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Zeitreise in die Geschichte der Familie Broxner

Seniorenprojekt

Offen gestanden: Wir hätten nie gedacht, dass wir so schnell ein drittes Transkriptionsprojekt beginnen können. Wir wussten zwar, dass alle Mithelfer bei den zwei vorangegangen Projekten mit den alten Schriften sehr motiviert waren, weiter zu machen, doch war kein neuer Nachlassgeber in Sicht.

Berliner Senioren transkribieren alte Handschriften

Das änderte sich, als eine Teilnehmerin des ersten Transkriptionsprojektes zum Nachlass Abenhausen von ihren Familienunterlagen berichtete, die aus drei Generationen stammen. Sie überließ die Dokumente aus der Familie „Dr. Otto Broxner“ dem Archiv. Darüber berichteten wir in unserem Archivspiegel am 17. April, teilten die Neuigkeit telefonisch mit den ersten an einer neuerlichen Transkription interessierten Senioren und schon rückte eine neue Runde in greifbare Nähe – nicht nur auf Seiten des Archivs, sondern vehement auch bei „unseren“ Berliner Senioren, die bereits an der Erschließung der Nachlassmaterialien Abenhausen und Schulze beteiligt waren.

Gestern saßen sie wieder in der Bibliothek des Wirtschaftsarchivs, freuten sich über das Wiedersehen und erinnerten einander vergnügt an die Arbeit mit den Handschriften Abenhausens und Schulzes. Weitere Treffen werden Anfang Juni folgen, und wir hoffen, dass auch für alle etwas übrig bleibt, denn der Nachlass umfasst nur etwa 500 bis 600 Dokumente.

Die Zeitreise beginnt 1713

Dr. Otto Broxner im Ersten Weltkrieg 1917 (Foto: BBWA)

Dr. Otto Broxner im Ersten Weltkrieg 1917 (Foto: BBWA)

Bei der Vorstellung der Nachlassmaterialien zeigte sich, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Kopien von Dokumente aus drei Generationen der Familie Broxner wurden verteilt. Tagebücher, Briefe, Biografisches zu einzelnen Familienmitgliedern, Lebensdokumente wie Ahnenpässe, Urkunden und sogar ein kleines Kochbüchlein sowie tagesweise Aufzeichnungen in Kalendern fanden Interesse. Erste Versuche die fremden Schriften zu entziffern, zeigten schon, wie interessant die Zeugnisse sein werden.

Das älteste Dokument ist ein „Lehenbrieff“, den „Von Gottes Gnaden WIR Georg Wilhelm Marggraff zu Brandenburg in Preuβen zu Magdeburg“ für „Friederich Sigmunds und Heinrich Ernsts Gebrüder Von Wallenroth über den Rittersitz zu Altenvloβ mit deβen Züge Hörlingen ANNO 1713“ ausstellte. Die weitaus meisten Zeugnisse stammen allerdings von Dr. Otto Broxner 1873-1942), der sich für das Deutsche Rote Kreuz engagierte und als Arzt viele Jahre im Militärdienst stand und als Generalarzt ausschied. Diese Rang hielt auch sein gleichnamiger Vater (1834-1919) inne, dessen medizinischen Tagebücher aus dem Deutsch-Französischen Krieg sowie ein paar Briefe aus dem Preußisch-Deutschen Krieg von 1866 erhalten sind. Ausführliche Tagebücher in der Gabelsberger-Kurzschrift sowie Briefe an seine Frau sind aus der Familie mütterlicherseits überliefert: Hauptmann Hugo von Keyl (1835-1877) nahm an bedeutenden Schlachten des Kriegs 1879/71 teil und schrieb darüber.

Transkriptionsprojekt

Bei der Projektabsprache (Foto: BBWA)

Bei der Projektabsprache (Foto: BBWA)

Die komplexe Thematik des Familiennachlasses wird von allen Teilnehmern wieder das nötige Wissen, Talent, Hartnäckigkeit, Neugierde und vor allem Zeit und vielleicht auch Nerven erfordern. Nicht nur müssen die vielen unterschiedlichen Schriften entziffert und in eine Datei übertragen werden, sondern es gilt auch, sich in neue Themen einzuarbeiten: Dieses Mal sind die Dokumente nicht in fernen Ländern entstanden, sondern in Deutschland und Frankreich.

Herr Liebig, der sich – wie im Archivspiegelbeitrag vom 17. April berichtet – in den Nachlass schon eingearbeitet hat, wird die Arbeit der Senioren ehrenamtlich koordinieren. Für Beratung und Fragen bietet Herr Liebig eigens eine Telefon-Hotline ein, um Fragen zur Einordnung eines Dokumentes, zu Personen aus der Familie Broxner und nicht zuletzt zu schwierigen Textpassagen zu beantworten, die er im Archiv gleich am Original klären wird können.

Geschrieben von Chr. Berghausen

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