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15. Industriekulturabend: Industrietourismus heute

Industrietourismus ist ein neues und bedeutendes Thema für Berlin. Industriebauten als Zeugnisse einer vergangenen Alltagskultur prägen das Gesicht ganzer Stadtteile bis heute. Diese Entwicklung nahm Prof. Dr. Dorothee Haffner vom Berliner Zentrum für Industriekultur (HTW Schöneweide) mit ihrem  Vortrag „Industriekultur als touristischer Faktor“ anlässlich des letzten Industriekulturabends im Goldberger-Saal des Ludwig-Erhard-Hauses am 3. Juni 2016 in den Blick.

Sie nannte viele Beispiele zur  Anziehungskraft der industriekulturellen Bauten auf Berlin-Touristen und betonte den hohen Stellenwert der Industriekultur im Standortmarketing Berlins. Das industriekulturelle Erbe, das in der Öffentlichkeit mehr und mehr wahrgenommen wird, gesellt sich zu den touristisch breit gefächerten Anziehungspunkten Berlins, von denen die Clubkultur, der Mauertourismus und Höhepunkte wie Gärten und Schlösser in der ersten Reihe stehen. Ist der Berlin-Besucher das dritte oder vierte Mal in der Region –  so zeigt die Statistik –  wendet er sich anderen frei gewordenen Räumen zu, zu denen städtebauliche Aspekte gehören. Im weiteren Sinn sind hier auch technische Denkmäler, Friedhöfe und Krankenhäuser zu nennen, deren industriekultureller Hintergrund sich bei näherem Hinschauen erschließt.

Essen, Zeche Zollverein, Haupteingang, Foto: Avda, Lizenz: CC-BY-SA-3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en)

Essen, Zeche Zollverein, Haupteingang, Foto: Avda, Lizenz: CC-BY-SA-3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en)

Routen der Industriekultur in Deutschland und Europa

Mit einem Abstecher in andere Regionen Deutschlands, die Zeugnisse einer vergangenen Industrie für den Tourismus bereits seit einigen Jahren vermarkten und  touristische Themenstraßen mit Stationen an den „wichtigsten und touristisch attraktivsten“ Industriedenkmälern anbieten, zeigte Haffner ausgewählte Beispiele wie die Zeche Zollverein in Essen oder das Besucherbergwerk in Lichterfeld (Elbe-Elster).

Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus fiel auf die ERIH (European Route of Industrial Heritage), ein Netzwerk, das die wichtigsten und touristisch attraktivsten Standorte des industriellen Erbes Europas zusammenfügt. Insgesamt sind es 1.300 Standorte in 45 Ländern Europas. Zu vielen regionalen und themenbezogenen Routen bietet die ERIH Informationen an.  Ihr Ziel ist es, aus vielfältigen europäischen Traditionen ein großes Ganzes zu machen und die gemeinsamen Wurzeln europäischer Industriekultur aufzuspüren. Über Fragen zur europäischen Industriegeschichte zu Bodenschätzen, Textilproduktionen, Transport und Kommunikation u.v.a.m. wird informiert und mögliche europaweite Verbindungslinien werden nachgezeichnet. Ausgangspunkte der einzelnen regionalen und themenbezogenen Routen sind Ankerpunkte, die über das Industriedenkmal selbst hinaus auch durch interessante Führungen, Multimedia-Präsentationen und herausragende Events ein erweitertes touristisches Angebot bieten.

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Besucherbergwerk F 60, Abraumförderbrücke, Foto: A. Savin, Lizenz: CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en)

Regionale Route Berlin

Für Anwohner und Hauptstadtreisende  steht im Berliner Raum eine regionale Route bereit, die zu 12 Standorten führt und deren Ankerpunkt das Deutsche Technikmuseum ist.  Eingebunden ist diese Route ebenfalls  in die  Europäische Route der Industriekultur (ERIH). An jedem weiteren Standort  wird vertiefend auf die Industriegeschichte der Region eingegangen. Durch die Vernetzung dieser Industriedenkmäler werden einzelne Standorte intensiver wahrgenommen (Crossmarketing). Zu diesen Standorten zählen das BMW-Motorradwerk Spandau, das Energie-Museum Berlin, voraussichtlich demnächst der Flughafen Tempelhof, der Fichtebunker, das Haus des Rundfunks, der Industriesalon Schöneweide, die Kulturbrauerei, die Museen für Kommunikation, im alten Wasserwerk und im Kesselhaus Herzberge sowie das Wasserwerk Teufelssee.

Turbinenhalle Moabit (AEG) von, Peter Behrens, 1909

Turbinenhalle Moabit (AEG) von, Peter Behrens, 1909 (Foto: Corporate Archives der Siemens AG)

 

Text: Chr. Berghausen

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