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Regionale Wirtschaftsarchive und ihr Beitrag zur Familienforschung – Ein Vortrag bei CompGen

Eine häufige Frage, die wir am Telefon gestellt bekommen ist: „Meine Großeltern hatten um die Jahrhundertwende ein Unternehmen in Berlin. Ich benötige darüber Informationen. Können Sie mir da weiterhelfen“. Diese und viele weitere Anfragen, die das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv (BBWA) erhält, zeigt wie stark Familiengeschichte mit der Arbeitswelt und dadurch auch mit Unternehmensgeschichte zusammenhängt.

Aus diesem Grund war ich auch sehr froh, dass ich unser Archiv beim „CompGen online meeting“ vorstellen durfte.

Der Verein für Computergenealogie e. V. (CompGen) wurde 1989 gegründet und ist mit rund 4.000 Mitgliedern einer der größten genealogischen Vereine in Deutschland. Mit Sitz in Köln, aber überregional tätig, betreiben sie viele Citizen-Science-Projekte und stellen deren Ergebnisse – im Sinne des „open access“ – für die öffentliche Nutzung zur Verfügung.

Welche Bestände und Sammlungen aus dem BBWA könnten für Familienforscherinnen und Familienforscher interessant sein?

K1/1 Unternehmensmitgliedsakten der IHK 1945-1995

Lebenslauf des Kunstsachverständigen F. E. Croner von 1959 (K1/1/57528).

Es handelt sich um 380.000 Akten von allen Unternehmen West-Berlins, die IHK-pflichtig gewesen sind. Hier finden sich häufig Geburtsdatum und Sterbedatum der Eigentümer/Gesellschafter eines Unternehmens. Einige Akten wurden um Korrespondenz, Zeitungsausschnitte, Fotos, Prospekte und weitere Informationen über das Unternehmen bereichert, die über reine Handelsregistermeldungen hinausgehen. Hier sind viele personenbezogenen Informationen zu finden.

K5/2 Handwerksrolle der Berliner Handwerkskammer

Der Bestand beinhalten ca. 115.000 Karteikarten zu Handwerksbetrieben aller Art aus einem Zeitraum von 1902-2000. Ein Großteil dieser Karteikarten sind alphabetisch sortiert. Allerdings finden sie sich in verschiedenen Karteikästen getrennt nach Handwerksrolle Alt-Kartei, Abgänge, Ost, West.

Es gibt aber auch noch 7 Umzugskartons mit Karteikarten, die nicht sortiert und zum Teil angeschimmelt sind. Sie enthalten Informationen zu den Produktionsgenossenschaften des Handwerks. Diese sollen in den nächsten 2 Jahren gereinigt, digitalisiert und ebenfalls erschlossen werden.

Vorder- und Rückseite einer Karteikarte aus der Handwerksrolle (K5/2).

Die Karten sind sehr unterschiedlich informativ. Meistens beinhalten sie aber Name des Handwerkers oder des Inhabers eines Handwerksbetriebs, Geburtsdatum und Geburtsort. Weitere Informationen können sein, wann der Betrieb eröffnet wurde, Nachfolger des Inhabers oder ob es einen Handelsregistereintrag gibt. Manchmal findet sich auf einer Karte auch die Privatanschrift oder historische Informationen darüber, ob jemand Parteimitglied war oder nicht.

Natürlich sind in allen Beständen personenbezogene Informationen zu finden. Es gibt aber zwei Bestände, die hauptsächlich aus Personalakten bestehen:

U2/03 VEB Braunkohlenwerk Finkenheerd (1934 – 1988)
U6/13 Berliner Eisen und Stahl GmbH (1896 – 2001)

Bei allen Beständen müssen wir natürlich die gesetzlichen Vorgaben des Datenschutzes und die Archivgesetze berücksichtigen.

Spannend sind auch die vielen Fotos und Dokumente zu Persönlichkeiten aus der Circus-Welt, die sich in unserem Circus-Busch-Archiv (N7) befinden. 13.000 Fotos befinden sich jetzt schon in der Deutschen Digitalen Bibliothek, allerdings konnten wir wegen der Persönlichkeitsrechte nicht an jeden Datensatz ein Foto anhängen.

Auch unsere Sammlungsbestände enthalten zum Teil personenbezogene Daten. Zu nennen wären hier die Briefkopfsammlung, Druckgewerbe Berlin, Geschäftsberichte, Werbemittel, Wertpapiere, Werbe-, Sammel- und Reklamemarken.

Besonders interessant für die familiengeschichtliche Forschung ist die Bestandsergänzende Sammlung (S2/13), in der Kleinstbestände und genealogische Unterlagen von Einzelpersonen abgelegt sind.

Mitgliedsbuch der Deutschen Arbeitsfront (S2/13/552)

Aber auch die Bibliotheks- und Zeitschriftenbestände des BBWA können eine wichtige Quelle sein. Ein gutes Beispiel dafür ist die Zeitschrift „Berliner Wirtschaft – Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer“, die uns von 1951 bis heute vorliegt. Ab 2014 kann die Zeitschrift digital auf der Webseite der IHK Berlin gelesen und durchsucht werden. Davor ist sie leider nicht digitalisiert oder indexiert.

Rubrik “Personalien” aus “Die Berliner Wirtschaft”, 1958.

Sie enthält Firmennachrichten, z. B. zu Jubiläen oder Geburtstagen oder Wechsel von Inhabern. Interessant ist die Rubrik „Personalien“, die häufig wichtige Daten aus dem Leben von Personen bietet.

Auch wenn es mühsam ist, haben wir immer wieder Nutzer, die einige der Jahrgänge durchblättern, um Informationen zu bestimmte Unternehmen und Personen zu finden.

Wir freuen uns auf die Anfragen der Teilnehmenden dieser Veranstaltung.

Vortragsvideo

Den Vortrag können Sie hier als Video sehen:

 

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