Archivgut, Wirtschaftsgeschichte
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Süßes für Millionen – Cyliax-Schokolade

Cyliax Schokoladen

In der „Berliner Wirtschaft” veröffentlichte das Wirtschaftsarchiv im Mai einen Beitrag über die Schokoladenfabrik von Gustav Cyliax. Kaum noch Quellen zu diesem Unternehmen sind heute noch vorhanden – drei Akten im Landesarchiv und ein paar Briefköpfe im Wirtschaftsarchiv. Doch die Urenkelin eines Cyliax-Prokuristen wurde auf den Artikel aufmerksam und hat nun ein Belegschaftsbild von 1902 übersendet.

Beitrag über Cyliax-Schokolade mit Photo von 1902 belohnt

Cyliax-Belegschaft 1902

Cyliax-Belegschaft 1902

Als Gustav Cyliax am 15.10.1892 seine Chocoladen- und Confitürenfabrik beim Handelsregister anmeldete, reagierte er damit auf den Appetit der jungen Millionenstadt auf Süßes. Der war für den handwerklichen Einzelbetrieb schon zu groß und nur durch maschinelle Produktionsverfahren abzudecken. In den folgenden
Jahrzehnten bearbeiteten 68 Fabriken dieses Marktsegment darunter bekannte Firmen wie Fresöni, Th. Hildebrand, Kranzler, Lindt & Sprüngli, Sarotti, Sawade, Gebr. Stollwerck, Suchard und Trumpf.

Gustav Cyliax erwarb vom Bildhauer Sander Gebäude und Grundstück in der Kastanienallee 31 in Prenzlauer Berg, das er bis zur Schwedter Straße 35a erweiterte. Hier entstand eine nach modernen Organisationsprinzipien arbeitende Fabrik mit einer breiten Angebotspalette. Bereits 1897 bestanden Filialen in der Dresdener Straße 24, in der Kommandantenstraße 67, zwei Filialen in der Friedrichstraße (115 und 227) sowie in der Königstraße 12.

so gen. Cyliax-Höfe heute (Kastanienallee)

so gen. Cyliax-Höfe heute (Kastanienallee) (Foto: BBWA)

Auf dem Höhepunkt besaß Cyliax 87 Filialen in Groß-Berlin und drei in Stettin. Die Geschäftsbeziehungen reichten bis Amerika. Nach dem Tod von Gustav Cyliax 1939 übernehmen Walter und Ewald Cylix die Leitung des Geschäfts. Das bestand während des 2.Weltkrieges zu 95 % aus Lieferungen von Dauerbackwaren, Marmeladen und Nährmitteln an die Wehrmacht. Bombenschäden an Werk und Filialen machte meldete man an die Rüstungsinspektion III des OKH. Die Produktion teilte sich auf in Keks- und Lebkuchenbäckerei, Zuckerwaren (Französisches Laboratorium), Früchte- und Marzipanherstellung, Pralinen- und Einlagenherstellung, Waffelproduktion und Figuren-Formerei.

Genaue Übersichten über Rohmaterial und Fertigprodukte liefern die detaillierten Berichte über die Luftangriffsschäden. Nach 1945 wurde die Fabrik verstaatlicht. Die Eigentümer verlegten ihren Firmensitz in die Potsdamer Str. 98 und beschäftigten bald wieder 45 Angestellte und Arbeiter. Es gelang ihnen erneut ein kleines Filialnetz mit 6 Geschäften im Westteil Berlins aufzubauen. Die Cyliax ging 1973 in den Besitz der Firma Etzler über. Heute bieten die alten wiederhergerichteten Fabrikgebäude Räume für Büros und Werkstätten, nur die angebauten Lofts in der Schwedter Straße 35a weisen noch auf Cyliax und den ursprünglichen Zweck des Geländes hin.

Frage: Wer hat noch Erinnerungen an Filialen in der Stadt und eventuell sogar Fotos?

Quellen:

Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv

  • BBWA, K/1/1/5954

Landesarchiv Berlin

  • A Rep.010-02, Nr. 12064 (Bauakte Kastanienallee 31)
  • B Rep. 042, Nr.41466 (Handelsregisterakte)
  • A Rep. 005-07, Nr.418 (Hauptamt für Kriegssachschäden).

Text: Prof. Dr. K. Dettmer

5 Kommentare

  1. habe eine alte Holzkiste mit Metalldeckel und Aufdruck der Firma Cyliax ertrödelt…sieht toll aus ! Grüße aus B.

  2. Michael Schulz sagt

    Ich hätte da auch einen Hinweis auf ein Foto von 1907, welches ein Ladengeschäft der Firma Cyliax, in Berlin, zeigt.
    Das Foto habe ich im Buch “Berlin Mitte um die Jahrhundertwende”, Verlag Haude & Spener von 1991, ISBN 3-7759-0359-3, Seite 120, entdeckt.
    Das Foto entstand am 11.08.1907, in Berlin Mitte, Wallstraße 91 und hat die Nummerierung 4331, welche vermutlich vom Fotografen vergeben wurde.
    Dieses Foto dürfte sich an im Bildarchiv der BVG (Öffentlicher Personennahverkehr Berlin), befinden.

  3. Thomas Muhr sagt

    Beim Sichten und Scannen alter Aufnahmen von 1974 bin ich auf die Cyliax Filiale in der Berliner Str. in Wilmersdorf gestoßen. Ich kann mich noch an die eindrucksvolle Kaffemühle im Schaufenster mit gegenläufigen Schwungrädern, alles in Chrom, erinnern.

    • Manfred Großert sagt

      Ja, Cyliax in der Berliner Str. 39 war ein super Laden. Die massiven Holzregale und die Tresen mit den Glasvitrinen waren toll.
      Ich habe am meinem 5. Lebensjahr in dem Haus gewohnt.
      Die Verkäuferinnen hatten auch immer ein Leckerli für mich (speziell die Borke hat mir besonders geschmeckt).
      Da ich auch später Hausverwalter des Hauses war, befinden sich noch der alte Mietvertrag vom 2. Januar 1936 und diverser Schriftverkehr auf Cyliax-Schriftbogen in meinem Besitz, die ich gerne bei Interesse für die Historie zur Verfügung stelle.

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