Wirtschaftsgeschichte
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Das Druckgewerbe in Berlin – Buchdruckwalzen-Gießanstalt und Walzenmasse-Fabrik Paul Sauer

Unsere Bibliothek umfasst inzwischen rund 10.000 Bücher, die peu à peu erschlossen werden. Dabei fallen uns immer wieder besonders interessante Bände in die Hände, die nicht gleich ins Regal gestellt werden, sondern auf dem Schreibtisch verweilen, um, wenn Zeit ist, eine Geschichte darüber zu schreiben.

BBWA B 313/2014

Was ist interessant für ein Wirtschaftsarchiv? Spannend finden wir alles, was mit Firmengeschichten oder Branchen in Berlin zu tun hat. Und sei es nur, dass wir schön gestaltete Anzeigen zu Berliner Unternehmen in einem solchen Band finden.

Der „Wegweiser für das Druckgewerbe und die papierverarbeitende Industrie Groß-Berlins“ von 1948 ist ein solches Buch. Es enthält nicht nur ein Adressenverzeichnis und einen Überblick über die Tariflöhne und Tarifgehälter in der Branche, sondern auch 64 mehr oder weniger schön gestaltete Anzeigen.

 

Wegweiser f. d. Druckgewerbe, 1948

Einige davon möchten wir Ihnen gerne vorstellen und beginnen heute mit der Berliner Buchdruckwalzen-Gießanstalt und Walzenmasse-Fabrik Paul Sauer, die 1900 zunächst in der Stallschreiberstraße 10 gegründet wird. Sehr bald zieht das Unternehmen in die Oranienstraße 172. Die Entwicklung und der Verkauf von Buchdruckwalzen, die aus Gelatine gegossen wurden, führt zum Erfolg. Schon um 1907 findet der Umzug in ein eigenes Haus in der Adalbertstraße 37 statt, und rund zehn Jahre später wird das Stammhaus durch die Adalbertstraße 38 vergrößert. Dort findet sich das Unternehmen, wie auf der Anzeige von 1948 zu sehen ist, auch noch nach dem Krieg.

Von der Webseite des noch bestehenden Unternehmens erfahren wir, dass der Firmengründer Paul Sauer 1926 verstorben ist und sein Sohn Erich die Geschäftsführung übernimmt. Nach dem Krieg wird das Stammhaus in Berlin wiederaufgebaut sowie die Filiale in Hannover.

Briefbögen von 1963 und 1972 (BBWA K1/1/23038)

Wie aus einem Schreiben an die IHK von 1972 hervorgeht, entwickelte sich diese Filiale immer mehr zur Hauptproduktionsstätte bis sie zu klein wurde. 1958 übersiedelte das Unternehmen in eigene neue Fabrikationsräume in Hemmingen-Westerfeld und Langen bei Frankfurt/Main.

Prospekt, 50er Jahre (BBWA K1/1/23038)

Auch die Technik hat sich inzwischen verändert: „Im Zuge der technischen Entwicklung ist die Verwendung von Gelatine für Druckwalzen immer mehr zurückgegangen. Heute werden als Walzenmasse fast nur noch Gummi und Plastex verwendet, die nicht in einem Gußverfahren, sondern in einem anderen technischen Verfahren hergestellt werden.“ (Aktennotiz, 17.12.1958, BBWA K1/1/23038).

In den 60er Jahren entsteht in Berlin in der Bayernallee 16 ein Verkaufsbüro und Auslieferungslager.

Der Briefbogen von 1963 zeigt, dass das Unternehmen in dieser Zeit auch schon international Zweigstellen eröffnet hat. In den 70er Jahren gibt es schon fünf Auslandsbetriebe. Mit der deutschen Wiedervereinigung wird die Produktion wieder an den ursprünglichen Stammsitz in Berlin-Mitte verlegt.

Prospekt, 50er Jahre (K1/1/23038)

Im Jahr 2000 feiert die weltweit tätige Paul Sauer Walzenfabriken GmbH & Co. KG ihr 100-jähriges Bestehen. Es ist immer noch ein Familienunternehmen.

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