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Kleinstbestände im BBWA – Die Jubiläumsschriften der Wesenberg Schokoladenfabrik

Bestenfalls sollte eine Unternehmensgeschichte geschrieben und veröffentlicht sein – und dafür braucht es die Quellengrundlage, mit der die Geschichte eines Unternehmens für die Nachwelt aufzubewahren ist, bestenfalls sach- und fachgerecht in einem Archiv. In der Wirklichkeit ist dies aber bei den meisten Unternehmen, die geschlossen werden, nicht der Fall. Häufig werden nur wenige Dokumente überliefert, die etwas zur Historie beitragen können oder den Arbeitsalltag widerspiegeln, ausgewählt vom Zufall, dem Schicksal oder dem Laien. Hier sind es oftmals die schönen Dinge, die von ehemaligen Mitarbeitern oder anderen Interessierten gesammelt und aufbewahrt werden.

Dazu gehören auch zwei Jubiläumsschriften zum 75jährigen Bestehen der Firma Paul Wesenberg Sohn Cacao- und Chocoladenfabrik, die uns vor ein paar Tagen überreicht wurden und die uns so neugierig auf die Geschichte dieser Kakao- und Schokoladenfabrik gemacht haben, dass wir sofort angefangen haben, zunächst in unseren eigenen Beständen zu recherchieren.

75 Jahre Marke "Schwan" (BBWA)

75 Jahre Marke “Schwan” (BBWA)

Laut „Die Berliner Wirtschaft“ vom 29.10.1953 handelt es sich hierbei um einen bedeutenden Betrieb der Berliner Schokoladen- und Süßwarenindustrie, dessen Fabrikate unter dem Namen „Schwan“ als Tafelschokoladen und Kakaopulver auch über die Grenzen von Berlin hinaus bekannt waren.

Die Firma wurde 1861 gegründet und war 1895 in der Müllerstrasse 156 b ansässig. Inhaber war zu dieser Zeit H. Fr. Wesenberg. Im selben Jahr wird die Fabrik von Eduard Wendt übernommen. Der Firmensitz wird um 1910  in die Drontheimer Str. 9 verlegt.

1921 treten seine beiden Söhne, Erich und Günther Wendt in die Firma ein. Günther Wendt stirbt am 18. November 1943. Erich Wendt wird alleiniger Eigentümer und führt den Betrieb „mit großem Geschick und unermüdlicher Tatkraft durch die schwierigen Jahre der Kriegs-, Nachkriegs- und Blockadezeit“ (Die Berliner Wirtschaft, Nr. 44, vom 29.10.1953). Nebenbei ist er in mehreren Verbänden aktiv. Unter anderem  ist er Mitgründer der Vereinigung Berliner Schokolade- und Süßwarenfabrikanten e. V. und Vorsitzender des Aufsichtsrats des Berliner Zuckergroßhandels GmbH.

Erich Wendt überlebt seinen Bruder nur zehn Jahre. Er stirbt mit 57 Jahren am 25. Oktober 1953. Seine Frau Elisabeth Wendt, geb. Bachmann, übernimmt das Unternehmen. Doch schon fünf Jahre später verkauft sie die Fabrikation sowie die Grundstücke ihres Unternehmens an die Süßwarenfabrik Mertens & Jaenicke.

Um weiteres über die Kakao- und Schokoladenfabrik Paul Wesenberg Sohn herauszufinden, müssen wir andere Archive besuchen. Vielleicht folgt dann eine Fortsetzung.

 

Text: T. Estler-Ziegler

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