Wirtschaftsgeschichte
Schreibe einen Kommentar

Das Haus der 1.000 Aktentaschen – Koffer-Panneck in Berlin-Neukölln

Das Koffer-Panneck-Haus war viele Jahre lang ein fester Bestandteil des Berliner Stadtbildes. An der Ecke Karl-Marx- und Uthmannstraße steht das Geschäftshaus, das durch seinen Turm an der Spitze des Gebäudes unverwechselbar ist.

Heute findet sich dort nur noch eine dauerhaft geschlossene Videothek. Doch was heute zu sehen ist, täuscht über die jahrzehntelange Geschichte eines der bekanntesten Berliner Traditionsunternehmen hinweg.

So lange es den Laden gab, befand er sich in der Karl-Marx-Straße 165, doch als er 1888 eröffnet wurde, hieß die Straße noch Bergstraße. Das ist in gewisser Weise symbolisch für die vielen Veränderungen, die das Geschäft in seiner 109-jährigen Geschichte durchlaufen hat. Vom Deutschen Kaiserreich bis zum vereinten Deutschland überlebte das Geschäft alle politischen, sozialen und wirtschaftlichen Turbulenzen, die damit einhergingen.

In den Anfangsjahren war Koffer-Panneck eine Sattlerei, die vom Handwerksmeister Friedrich Panneck gegründet worden war. Im Laufe der Vererbung von Sohn zu Sohn wuchsen und veränderten sich das Aussehen, das Inventar und das Geschäft. Mit der Zeit wurden immer mehr Lederwaren wie Koffer, Aktentaschen und sogar Hundehalsbänder verkauft.

BBWA K1/1/7431

In seiner Glanzzeit war das Geschäft als das Haus der „1.000 Aktentaschen” bekannt. Mit Dutzenden von Angestellten und Hunderten von Quadratmetern Verkaufsfläche war es ein wahrer Augenschmaus. Später eröffnete es sogar eine Filiale in Steglitz.

Es gibt viele Geschichten über die Pannecks. Von der Großmutter, die das Geschäft leitete und zusammenhielt, während die Familie in den Kriegsjahren getrennt war, bis zum letzten Geschäftsführer Friedrich Panneck, der den Leuten auf der Straße die Hand schüttelte.

BBWA K1/1/7431

Am Ende jedoch wurde ein Unternehmen, das zwei Weltkriege, den Untergang der Weimarer Republik und des deutschen Kaiserreichs überlebt hatte, durch etwas viel Persönlicheres zerstört: Die nächste Generation war nicht daran interessiert, das 109 Jahre alte Geschäft zu übernehmen, und da Friedrich Panneck aus Gesundheitsgründen nicht mehr weitermachen konnte, schloss das Geschäft am 29. April 1997 seine Türen.

Vier Generationen von Koffer-Panneck und das berühmte Lederwarengeschäft sind heute verschwunden, aber nicht total vergessen.

Text: Eliana Siebe-Walles

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert