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Von Schornsteinen, Medaillen und Produkten

Briefköpfe – ein brachliegendes Forschungsgebiet

1986 machte die IHK Berlin in Ihrer Zeitschrift „Die Berliner Wirtschaft“ auf das kurz zuvor erschienene Jahrbuch das Landesarchivs Berlin 1985 aufmerksam. Aufhänger des kleinen Artikels war jedoch mitnichten ein Text zur allgemeinen Stadtgeschichte, sondern der im Jahrbuch erschienene Text von Klaus Dettmer mit dem Titel „Ansichten auf Briefköpfen Berliner Firmen“.

Neben einer Erläuterung dessen, was auf Briefköpfen zu finden ist und wie sich ihre Gestaltung im Lauf der Zeiten verändern hat, werden im Jahrbuch auch etliche Briefköpfe zur besseren Veranschaulichung dargestellt. Zum Abschluss seines Textes schreibt Klaus Dettmer: „Diese rund drei Dutzend ausgewählten Ansichten können und wollen nicht mehr sein als eine Anregung, sich mit diesem bislang fast völlig brachliegenden Forschungsgebiet der Wirtschaftsgeschichte unserer Stadt künftig intensiver zu beschäftigen und es systematisch für die Forschung aufzuarbeiten.“

Heute, fast genau 30 Jahre später, befinden wir uns mit der historischen Forschung auf diesem Gebiet nach wie vor am Anfang. Zwar werden Briefköpfe immer mal wieder als Quellen verwendet, doch eine intensive Beschäftigung mit der Thematik findet nach wie vor nicht statt. Als wir hier vor rund einem Jahr über das Abschlussprojekt der angehenden Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Dokumentation, berichteten, erhielten wir dafür zwar regen Zuspruch aus der Fachwelt, doch allzu schnell gerieten Thema und Ergebnisse wieder in Vergessenheit.

Dabei sind seit dem Projektabschluss über 2200 Briefköpfe Berliner und Brandenburger Unternehmen vom 19. Jahrhundert bis ins Jahr 2014 vollständig und tiefgründig erschlossen und für Forschung und Wissenschaft zugänglich. Insbesondere da die Überlieferung der Wirtschaft häufig auf der Strecke bleibt, weil die öffentlichen Archive für deren Aufbewahrung nicht zuständig sind und allzu häufig Firmeninhaber oder Geschäftsführung keinen Wert in historischen Unterlagen erkennen können, sind Briefköpfe nicht selten der letzte Nachweis einer unternehmerischen Existenz.

Wir hoffen, dass sich auch andere Archive unserem Beispiel anschließen und über Projekte versuchen, die vorhandenen Sammlungen zu erschließen und der Wissenschaft zugänglich zu machen. Nur so können wir es ermöglichen, dass Forscher auf diese ungemein spannenden und wertvollen Quellen aufmerksam werden und diese auszuwerten zu beginnen.

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