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Kleinstbestände im BBWA – Die Kolonialwaren, Wein- und Butterhandlung August Schach

In den Sammlungen des Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchivs finden sich häufig Briefe, Rechnungen oder andere Korrespondenz, die mich sehr neugierig machen. Dazu gehört ein Konvolut von 157 zumeist Rechnungen von rund 40 Firmen, adressiert an die Colonialwarenhandlung A. Schach aus den Jahren 1889 und 1905. Durch eine Quittung der Steuer-Kasse des Magistrats zu Berlin vom 01. April 1889 erfahren wir, dass es sich um Herrn August Schach handelt.

Quittung der Steuer-Kasse des Magistrats zu Berlin (BBWA S2/07/150)

„Colonialwarenhandlung“, das klang zunächst einmal spannend, also habe ich mich auf die Suche nach August Schach gemacht und musste wieder einmal die Erfahrung machen, dass es Unternehmen gibt, die unbemerkt verschwinden und nur wenige Spuren hinterlassen.

Erstmals taucht die Colonialwarenhandlung A. Schach 1882 am Tempelhofer Ufer 14 in Berlin-Kreuzberg auf. Zu dieser Zeit gehörte er zu den ca. 900 “Kolonialwaaren-Detailgeschäften”, die im Berliner Adressbuch von 1882 verzeichnet waren.

Um 1886 zieht das Ladengeschäft nach Berlin-Tiergarten, Karlsbad 4. Das Geschäft scheint profitabel zu sein, denn um 1893 kauft August Schach das Haus in der Hagelberger Str. 17 in Berlin-Kreuzberg und eröffnet dort seine „Kolonialwaren, Wein- und Butterhandlung“. Dabei ist die Konkurrenz größer geworden. Es gibt inzwischen schon 1.350 “Kolonialwaaren-Detailgeschäfte”.

1919 wird die Aug. Schach, Kolonialwaren, Wein- und Butterhandlung letztmals in der Hagelberger Straße genannt. In dem Jahr eröffnet Theodor Schach eine Kolonialwaren, Delikatessen, Wein- und Butterhandlung in der Manteuffelstr. 33. Ob er mit August Schach verwandt war, ist nicht bekannt, und ob es sich um denselben Theodor Schach handelt, der 1929 in der Friesenstr. 20 eine Gaststätte betreibt, ist ungewiss.

August Schach selbst scheint um 1932 verstorben zu sein. Das Haus fällt an die Schach’sche Erben, die auch im letzten Berliner Adressbuch von 1943 dort noch als Eigentümer eingetragen sind.

Diese kurze Geschichte eines Berliner Kolonialwarenhändlers ist höchstwahrscheinlich typisch für viele dieser Ladengeschäfte. Alte Fotografien, aber auch Geschichten aus anderen Gebieten Deutschlands zeigen, dass die Kolonialwarenhändler, die mit der Erschließung außereuropäischer Gebiete entstanden, über Jahrzehnte zum Alltag in den Städten und Dörfern gehörten. Häufig handelte es sich um Kram- und Gemischtwarenläden, die zumeist nur aus einem Verkaufs- und Lagerraum bestanden. Meistens waren es Familienbetriebe.

Verkauft wurden, wie bei Hessen(post)kolonial nachzulesen ist, “Zucker, Salz, Reis, Nudeln, Grieß, Senf, Essig, Öl, Margarine, Gewürze, Süßigkeiten, Kaffee, Tee, Artikel für die Körperpflege, Tabak und Zigaretten, Gummi und Petroleum.”

Briefkopf der Zündwaaren-Fabrik Ludwig Feuer (BBWA S2/07/2389)

Wie groß das Sortiment von August Schach war, lässt sich an den Rechnungen von 1889 erkennen. Er kaufte hauptsächlich bei Berliner Fabriken und Großhändlern: Milch bei Borchert & Brendicke, Eier bei der Eier-Engros & Sauerkohl-Fabrik H. Hering, Butter bei dem Hoflieferanten Otto Jahn, feine Wurstwaren bei F. Liebau, Wein bei C. R. F. v. Losch, Spirituosen bei vielen verschiedenen Berliner Großhändlern, Zigarren u. a. bei den Gebr. Bukofzer und bei Loeser & Wolff, Schokolade bei Hartwig & Vogel in Dresden, Zichorien als Kaffee-Ersatz, aber auch Kaffee, viele Waren der Zündwaaren-Fabrik Ludwig Feuer, Kohlenzünder bei der Berliner Unterzünder-Fabrik Wilhelm Israel, Zichorien als Kaffee-Ersatz, Bürsten bei dem Bürstenmacher-Meister H. Hagenberg, Druck- und Pergamentpapiere bei der Düten-Fabrik C. Hennig und als letztes Beispiel Gallseife bei R. Puhl & Co.

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