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8. Industriekulturabend – Die UFA und die Filmwirtschaft

Am Freitagabend hat das Wirtschaftsarchiv erstmalig zu einem Industriekulturabend in Brandenburg geladen. Als Veranstaltungsort stellte unser Kooperationspartner, das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, seinen Veranstaltungssaal im historischen Kutschstall in Potsdam zur Verfügung und gab dem ersten brandenburgischen Themenabend einen attraktiven und würdigen Rahmen.

Das BBWA und sein Mitveranstalter, die Landesgeschichtliche Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V. widmeten den Abend einem großen Kapitel der deutschen und europäischen Mediengeschichte sowie ihrem Einfluss auf das wirtschaftliche und kulturelle Handeln in der Region Berlin-Brandenburg und gaben ihm den Titel „Die UFA und die Filmwirtschaft – Damals wie heute”.

Erster Industriekulturabend in Brandenburg

Rolf Giesen während seines Vortrags über die UFA

Rolf Giesen während seines Vortrags über die UFA (Foto: BBWA)

Als Referenten waren der Filmwissenschaftler und Drehbuchautor Dr. Rolf Giesen und die Geschäftsführerin der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH Kirsten Niehuus geladen, deren lebendige Ausführungen die 52 erschienen Gäste in den Bann zogen. Die beiden Vorträge wurden – wie sollte es bei einem Filmthema auch anders sein – erstmalig in der Geschichte der bisher acht Industriekulturabende des BBWA – von Filmvorführungen begleitet.

So begann Rolf Giesen seinen Vortrag mit einigen kurzen Filmsequenzen bedeutender deutscher Filmdokumente, wie dem Stummfilmklassiker Metropolis und der erste Tonfilm. Er zeigte daraufhin die Animation des Droiden C-3PO aus dem Science-Fiction-Klassiker „Star Wars”, dessen Design offensichtlichen Bezug auf „Maria”, den Maschinenmenschen in Fritz Langs expressionistischem Meisterwerk, Bezug nimmt. Ein roter Faden der Filmgeschichte zeiht sich aus der UFA-Geschichte bis ins Hollywood-Zeitalter, wobei die „Special Effects” dieser Filme in den heutigen Zeiten digitaler Tricks nur noch historische Bedeutung haben.

In der Entwicklung der Filmwirtschaft verwies Giesen aus wiederkehrende Gesetzmäßigkeiten: Er erläuterte, dass, wenn zwei Medien zusammenkommen, etwas technisch Neues passiert, wie beispielsweise das Zusammengehen von Ton und Bild, das das Kino revolutionierte, oder aber die Verbindung, die entstand, als der Computer seinen Siegeszug antrat und der animierte Film geboren wurde.

Aktionsfelder der Filmförderung in Berlin-Brandenburg

Aktionsfelder der Filmförderung in Berlin-Brandenburg (Foto: BBWA)

Sein Vortrag machte Station an den wesentlichen Meilensteinen zur Entwicklung der UFA, beleuchtete die wirtschaftliche Seite und zeichnete ein lebendiges Bild bis zum Heute. Die heutigen und zukünftigen Möglichkeiten einer digitalen Welt waren dann auch das Thema seiner weiteren Ausführungen.

Sein Blick in die Zukunft verdeutlichte, dass wir in einer Zeitenwende zwischen dem mechanischen und dem virtuellen Zeitalter leben und dass eine digitale Zukunft bereits eingeleitet ist, in der auch eine „Entkörperlichung” nicht auszuschließen sei. Mit dem Hinweis, dass wir die Zukunft nicht aufhalten können, jedoch unsere positiven ethischen Werte weitergeben können, schloss er seinen Vortrag. Hier nannte er abschließend Kultur als ein Mittel, das für das neue Zeitalter erhalten bleiben sollte.

Prof. Dr. Klaus Dettmer dankt Frau Kirsten Niehuus nach ihrem Vortrag

Prof. Dr. Klaus Dettmer dankt Frau Kirsten Niehuus nach ihrem Vortrag (Foto: BBWA)

Auch Frau Kirsten Niehuus begann ihre Ausführungen im zweiten Teil des Abends mit der Vorführung eines Films und ließ den Saal verdunkeln, so dass ein „Kinogefühl” entstand. Sie zeigte Ausschnitte aus in Babelsberg produzierten Filmen und führte Statements von Regisseuren, Produzenten und Stars vor. Danach lenkte sie den Blick auf den Filmstandort Berlin-Brandenburg, der in Deutschland zum Filmstandort Nr.1 aufgestiegen ist. Sie erinnerte an die weiter steigende Bedeutung und Beliebtheit der Region. Niehuus informierte darüber, dass die Hauptstadtregion insbesondere für die Film- und Kreativwirtschaft zur Topadresse geworden ist, wobei die Medienbord Berlin-Brandenburg GmbH mit ihren 41 Mitarbeitern als zentrale Anlaufstelle fungiert. 50.000 Arbeitsplätze in 2.500 Unternehmen mit insgesamt 3 Mrd. Umsatz in jedem Jahr sind durch die Filmindustrie geschaffen worden.

Gefördert wurden Development, Filmproduktion, die Digitalisierung der kleineren Kinos sowie der Verleih und Vertrieb von Filmen. Desweiteren werden auch der Nachwuchs und internationale Film-Aktivitäten unterstützt. Diese Investitionen – so betonte Frau Kirsten Neuhuus – haben sich vierfach gelohnt. Beispielsweise brachten 20 Mio. Euro Produktionsförderung 80 Mio. Euro Umsatz in der Region. So gehört zu den Aufgaben des Medienbords nicht nur die Filmförderung sondern auch das Standortmarketing. Eine Vielfalt von Wirtschaftszweigen hat bisher schon von dem regen Treiben der audiovisuellen Kreativwirtschaft profitiert. Es sind Arbeitsplätze nicht nur in der Filmwirtschaft entstanden, sondern auch in anderen Branchen wie Tourismus, Handwerk und zahlreiche Dienstleister.

Der gemeinsame Medienstandort Berlin-Brandenburg steht auch für Attraktivität und Internationalität: Internationale Filmstars lieben die Studios in Babelsberg und wollen dort drehen. Bei internationalen Preisverleihungen für Filme „made in Berlin-Brandenburg” werden Oscars, Lolas und Palmen vergeben, um nur einige Preise zu nennen, den Bären nicht zu vergessen, aber der kommt ja auch von hier.

Gute Gespräche im Anschluss an Vorträge und Diskussion

Gute Gespräche im Anschluss an Vorträge und Diskussion (Foto: BBWA)

Mit den Worten „Filmförderung ist Imagewerbung für den Wirtschaftsstandort” schloss Kirsten Niehuus ihren Vortrag.

Professor Klaus Dettmer, Vorstandsvorsitzender des BBWA, der durch den Abend führte, bedankte sich bei den Referenten und leitete eine sehr angeregte Diskussion und den nachfolgenden Abend bei Imbiss und Getränken ein.

Geschrieben von Chr. Berghausen

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