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Drogerie Schwefel in Heiligenhafen

So etwas ist ein großartiger Fund – Fotografien der Drogerie Schwefel, die 1938 in Heiligenhafen an der Ostsee eröffnet wurde und 1981 schloss, wurden vom Enkel des Drogisten Harald Schwefel wiedergefunden und zu einer Diashow zusammengestellt.

Mitarbeiter der Drogerie (Foto: privat)

Mitarbeiter der Drogerie (Foto: privat)

Was auf den ersten Blick „nur” familiengeschichtliche Bedeutung zu besitzen scheint, entpuppt sich beim Nachdenken als Pfund der Alltags- und Wirtschaftsgeschichte der kleinen Stadt in der Nähe Fehmarns. Denn in den Fotografien spiegeln sich nicht nur das Leben des Drogisten und seiner Angestellten, sondern auch die Geschichte Heilgenhafens, dessen Marktplatz und Einkaufsstraße ihr Gesicht wechseln, und schließlich der Drogeriebranche.

Harald Schwefel (Foto: privat)

Harald Schwefel (Foto: privat)

Die Drogerien hatten in Deutschland schon in den 70er Jahren einen schweren Stand, was die Rentabilität allein mit Drogerieartikeln betraf. Harald Schwefel, der als 26jähriger die Drogerie eines Vorgängers übernehmen konnte, setzte deshalb von Anfang an auf Fotografie. Das ging solange gut, wie der Reiseverkehr nach Skandinavien durch Heiligenhafen ging – danach brach das Geschäft völlig ein. Die Eröffnung der Supermärkte im Ort, wo man Zahnpasta und -bürsten viel billiger bekommen konnte, setzten den Drogerien noch mehr zu.

Auf den Fotografien sieht man aber auch, wie sich die Produktpalette der Drogerie als Antwort auf die Kundengewohnheiten wandelte: Es wurde bunter, das Kerngeschäft wucherte aus. Heute ist im Verband Deutscher Drogisten von Parfümerien bis Reformhäusern eine Reihe verwandter Geschäfte versammelt.

Der Fotofund zur Drogerie Schwefel ist ein Glücksfall für die Heiligenhafener.

Aufruf: Schreiben Sie die „Biografie” des Ladens Ihrer Oma!

Darum erhebt sich sofort die Frage: Für wie viele Geschäfte, Drogerien, Apotheken, Läden, Hotels oder Restaurants gibt es in Berlin eigentlich noch Ãœberlieferung? Wer hat Fotos aus dem Laden seiner Oma, der 40 Jahre oder mehr in Berlin existierte? So dass man das Werden und Sterben des Geschäfts dokumentieren kann – sozusagen die Firmenbiografie!

Das wäre eine wirtschaftsgeschichtliche Quelle, die an der „Graswurzel” des Fachs jedem erklärlich machen kann, warum Wirtschaftsgeschichte so packend sein kann!

Diashow auf Youtube:

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