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Corona-Alltag – Ein Blick hinter die geschlossene Archivtür

Das Archiv für den Nutzerbesuch gesperrt, Archivübernahmen und -beratungen aufgeschoben, Veranstaltungen abgesagt, Aufgaben ins Homeoffice verschoben – da müsste doch eigentlich viel Zeit für den Archivspiegel sein, oder?

Leider nicht. Die Organisation der alltäglichen Aufgaben, der notwendigen Erledigungen und der wichtigen Arbeit lässt wenig Spielräume für einen Weblog, dabei gäbe es so viel zu berichten:

Platz für Bücher - nach der Aussonderung (Foto: BBWA)

Platz für Bücher – nach der Aussonderung (Foto: BBWA)

Aus der Bibliothek zum Beispiel: So haben wir seit März den Altbestand Bücher der Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesellschaft ausgesondert, aus den Regalen geborgen und abholen lassen, haben stattdessen die zwanzig laufenden Meter zirzenischer Literatur abgeholt und stellen sie derzeit für die Bearbeitung des Zirkusprojektes auf.

Zirkusliteratur - eine von zwei Paletten (Foto: BBWA)

Zirkusliteratur – eine von zwei Paletten (Foto: BBWA)

Aus der historischen Bücherei des AEG-Standortes Hennigsdorf haben wir drei Laufmeter wirtschaftshistorischer Literatur erhalten und dem Bibliotheksbestand des BBWA hinzugefügt, desgleichen zwei Laufmeter allgemeiner historischer und politischer Literatur sowie bestands- und sammlungsbezogene Handapparate. Die Umstrukturierung der Bücheraufstellung läuft derzeit. Aufräumen gehört sowieso zu den Tätigkeiten, die sich gerade sehr gut erledigen lassen.

Oder aus den Sammlungen: Vor allem Einzeldokumente in den Sammlungen von Reklame und Briefköpfen haben sich für die Heimarbeit geeignet und wurden von uns in den letzten Wochen fein verzeichnet und in regelmäßigen Abständen in die Datenbank eingespeist.

Holzmann-Bildarchiv (oben) und Zirkus-Bilder (unten) (Foto: BBWA)

Holzmann-Bildarchiv (oben) und Zirkus-Bilder (unten) (Foto: BBWA)

Gleiches gilt für den Abschluss der Projekte: Das Holzmann-Bildarchiv ist nun ja (nahezu) fertig, vor allem aber Datenbankarbeiten mit den Metadaten und der Upload zur Deutschen Digitalen Bibliothek beschäftigen uns noch – hier vor allem die digitalen Daten im Homeoffice. Allerdings ist die Betrachtung des fertigen Bildarchivs der Holzmann AG nicht nur virtuell erfüllend, sondern auch im Fotomagazin. Ebenfalls endgültig abgeschlossen ist die Verzeichnung des Bestandes der Hans-Hennig Endres KG: Handel mit Unimogs und Fahrzeugen von Mercedes Benz in West-Berlin sowie Erweiterung nach Brandenburg auf drei Standorten im Kontext eines Familienunternehmens.

Stockend hingegen laufen die neuen Projekte an: Die Bearbeitung des Circus-Busch-Archivs in einem kleinen Team musste ausgesetzt werden, weshalb nun einzeln und getrennt an Fotos und dem Nachlass von Paula Busch gearbeitet wird. Die Vorstellung, bereits im Juni mit der Digitalisierung beginnen zu können, mussten wir aufs Eis legen, um damit einige Wochen später zu beginnen. Auch die Verzeichnung des Familiennachlasses zur Schokoladenfabrik Theodor Hildebrand musste aufgeschoben werden, weil sich nun einmal historische Originale nicht zur Mitnahme ins Homeoffice eignen. Etwa die Durchsicht und Aufstellung der Handwerksrolle der Handwerkskammer Berlin, die nun ihren festen Platz im Magazin erhalten hat

Handwerksrolle: das Runde im Eckigen (Foto: BBWA)

Handwerksrolle: das Runde im Eckigen (Foto: BBWA)

Die Arbeiten an der Ausstellung „Spuren der Arbeit – Spuren des Lebens“ hingegen ist derzeit von starken Beeinträchtigungen verschont, allerdings ist die Recherche in externen Archiven zu diesem oder jenem Industriekulturobjekt derzeit nicht möglich.

Oder die Ausbildung unserer Auszubildenden: Hier ist „Homeschooling“ kein echter Ersatz für den echten Unterricht, auch wenn der Einsatz von Zoom und digitalen Lernmitteln sich nicht nur für Grundschüler, sondern auch für Umschüler nutzen lässt.

Und schließlich die Nutzer: Keine Besucher im Archiv (wir können räumlich nicht alle Hygieneanforderungen umsetzen) bedeutet, dass wir uns bemühen, die Fragen auf die Ferne zu klären. Das bedeutet den vermehrten Einsatz von digitalisierten Archivalien, die an die Stelle der Akteneinsicht im Archiv treten. Das bedeutet Mehraufwand für uns – zumal nicht etwa weniger, sondern signifikant mehr Anfragen gestellt werden!

Im April haben wir die Arbeit im Archiv so organisiert, dass immer nur ein Arbeitsplatz besetzt war – was bedeutete, dass einzelne auch am Samstag und Sonntag präsent gewesen sind! Im Mai sind die Tage nun so verteilt, dass wir nicht mehr als zwei Personen im Büro sind – ebenfalls unter Einbeziehung des Wochenendes.

Hier geht der große Dank an das Team im Wirtschaftsarchiv: Es ist absolut nicht selbstverständlich, so flexibel auf die Krise zu reagieren! Wir können uns glücklich schätzen, so tolle und engagierte Kolleginnen zu haben!

Wir hoffen, dass sich die Dinge alsbald wieder der Normalität annähern lassen. Aber wir sind auch wohlgemut, noch länger mit kreativen Lösungen weiterzuarbeiten. Wacker bleiben!

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