Wirtschaftsgeschichte
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Heute vor 80 Jahren starb Georg Haberland

Georg Haberland (Bild: Archiv der Bilfinger SE)

Georg Haberland wurde am 14. August 1861 in Wittstock an der Dosse geboren und kam mit seinen Eltern bereits 1866 nach Berlin. Der Vater Salomon Haberland war zunächst Tuch- und Schalfabrikant in Charlottenburg, später investierte er sein Vermögen in Grund und Boden.

Er beteiligte sich an dem Geschäft der Parzellierung und des Weiterverkaufs von Grundstücken, woraus sich 1890 die Berlinische Boden-Gesellschaft entwickelte, und Georg Haberland wurde einer von zwei Direktoren.

Haberland hatte eine gründliche Kaufmannsausbildung in der Textilbranche absolviert und war als Vertreter eines deutschen Handelshauses im mittelenglischen Bradford. Danach entwickelte er sein welt- und sprachgewandtes Talent in den Niederlanden, Belgien, Skandinavien und er Schweiz fort,. Zurück in Berlin arbeitete er als Volontär bei verschiedenen Ingenieurbüros und Bauunternehmen, um sich mit dem kaufmännischen und technischen Rüstzeug der komplexen Baubranche auszustatten.

Direktor der Berlinischen Boden-Gesellschaft

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Georg Haberland (Bild: Archiv der Bilfinger SE)

Mit der Berlinischen Boden-Gesellschaft begann das Terraingeschäft im großen Stil – am bekanntesten vielleicht das Bayerische Viertel und das Rheingau-Viertel in Berlin-Schönberg, das als Terrassenstadt auch ein modernes urbanes Wohnkonzept umsetzen sollte. Zum Terraingeschäft schrieb Haberland in seinen Memoiren:

„Der Grundgedanke […] war die Erschließung unbebauter Ländereien und der Verkauf baureifer Parzellen an die Beugewerbetreibenden. Diese errichteten auf den von ihnen erworbenen Bauparzellen Häuser, um sie alsdann an Leute zu verkaufen, die ihre Ersparnisse in Hausbesitz anlegen wollten. Wir richteten selbst ein technisches Büro ein, das die Grundrisse für die einzelnen Häuser aufstellte. An Hand dieser Grundrisse fertigten wir die Rentabilitätsberechnungen an du setzten die Preise der Bauparzellen derart fest, dass für den Unternehmen ein nutzbringendes Geschäft herauskam.” (Georg Haberland: Aus meinem Leben. o.O. [1931],S. 43 .f)

In den 1920er Jahren kamen Tochtergesellschaften im In- und Ausland hinzu. Neben den Wohnungsbauprojekten errichtete die Berlinische Boden Kaufhäuser und Gebäude für die Dresdner Bank und war an der Erbauung des Ullstein-Hauses beteiligt. Georg Haberland hatte sich bald einen Namen als Spezialist für das komplizierte Terraingeschäft erworben und publizierte zu volkswirtschaftlichen, wirtschafts- und kommunalpolitischen Fragen der Branche.

Von den Nazis verfolgt

Baustelle des Warenhauses am Hermannplatz (Bild: Archiv der Bilfinger SE)

Baustelle des Warenhauses am Hermannplatz (Bild: Archiv der Bilfinger SE)

Vierzig Jahre war Haberland unternehmerisch tätig und hatte neben den größeren Siedlungs- und Bauprojekten auch in der Kommunalpolitik und weiteren Gremien seinen Einfluss ausgeübt und seine Erfahrungen eingebracht. Mit dem Erstarken der Nationalsozialisten wurde er zur Zielscheibe antisemitischer Angriffe. nach der „Machtergreifung” geriet das Unternehmen Haberlands schnell unter erheblichen Druck, weil es nach der antisemitischen Gesetzgebung als „nichtarisch” galt. Vorstand und Aufsichtsrat wurden neu besetzt, nachdem im Mai 1933 sich die jüdischen Mitglieder der Leitungsgremien aus dem Unternehmen zurückgezogen hatten. Haberland blieb eines von zwei Vorstandsmitgliedern der Berlinischen Boden-Gesellschaft.

Zu diesem Zeitpunkt ging es dem 71jährigen Konzernchef gesundheitlich sehr schlecht. Am 17. November 1933 starb Georg Haberland nach einer Augenoperation in Florenz, nachdem er sich tags zuvor eine Mageninfektion zugezogen hatte. Der Aufsichtsratsvorsitzende Emil Georg von Stauß machte auch die „anderen seelischen Aufregungen” dafür verantwortlich, dass Haberlands Herz so geschwächt gewesen sei. Das Aktienkapital der Berlinischen Boden-Gesellschaft wurde in der Folge „arisiert”, die Söhne emigrierten aus Deutschland.

Das Wirtschaftsarchiv widmete seinen 3. Industriekulturabend “Berliner Terrain: entwicklen – bauen – wohnen” der Berlinischen Boden-Gesellschaft.

Das Unternehmen danach

1946 wurde der Sitz des Unternehmens nach Hamburg verlegt und erbaute 1951 das Hotel Kempinski am Kurfürstendamm. Die Berlinische Boden-Gesellschaft ist einer der Vorläufer der Bilfinger (Berger) SE, die 1975 durch die Fusion traditionsreicher Baugesellschaften entstand. Ihre historischen Wurzeln reichen zurück bis ins Jahr 1880. 1883 ließ sich der Baumeister August Bernatz in Mannheim nieder. Aus seinem Unternehmen ging die Grün & Bilfinger AG hervor. Die anderen Vorläuferunternehmen von Bilfinger Berger, die Julius Berger Tiefbau AG und die Berlinische Boden-Gesellschaft, wurden beide im Jahr 1890 gegründet.

Literatur

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