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Vom Baukonzern bis zur Klavierfabrik: Fazit meines Praktikums

Vom 23. Juli bis zum 14. September absolvierte ich im Berlin-Brandenburgischen-Wirtschaftsarchiv ein achtwöchiges Praktikum. Nachdem ich in vorherigen Praktika bereits Erfahrungen in einem Universitätsarchiv und einem Staatlichen Archiv sammeln konnte und mich in meinem früheren Geschichtsstudium unter anderem mit Wirtschaftsgeschichte befasst hatte, erschien mir ein Praktikum im BBWA als ideale Praktikumsstätte zur Verbindung dieser Interessen. Ich war neugierig auf die Arbeit in einem Wirtschaftsarchiv und ich sollte nicht enttäuscht werden, so viel sei vorab schon einmal verraten.

Technischer Bericht (08/1969) aus dem Bestand Philipp Holzmann AG (BBWA U5/03 A)

In den ersten vier Praktikumswochen war ich mit der Bearbeitung des Schriftgutbestandes der Philipp Holzmann AG beschäftigt, der sich zusammen mit dem Holzmann-Bildarchiv seit Oktober 2017 im BBWA befindet. Dabei mussten zunächst die darin enthaltenen Bücher aussortiert und im Bibliotheksbestand des Archivs verzeichnet werden. Anschließend wurde das vielfältige Schriftgut bearbeitet, das sich unter anderem aus Vortragsmanuskripten und weiteren Unterlagen bezüglich von Fachtagungen des Bauwesens, Geschäftsberichten, Technischen Berichten und Nachrichten aus dem Holzmann-Konzern sowie einer Vielzahl von Sonderdrucken aus bau- und ingenieurtechnischen Fachzeitschriften zusammensetzte. Zum Bestand Philipp Holzmann AG Bildarchiv gehörte des Weiteren ein sehr umfangreicher Bildbestand mit Bildern von Bauprojekten der Philipp Holzmann AG aus der gesamten Firmengeschichte. Der Bestand wurde zunächst entmetallisiert, aus den Aktenordnern in Juris-Mappen oder Schlauchheftungen umgebettet, in 53 Archivkartons verpackt und im Anschluss in Augias verzeichnet. Zu guter Letzt wurde noch ein Findbuch erstellt, so dass der Bestand unter der Signatur U5/03/A „Bildarchiv der Philipp Holzmann AG/Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V.“ für die Benutzung zur Verfügung steht.

Nachdem das geschafft war, durfte ich noch mehrere kleinere Bestände bearbeiten. Dazu gehörte zum einen die „Bestandsergänzende Sammlung“ S2/13. Diese umfasst Einzelstücke und Kleinstbestände, für die sich die Anlage eines eigenen Bestandes nicht lohnt. Dort habe ich zwei Juris-Mappen mit Einzelstücken, die unter anderem Rechnungen, Quittungen, Briefe und Postkarten von und an Berliner Unternehmen und Geschäfte sowie Zeitungsausschnitte enthielten, verzeichnet.

Briefkopfsammlung des BBWA (S2/07/2279)

Danach habe ich knapp 200 neue Briefköpfe im Bestand S2/07 „Briefköpfe Berliner und Brandenburger Unternehmen“ erfasst. In diesem bedeutsamen Bestand befinden sich Schriftstücke mit Briefköpfen von Unternehmen aus Berlin und Brandenburg. In vielen Fällen sind diese Briefköpfe das einzige, was noch von den Unternehmen übriggeblieben ist, was ihre hohe historische Bedeutung erklärt. Außerdem habe ich noch zwei Bestandsbeschreibungen zu den Findbüchern der Bestände U3/19 „Richard Manthey Pianofortefabrik“ und U6/9 „Richard Lebram Gold- und Silberwaren“ verfasst – und ich durfte mehrere Blogbeiträge für den „Archivspiegel“ verfassen.

Ich war erstaunt darüber, wie vielfältig die Arbeit in einem Wirtschaftsarchiv ist: Von der Bauindustrie über die Klavierherstellung bis hin zum Einzelhandel war thematisch so ziemlich alles dabei, und ich bekam noch einen guten Einblick in die erstaunlich vielgestaltige und spannende Berliner Wirtschaftsgeschichte. Somit war mein Praktikum extrem spannend und vielseitig. Auch praktisch waren so ziemlich alle Tätigkeiten eines Archivars dabei: vom Entmetallisieren und Umbetten über das Verzeichnen bis hin zum Verfassen einer Findbucheinleitung und Aufstellen im Magazin, so dass mir auch nie ansatzweise langweilig wurde.

Zu guter Letzt sollen auch der Geschäftsführer, Herr Berghausen, und die Archivarin, Frau Estler-Ziegler, lobend erwähnt werden, die mich freundlich aufnahmen und mir immer hilfsbereit zur Seite standen, wenn es mal Fragen gab und auch immer etwas Neues für mich zu erledigen hatten, wenn ich wieder (zu) schnell mit einer Aufgabe fertig war.

Insgesamt kann ich das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv nur jedem ans Herz legen, der ein Praktikum in einem Archiv absolvieren möchte, dabei noch richtig viel lernen will und sich eventuell noch für Wirtschaftsgeschichte interessiert. Meine Erwartungen an das Praktikum wurden jedenfalls voll und ganz erfüllt!

Text: Christian Rump

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