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7. Abend zur Industriekultur – James Hobrecht und Berlin

Am 8. November 2013 fand der 7. Industriekulturabend unter dem Thema “James Hobrecht und Berlin. 140 Jahre Berliner Stadtgüter” im Ludwig-Erhard-Haus statt.

Hans Stimmann, langjähriger Senatsbaudirektor zwischen 1991 und 2006 sprach über die Bedeutung Hobrechts für die Entwicklung Berlins. Der Mann, dem weder ein Denkmal gewidmet ist, der auch nicht der Patron eines Preises ist, an den nur eine Straße und eine Brücke erinnern, hat in weniger als 3 Jahren für Berlin geleistet, was heute Scharen von Beamten für das weitaus kleinere Tempelhofer Flugplatzgelände in 15 Jahren nicht fertiggebracht haben: Er hat den nach ihmbenannten Bebauungsplan für Berlin erarbeitet, der bis 1919 in Kraft blieb. Er legte Räume für Straßen, Plätze, Schulen, Kirchen und andere öffentliche Einrichtungen fest, regelte die Bauhöhe und die Fluchtlinie. Alles weitere Baugeschehen sah er nicht als Aufgabe der öffentlichen Hand. So hat er die Nähe von Wohn- und Arbeitsstätten sowie die soziale und generationenmäßige Durchmischung der Wohnhausbebauung gefördert.

James Hobrecht und Berlin

James Hobrecht (Bild: Museum im Wasserwerk)

James Hobrecht (Bild: Museum im Wasserwerk)

Das meiste was heute als non-plus-ultra des modernen Wohnens gilt: urbane Dichte, gestaltete Fassaden, hohe Wohnräume, begrünte Plätze, durchmischte Bevölkerung – es ist den Hobrecht’schen Vorgaben zu danken. Die Umsetzung des Hobrecht-Plans setzte aber voraus, dass Berlin auch andere Strukturmaßnahmen ergriff. 1874 wurde die Wasserversorgung kommunalisiert, bereits 1873 beschloss der Magistrat den Bau einer Kanalisation nach Plänen und der späteren Leitung von Hobrecht. Das in zwölf resp. vierzehn Abschnitte eingeteilte Stadtgebiet erhielt für jeden Abschnitt ein Pumpwerk, das die Abwässer auf die dafür vorgesehenen und von der Stadt erworbenen Flächen zum Verrieseln beförderte. Damit begann die Geschichte der Stadtgüter rund um Berlin herum, deren Fläche auch heute noch ca. 17000 ha beträgt. In der Wassergalerie in der Stralauer Str. 1 in Mitte ist derzeit eine Ausstellung zur Geschichte der Stadtgüter zu sehen, darunter auch eine überdimensionierte Karte mit Lage und Verteilung der Rieselfelder rund um Berlin.

140 Jahre Berliner Stadtgüter

Referenten und Veranstalter v.r.n.l.: Harald Wolf, Klaus Dettmer, Hans Stimmann, Björn Berghausen

Referenten und Veranstalter v.r.n.l.: Harald Wolf, Klaus Dettmer, Hans Stimmann, Björn Berghausen (Bild: BBWA)

In einem auf die Gegenwart und die Zukunft der Stadtgüter bezogen Vortrag hob der ehemalige Wirtschaftssenator Harald Wolf hervor, dass sich die Stadt an einem mit 1873 vergleichbaren Epochenbeginn befindet, weg von den fossilen Brennstoffen, hin zu Wind-, Sonnen- und Bioenergie.

Nach der vollständigen Rückführung der Wasserver- und -entsorgung in öffentliche Regie gelte es nun, auch wieder öffentlichen Einfluss auf die Energieerzeugung und die Netze zu nehmen. Stadtwerke können als Energiedienstleister und Energiemanager die Potenziale kommunaler Betriebe wie BSR, Wohnungsbaugesellschaften und Wasserbetrieb durch Kooperationen bündeln. Dabei spielen die Flächen der Stadtgüter zunehmend eine wichtige Rolle. Schon jetzt produzieren sie 120000 MW Strom durch Wind- und Sonnenkraft. Statt sie als Reserveflächen des Liegenschaftsfonds zu betrachten, sollte ihnen vorrangig die weitere Stromerzeugung mittels Bürgerwerken übertragen werden, um so unabhängiger von Ausgleichszahlungen an andere erneuerbare Energie produzierende Bundesländer zu werden und den Bedarf an Kohle, Gas und Öl zu reduzieren.

Geschrieben von Dr. K. Dettmer

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