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Erschlossen: U 6/13 Berliner Eisen- und Stahl-GmbH

Es ist nun vollbracht: Der Bestand U 6/13 Berliner Eisen- und Stahl GmbH mit seinen 466 Akteneinheiten ist erschlossen. Sie umfassen den Zeitraum 1914-2005 und füllen 12,2 lfm unserer Regale. Erhalten haben wir den Bestand im Zuge von Bautätigkeiten auf dem Areal am Friedrich-Krause-Ufer 16-21 im Norden Berlins, bei denen Unterlagen der Berliner Eisen- und Stahl-AG in einem Tresorraum entdeckt worden sind.

Tresor von S. J. Arnheim

Tresor von S. J. Arnheim (Foto: BBWA)

Der Tresor der Tresorfabrik Simon Joel Arnheim aus dem Wedding enthielt Unterlagen bis in die Jahre des Ersten Weltkrieges. Ein weiterer Teil der abgegebenen Unterlagen fischten wir aus einem unsortierten Stapel, der sich bereits in einem großen Sack mit Bauschutt befand. Glücklicherweise hat das Bauplanungsunternehmen nach Auffinden der Unterlagen das Wirtschaftsarchiv kontaktiert und nicht die Altpapiertonne bemüht.

Der Schwerpunkte des nun erschlossenen Bestandes umfasst die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. In diesem Zeitraum wurde der Metallurgie-Handels in den Neuen Bundesländern ausgebaut, wie aus dem Schriftwechsel der Geschäftsführung der Thyssen Eisen und Stahl GmbH hervorgeht.

Begonnen hat die Geschichte der Berliner Eisen- und Stahl-GmbH, einer selbständigen Thyssen-Niederlassung in Berlin, Anfang des vorigen Jahrhunderts. 1919 wurde Thyssen & Co. mit Sitz in Berlin, Torfstraße 32, gegründet. Mit Zusammenschluss der Vereinigten Stahlwerke AG 1926 übernahm die Firma unter dem Namen Thyssen Eisen und Stahl AG die Berliner Niederlassungen der Firmen Rheinstahl-Handelsgesellschaft und Heinrich August Schulte sowie die Firmen Krüger & Staerck und Eisen- und Röhrenhandel. Gegenstand des Betriebes war der Handel mit Walzwerkerzeugnissen und Röhren jeder Art, die überwiegend an Rhein und Ruhr im Siegerland produziert wurden.

Das Absatzgebiet umschloss neben Berlin und Brandenburg insbesondere Pommern, Mecklenburg, West- und Ostpreußen sowie Schlesien und Sachsen. In den dortigen größeren Städten wurden Niederlassungen mit umfangreichen Lagern errichtet. Damit gehörte die Firma zu den bedeutendsten Eisengroßhandlungen Mittel- und Ostdeutschlands. Beliefert wurden neben dem nachgeordneten Handel und Handwerksbetrieben vor allem die Großverbraucher der weiterverarbeitenden Industrie, insbesondere der Elektro- und Maschinenindustrie, die Bauwirtschaft sowie namhafte öffentlich-rechtliche Unternehmen des Verkehrs und der Versorgung.

Friedrich-Krause-Ufer (U 6/13)

Friedrich-Krause-Ufer (U 6/13)

Sitz des Unternehmens war das ca. 28.000 qm große Areal am Friedrich-Krause-Ufer 16-21 im Norden Berlins am Spandauer Schiffahrtskanal zwischen Nordhafen und dem Kraftwerk Moabit. Im Bestand befinden sich neben der Korrespondenz der Geschäftsführung, Prüfungsberichten von Jahresabschlüssen, Personalunterlagen, Presseberichten und Preislisten auch Fotos und Prospekte sowie zahlreiche Grundrisse des Grundstücks mit Entwürfen zum Neubau von Lagerhallen oder Erweiterung von Lagerflächen für die verschiedensten Eisen-, Stahl- und Edelmetall-Produkte.

Der bestand ist nun im Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv nutzbar.

Text: Beate Bohm

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