liegen sie in opulenten Familiengräbern?
Messen die Unternehmer sich im Leben eine solche Bedeutung zu, dass sie auch im Tode machtvoll erscheinen wollen?
Sind es die Nachfahren, die den Verstorbenen markante Mausoleen errichten lassen?
Können Macht und Reichtum genutzt werden, große Künstler der Zeit für die Gestaltung der Grablege zu gewinnen?

Das Projekt

Das im Projekt entstandene Spezialinventar führt erstmals mehrere verstreut zu findende Informationen zusammen und erlaubt eine empirische Betrachtung der Unternehmergräber des 19. und 20. Jahrhunderts. Ziel des Projektes ist eine Publikation sowie eine komplementär zu gebrauchende und erweiterbare Datenbank, die zu jedem Eintrag möglichst folgende Informationen vereint: Name, Geburtsdaten, Grabstätte, Vita (und Unternehmenszugehörigkeit), Grablege, Portrait, Bild der Grabstätte, ggf. Künstler des Grabmals.

Stand der Arbeit (Februar 2016)

  • 2.500 Unternehmer mit Lebensdaten
  • 800 Fotos von Grabstätten
  • 150 Portraits
  • 50 Kurzviten

Beispiel

20160216_02457_P_Sabersky, Ernst

Ernst Sabersky (1877-1950)

Nummer: 2457
Name: Sabersky
Vorname: Ernst (Ullrich)
Friedhof: 49 – Dreifaltigkeit II
Funktion: Bankier, Unternehmer, Ingenieur

Ernst Sabersky wurde als Sohn des jüdischen Bankiers Max Sabersky in Berlin geboren. Nach der Reifeprüfung am Prinz-Heinrich–Gymnasium in Berlin-Schöneberg studierte er an der TH Maschinenbau und Elektrotechnik. Er begann seine berufliche Karriere als Angestellter der AEG, ging dann zur Berliner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft vormals L. Schwartzkopff und war ab 1903 wieder bei der AEG tätig, diesmal als Ingenieur, wo er in unterschiedlichen Betrieben und Abteilungen des In- und Auslandes, besonders in England, tätig war. 1918 wurde er zum Geschäftsführer der Ludwig Sudikatis GmbH, die kurz darauf mit der Telephon-Fabrik A.-G., vormals T. Berliner, fusioniert wurde. Nach dem 1. Weltkrieg wurde er zum Vorstandsmitglied der C. Lorenz A.-G., Berlin. 1933 entließ man ihn, weil er Jude war. Das Vermögen wurde beschlagnahmt und er tauchte mit seiner Frau in Ferch unter. Im Juni 1945 kehrte er in seine Wohnung am Breitenbachplatz zurück. Sabersky war Mitglied im Verein Deutscher Ingenieure (VDI), dem Klub von Berlin und der Deutschen Gesellschaft von Berlin 1914. Er war außerdem Träger mehrerer Kriegsauszeichnungen, u.a. das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.

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Grabmal der Familie Held/Sabersky

Während des 1. Weltkrieges wurde Sabersky in der Vogesen-Schlacht schwer verwundet und verlor seinen rechten Arm. Er war mit Katharina Held verheiratet, der Tochter des späteren Eigentümers der C. Lorenz A.-G. Sabersky hatte zwei Kinder, Jane und Peter. Ernst Saberskys Onkel ist der AEG-Gründer Paul Mamroth. Sabersky liegt mit in der Grabanlage des Elektroindustriellen Robert Held.

Quellen: Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft. Band 2, 1930.

   


 

7 Kommentare

  1. Axel Bierbrauer sagt

    Paul Mamroth ist 1938 gestorben, er ist auf dem Friedhof in Teltow begraben worden.

    • A. Bierbrauer sagt

      PM Berlin ,den 29.06.1933
      Verehrter Herr Strauss ,
      Das zunehmende Ruhebedürfnis meines vorgerückten Alters hat mich zum allmählichen Abbau meiner beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeit veranlasst. Jetzt habe ich mich entschlossen , auch mein Mandat im Aufsichtsrat der Deutschen Luft-Hansa niederzulegen.
      Es erfüllt mich mit Genugtuung , dass ich die Eroberung der Luft miterleben durfte. Ich bin sicher ,dass der von ausgezeichneten Männern geführten Gesellschaft eine wundervolle Zukunft zum Segen des Vaterlandes beschieden sein wird.
      In herzlicher Ergebenheit Mamroth
      An den Vorstizenden des Aufsichtsrates der Deutschen Luft-Hansa A-G
      Herrn Dr. von Strauss. W 8

      Bundesarchiv Berlin Nr. R 81 19 F , P5041 Ba 2

    • Axel Bierbrauer sagt

      Paul Mamroth ist im Alter von 79 Jahren verstorben , geboren am 21. September 1859 und gestorben am 20 November 1938 ,

  2. wir versuchen mit der neuesten Technik (Augmented Reality) die “Jugend” auch auf die alten Gräber aufmerksam zu machen. So findet der Nutzer in unserem Berlin-Stadtführer schon 200 historische Gräber von berühmten Personen und kann sich auch deren Geschichte, vor Ort, als App kostenlos abrufen.

  3. Tania Estler-Ziegler sagt

    Ich bin sehr beeindruckt über den Umfang dieses Projektes und drücke die Daumen, dass daraus noch eine schöne Veröffentlichung wird.

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