Wirtschaftsgeschichte
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100 Jahre Aquarium РEr̦ffnet am 13. August 1913

Man nennt es “das” Aquarium, um die Institution an der Budapester Straße von privaten kleineren Aquarien wie dem Aquadom bis hin zu den Heerscharen von Zierfischliebhabern mit ihren Schaukästen abzuheben.

Es ist im Vergleich mit anderen europäischen Großstädten relativ spät gegründet worden, aber nähme man die Gründung des privaten Aquariums von Alfred Brehm im Mai 1869, dann käme man auf fast 145 Jahre Aquariumsgeschichte.

Eingang des Aquariums (BBWA)

Es überschneiden sich im Begriff Aquarium mehrere Entwicklungsstränge: da ist die Idee des Pädagogen Johann Amos Comenius, Begriffe durch Bilder zu veranschaulichen; da sind die Ideen Alexander von Humboldts zur Popularisierung wissenschaftlicher Entdeckungen in öffentlichen Veranstaltungen, die mit zur Entstehung der URANIA beigetragen haben; da sind die zehn Bände “Illustriertes Tierleben” von Alfred Brehm (heute kurz: Brehms Tierleben); da sind die Beobachtungen des Ornithologen Oskar Heinroth, der neben seiner Tätigkeit als Direktor des Aquariums die Grundlagen der Verhaltensforschung legte und damit als Anreger der Arbeiten von Konrad Lorenz (Bindungstheorie) gelten kann; da spielen aber auch die Faszination des Exotischen, die Kuriositäten der Wunderkammern und schließlich einfach die Sensationslust eine Rolle.

Alfred Brehm hatte nach seiner Aufbauarbeit am Hamburger Zoo die Zeitbedürfnisse erkannt und den Bau eines Aquariums Unter den Linden, Ecke Schadowstraße betrieben und es im Mai 1869 eingeweiht. In dem zweistöckigen Gebäude hatte er auf einer Fläche von 1.334 m² eine Anlage von Grotten und Gängen mit Gesteinen aus allen deutschen Gebirgen geformt, in die Bassins mit zusammen 500 cbm Wasserinhalt eingebaut waren. Die Meerestiere bezog das Aquarium aus seiner Station in Rovigno in Istrien. Das Seewasser wurde selbst hergestellt. Brehm verstand es, die Öffentlichkeit für seine Arbeiten zu interessieren, u.a. durch Artikel in der “Gartenlaube”. Er selbst gab die Leitung nach einigen Jahren wieder ab und widmete sich der Reisetätigkeit. Wegen fehlender Erweiterungsmöglichkeiten am alten Standort wurde das Aquarium 1910 geschlossen, sein Tierinventar übernahm der Leipziger Zoo/Aquarium.

Das Aquarium 2013 (BBWA)

Der neue Standort auf dem Zoogelände wurde durch einen Geländeaustausch mit dem Tiergarten möglich. Von den Architekten Zaar & Vahl stammte der Entwurf für den Bau, vom Landschaftsmaler Heinrich Harder die Reliefs, Majoliken und Mosaiken der Fassade sowie zwei Wandgemälde in den Innenräumen. Beim Eingang auf der Zooseite wurde die Skulptur eines Dinosauriers (Iguanodon) aufgestellt. Der Neubau verfügte über 11 bzw. 14 See- und Süßwasserbecken als Schaubecken sowie 25 kleiner dimensionierte Bassins. Ein Insektarium inklusive Schmetterlingszucht ergänzten die Ausstattung.

Die Einweihung erfolgte am 18. August 1913. Trotz der Rückschläge bei der Erwerbungstätigkeit während des Ersten Weltkrieges wuchs die Zahl der erworbenen Arten von 400 auf 746 und umfasste 1939 rund 8.500 Individuen. Am 23. November 1943 traf eine Sprengbombe das Hauptgebäude. Weitere Gebäudeteile brannten am 29. Januar 1944, am 24. März 1944 und am 8. Mai 1944.

Der amtierende Direktor Dr. Oskar Heinroth starb kurz nach Kriegsende. Seine Tochter Dr. Katharina Heinroth übernahm die Amtsgeschäfte bis zu deren Übergabe an Dr. Werner Schröder am 1. September 1952. In seine Zeit fällt der Wiederaufbau der Ruine, allerdings ohne äußere Schmuckelemente. Erst mit der Rekonstruktion 1980 kamen sie wieder zur Verwendung. Das Aquarium konnte langsam wieder seine Vielfalt und auch auch die Haltung seltener Arten aufbauen, nicht zuletzt dank der eigenen Zuchterfolge. Durch die Abhaltung von Guppy-Schauen und Teilnahme an internationalen Insektenbörsen verankerte das Aquarium sein Ansehen sowohl bei den Spezialisten der Aquaristik als auch in der breiten Öffentlichkeit. Hinter den Kulissen organisierte das Aquarium die Futterversorgung der Seefische durch selbstgezüchtetes Plankton.

Dr. Lange, Direktor seit 1978, setzte das tier- und pflanzengeographische Prinzip bei der Gestaltung der Ausstellungsbecken durch. Das Aquarium bietet mit der Krokodilhalle, besonders dimensionierten Becken für Löffelstöre sowie für Haie und Meeresschildkröten besondere Anziehungspunkte. Terrarien und viele den Artbedürfnissen angepasste Bassins, besondere Bepflanzung und Beleuchtung bieten den Zuschauern seltene Einblicksmöglichkeiten in die Lebensweise von Tierarten, Insekten, Kriechtieren und Lebewesen der See, die sonst niemand in situ betrachten kann.

Fassadenschmuck

 

Text: Dr. K. Dettmer

Literatur

  • Hans-Georg Klös, Hans Frädrich, Ursula Klös: Die Arche-Noah an der Spree. Berlin 1994.
  • Heinz-Georg Klös: Von der Menagerie zum Tierparadies. 125 Jahre Zoo Berlin. 1969.

Link

Veranstaltung des Aquariums am 18. August 2013

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